Klärwerk wird 2 Millionen Euro teurer

Herford. Eigentlich standen elf Millionen Euro für die vierte Endreinigungsstufe der Kläranlage auf dem Plan. Doch die neue Anlage wird rund 2 Millionen Euro teurer. "Diese Teuerungsrate liegt mit ungefähr 20 Prozent sozusagen im normalen Bereich, wenn man bedenkt, dass die Kostenschätzung bereits zwei Jahre her ist", sagt Gerhard Altemeier, Betriebsleiter der Sparte Abwasser des Immobilien- und Abwasserbetriebes (IAB). Die Marktsituation im Handwerk stelle sich derzeit so dar, dass es schwierig sei, überhaupt ausführende Firmen zu finden und die, die man finde, könnten ganz andere Preise aufrufen als noch vor zwei Jahren. Neue Technik filtert Medikamentenreste aus dem Wasser Der Auftrag für den Bau der neuen Halle sei aber jetzt vergeben. Voraussichtlich im April könnten die Arbeiten starten. Stadtauswärts auf der rechten Seite auf dem Gelände der Kläranlage entsteht dann eine 45 Meter lange, knapp 25 Meter breite und 17 Meter hohe Halle. "Das ist ein ganz schön großes Gebäude. Das wird die Anmutung dieses Areals ziemlich verändern", sagt Altemeier. Wichtig wird aber, sobald die Halle fertig ist, die innere Ausstattung mit Reinigungs- und Filtrationstechnik. "Bei der vierten Endreinigungsstufe geht es vor allem darum, Arzneimittelreste aus dem Wasser herauszufiltern. Medikamente gelangen hauptsächlich über menschliche Ausscheidungen ins Abwasser. Da Menschen immer älter werden und auch immer häufiger auf Medikamente zurückgreifen, verstärkt sich das Problem der Verunreinigung. "Zum Beispiel eine Schmerzsalbe, die Diclofenac enthält und die ich mir auf eine schmerzende Stelle am Körper auftrage, wird beim nächsten Duschen mit allen Inhaltsstoffen wieder abgespült und gelangt ins Abwasser", erklärt Altemeier. Und Untersuchungen hätten gezeigt, dass Diclofenac die Kiemen von Fischen angreife. "Was wir dort mit der vierten Reinigungsstufe vorhaben, ist sozusagen praktizierter Umweltschutz." Zwischen zwei Verfahren der Reinigung - entweder das Oxidieren mit Ozon oder das Binden der Stoffe durch Aktivkohle - hat man sich in Herford für letzteres entschieden. Und das hat noch einen positiven Nebeneffekt, wie Altemeier erläutert. "Die fein gemahlene Aktivkohle muss man sich vorstellen, wie schwarzes Mehl. Sie hat eine sehr hohe Dichte und saugt dadurch sozusagen die Stoffe an." In großen Abwasserbehältern, die ins neue Gebäude eingebaut werden, wird die Kohle mittels großen Quirlen ganz langsam eingerührt. "Dann kommt noch feiner Sand dazu, der die Kohle zusätzlich beschwert, damit sich alles schneller am Boden absetzen kann. So wird gefiltert - übrigens bekommt man über dieses Verfahren ganz nebenbei auch einen Großteil von Mikroplastik aus dem Wasser heraus." Das meiste Mikroplastik gelange, so Altemeier, übrigens nicht über Kosmetikprodukte ins Wasser. "Die Mehrzahl stammt vom Gummiabrieb der Autoreifen auf den Straßen. Wenn es regnet, wird dieser direkt in die Kanalisation gespült." Die Herforder Kläranlage ist für eine Einwohnerzahl von 250.000 konzipiert. Und das, obwohl die Stadt nur knapp 70.000 Einwohner hat. "Einen Großteil des Abwassers produziert die Industrie, die deshalb noch einmal einzeln auf die Einwohnerzahl drauf gerechnet wird", erklärt Altemeier. Die größten Kunden seien in Herford Hipp, die Herforder Brauerei, deren Abwasser über das Hiddenhauser Kanalnetz auch in Herford lande, sowie das Textilveredelungsunternehmen Eratex - Gustav Ernstemeier an der Bülowstraße. "Die hiesige Industrie wird noch einmal dazu gezählt wie 170.000 Einwohner", so Altemeier. So komme man auf insgesamt 240.000. Mit der Inbetriebnahme sei frühestens Mitte des nächsten Jahres zu rechnen Mit einer Fertigstellung und der Inbetriebnahme der vierten Endreinigungsstufe an der Goebenstraße sei frühestens Mitte des nächsten Jahres zu rechnen - wahrscheinlich werde es eher Herbst, meint Altemeier. Jetzt sei es zunächst an der Politik, grünes Licht für die nächsten Ausschreibungen und Auftragsvergaben zu geben.

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