
Herford. Der Elverdisser an sich ist mit einer gewissen Eigenständigkeit gesegnet: Noch Herford, aber nicht Bielefeld. "Es gibt hier ein Elverdisser Bewusstsein", formulierte vorsichtig Tim Kähler. Der Bürgermeister war einer Einladung seiner SPD gefolgt, deren Ortsverein mit Wolfgang Tiekötter einen Ideenprozess für die frühere Hauptschule anregte. So könnte aus dem Komplex künftig ein Bürgerzentrum für Jung und Alt werden.
"Wenn es um die Interaktion von Jung und Alt geht, kann es Fördermittel des Landes oder Bundes geben"
"Wir möchten Denkanstöße geben. Und das frühzeitig", sagte Tiekötter vor etwa 40 Gästen. Schon jetzt sei absehbar, dass die Räume in näherer Zukunft frei würden. Noch werden an diesem Standort Sattler oder Hauswirtschafterinnen des Anna-Siemsen-Berufskollegs unterrichtet. Doch spätestens 2023 werde angesichts sinkender Schülerzahlen der Kreis Herford den mit der Stadt geschlossenen Mietvertrag beenden. Die Zielrichtung scheint vorgegeben. "Das könnte ein Treffpunkt für mehrere Generationen werden.

Sowohl für Schulkinder, junge Erwachsene oder Senioren", sagte Wolfgang Tiekötter. Dass der SPD-Politiker gar nicht so falsch liegt, bestätigte der Bürgermeister. "Wenn es um die Interaktion von Jung und Alt geht, kann es Fördermittel des Landes oder Bundes geben", sagte Tim Kähler und führte als Beispiel die Turnhalle im Lübberbruch an, für die es unter ähnlichen Vorgaben Fördermittel in Höhe von 1,7 Millionen Euro gegeben hatte. Derzeit bestehe für die ehemalige Hauptschule kein neuer Verwendungszweck.
Demnach biete sich eine frühzeitige Bürgerbeteiligung an. "Was will ich? Wer soll es machen? Was soll es leisten? Was braucht man? Was kann man anders verwerten?", fragte Kähler und wusste zugleich ein weiteres Beispiel anzuführen: "Das haben wir auf dem Bildungscampus auch gemacht und gute Erfahrungen gesammelt. Gegebenenfalls muss man auch Kompromisse schließen." Wie diese aussehen könnten und welche Ziele anvisiert werden sollen, ist genau so offen, wie der Kreis der künftigen Mitstreiter.
"Wenn es um eine verbindliche Teilnahme geht, dann sackt die Begeisterung oft sehr schnell weg. Deswegen wäre es gut, wenn sich auch Bürger außerhalb Elverdissens einbringen", schlug Zuhörer Dr. Ulrich Hart vor. Eine weitere Idee brachte Ralf Hoffmann als Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Herford-Stadt ein: "Wenn ein Teil der Fläche vermarktet würde, könnte ein Teil der Gelder in das Projekt fließen. Denn so einen Treffpunkt muss man sich auch leisten können."
"Wir brauchen nicht noch mehr öffentlichen Raum in Elverdissen"
Claudia Kampe vom TV Elverdissen gab sich bereits optimistisch: "Wir sind gerne mit dabei. Ideen haben wir eine ganze Menge." Vorschläge verspricht sich der Bürgermeister nicht nur durch die "Schwarmintelligenz des Dorfes", sondern auch von Profis, die den Findungsprozess begleiten sollen. "Ich brauche ein Management. Wobei der Prozess selber auch förderfähig sein kann", sagte Tim Kähler. Ratsmitglied Andreas Rödel versprach umgehende Unterstützung.
Nach Absprache mit der SPD-Ratsfraktion solle ein Antrag auf finanzielle Förderung gestellt werden. Die Rede ist von 50.000 Euro als eine Art Startkapital. Diese Gelder müsste allerdings noch der Rat bewilligen, in dem die SPD allein keine Mehrheit hat. Auf Wohlwollen der Christdemokraten kann sie nicht setzen. CDU-Fraktions-Vorsitzender Wolfgang Rußkamp: "Wir brauchen nicht noch mehr öffentlichen Raum in Elverdissen. Wir haben Feuerwehr, Grundschule, Gemeindehaus und Kindergärten, wo sich die Menschen treffen können. Die Folgekosten für solche Gebäude sind viel zu hoch."