Herford/Lemgo

25-Jähriger filmte Frauen im H2O, klaute Geld und einen Slip

Bauhelfer aus Lemgo wird zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt

19.12.2018 | 19.12.2018, 09:49
Heimliche Aufnahmen in der Umkleidekabine: Der 25-jährige Angeklagte hat das Handy unter der Kabinenwand der Schwimmbad-Umkleide durchgeschoben oder darüber gehalten, um Nacktvideos oder -fotos von Frauen zu machen. Fotos:  Montage Vera Gerstendorf-Welle - © Vera Gerstendorf-Welle/Pixabay
Heimliche Aufnahmen in der Umkleidekabine: Der 25-jährige Angeklagte hat das Handy unter der Kabinenwand der Schwimmbad-Umkleide durchgeschoben oder darüber gehalten, um Nacktvideos oder -fotos von Frauen zu machen. Fotos:  Montage Vera Gerstendorf-Welle | © Vera Gerstendorf-Welle/Pixabay

Herford/Lemgo. Sauberer Haarschnitt, Hemd, höflich - der 25-jährige Lemgoer könnte auch als tadelloser Schwiegersohn durchgehen. Doch der Bauhelfer fotografierte monatelang per Handy fremde Frauen in den Schwimmbad-Umkleiden, beim Toilettengang und filmte ein Pärchen beim Sex. So auch in Herford. Zudem stahl er in drei Solarien Geldbörsen, 200 Euro Bargeld und den Slip einer Besucherin.

Er gestand alle Taten und wurde vom Lemgoer Amtsgericht wegen Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen in acht Fällen sowie dreifachen Diebstahls zu einer 14-monatigen Bewährungsstrafe sowie 3.000 Euro Geldstrafe und 80 Arbeitsstunden verurteilt.

"Das war wie eine Sexsucht. Ich musste die Fotos einfach machen", sagte er im voll besetzten Gerichtssaal. Unter den Zuhörern war auch seine Freundin. Als Grund für seinen Voyeurismus führte er an, dass er in der Zeit sehr viel Gewichtstraining betrieben und sich mit dem männlichen Sexualhormon Testosteron "vollgepumpt habe". So aufgeputscht, habe er in den Schwimmbädern immer seine Augen offengehalten und wenn attraktive Frauen oder Paare in einer Kabine verschwunden seien, habe er sich gleich in die benachbarte Umkleide eingeschlossen. So habe er am 8. Januar dieses Jahres gegen 21 Uhr im Schwimmbad "H2O" in Herford ein junges Pärchen bei sexuellen Handlungen in einer Umkleidekabine gefilmt.

Angeklagter aus Lemgo hat bereits Vorstrafen

"Das Handy habe ich unter der Kabinenwand der Umkleide durchgeschoben oder darüber gehalten", sagte er. Dabei wurde der 25-Jährige, der bereits in der Vergangenheit wegen Verbreitung von Nackt- und Pornobildern zu Bewährungsstrafen verurteilt worden ist, erwischt. Bei der Überprüfung seines Handys fand die Polizei auch ältere Videos. Insgesamt fanden die Beamten beim "Spanner" acht Aufnahmen im Zeitraum von Juni 2017 bis Januar dieses Jahres - drei Geschädigte aus der Umgebung von Rehren konnten nicht ermittelt werden. Zugeordnet werden konnten Aufnahmen aus dem Sommer 2017 im Lemgoer "Eau-Le" - hier hat er insgesamt vier Frauen in der Umkleidekabine oder beim Toilettengang aufgenommen. "Ich habe mich den sexuellen Fantasien hingegeben und werde mir jetzt auch Hilfe holen, um diese Gedanken loszuwerden", erklärt der Lemgoer, der immer den Wagen seiner Freundin nutzte, um in die Schwimmbäder zu kommen. Sie habe von seinen Vorhaben nichts gewusst - während er redet, verlässt sie den Gerichtssaal. "Sie will keine Einzelheiten von den Taten hören", erklärte der Angeklagte.

Information

Neuer Fall in Delmenhorst

Ein Mann hat in Delmenhorst Aufnahmen von einer Frau und ihrer Tochter in einer Umkleidekabine in einem Schwimmbad gemacht. Die Frau habe das Badepersonal informiert, teilte die Polizei mit. Polizisten konnten den 43-Jährigen kurz nach dem Vorfall am Sonntag noch in der Nachbarkabine stellen. Sie fanden bei ihm eine Digitalkamera und ein Smartphone. Später durchsuchten die Beamten Wohnung und Auto des Verdächtigen und fanden dort mehrere Speichermedien und Kameras. Die Ermittler werten das Material nun aus.

Doch der 25-Jährige war nicht nur in Bädern, sondern auch in Solarien in Bad Salzuflen, Lemgo und Detmold unterwegs - hier ließ er das Handy in der Tasche und steckte insgesamt zwei Geldbörsen, 200 Euro Bargeld und den Slip einer Solariumbesucherin ein: "Die Unterwäsche habe ich mitgenommen, weil ich es erregend fand." Sein Opfer, eine 64-Jährigen Rentnerin aus Bad Salzuflen, geht nach dem "Slipdiebstahl" nicht mehr ins Solarium. Sie habe Angst, dass sie wieder beklaut und in ihrer Intimsphäre verletzt werde. Die Entschuldigung des Angeklagten kommentierte sie nicht. "Ihre Taten sind eine Sauerei", sagt Richter Florian Hobbeling in der Urteilsbegründung. Der Angeklagte missachte seit Jahren den persönlichen Bereich von Frauen. "Sie müssen ihr Leben ändern, wenn sie nicht in den Knast wollen", fügte er hinzu. Staatswaltschaft und Verteidigung akzeptierten das Urteil. Mit einem Lächeln verlässt der Angeklagte das Gerichtsgebäude - davor wartet seine Freundin. Minutenlang steht sich Paar stumm gegenüber. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter - doch keine Reaktion oder Trost von ihrer Seite - ihre Hände bleiben in den Manteltaschen.