Erhard Krull plant für kürzere Zeiträume

Herford. Der Initiator und Motor von &bdquo;Rad und Tat" will kürzer treten. Erhard Krull ist seit Monaten schwer erkrankt und muss mit seinen Kräften haushalten. Bestrahlung und Chemotherapie haben ihn geschwächt. Das zehnjährige Bestehen des Herforder Vereins, der sich für verschiedene soziale Projekte einsetzt, wurde daher in diesem Sommer nicht gefeiert. &bdquo;Ich mache nur noch Dinge, die kurzfristig zu planen sind. Auf der Jahreshauptversammlung am 25. November haben die Mitglieder mich aber noch einmal im Amt als Vorsitzender bestätigt", berichtet Krull. Die Krankheit, mit der er offen umgeht, sieht man ihm in diesen Tagen nicht an. Die Hoffnung in die Kunst der Ärzte ist dank neuer Medikamente größer, als sie nach der ersten Diagnose war. Selbst eine Reise nach Tansania in Sachen eines medizinischen Projektes hat er kürzlich auf sich genommen. &bdquo;Ich bin mit meinem Lebensgefühl gerade ganz gut zufrieden", sagt Krull. »Verein wird aufgelöst, wenn ich nicht mehr kann« Der 62-Jährige sagt aber auch: &bdquo;Wir haben die Satzung so geändert, dass der Verein mit seinen derzeit zwölf Mitgliedern aufgelöst wird, wenn ich gar nicht mehr kann." Das Vereinsvermögen wird dann übertragen. Musikinstrumente sollen an die Tansania AG des Friedrichs-Gymnasiums gehen, der mobile Holzbackofen, der für den inzwischen aufgegebenen interkulturellen Garten angeschafft wurde, an den Verein Asyl Spenge. Seit 2009 zeigt &bdquo;Rad und Tat" mit Unterstützung des Hausmeisters Peter Kneisel ohne Eintritt regelmäßig Kinofilme in der Meierfeld-Schule. Am kommenden Montag ab 18.30 Uhr flimmert mit der &bdquo;Glenn Miller Story" aus dem Jahr 1954 nun der letzte Film über die Leinwand des kleinen Programmkinos. &bdquo;Wir haben mit dem Kino in der Zeit angefangen, als das Capitol geschlossen hatte. &bdquo;Rund 70 anspruchsvolle Filme haben wir in den knapp zehn Jahren gezeigt", schätzt Krull. Der Zuspruch ist auf rund 15 Zuschauer gesunken, so dass sich der Aufwand nicht mehr lohnt: &bdquo;Ich habe zuletzt Tage gebraucht, mich davon zu erholen." Krull bedauert, dass er auch die Film- und Musik-Veranstaltungen, die er zwei Mal im Monat in der Senioren-Einrichtung Johannes-Haus für im Schnitt 40 Bewohner angeboten hat, nicht mehr leisten kann: &bdquo;Das hat mir immer viel Spaß gemacht." Am Montagnachmittag ist auch hier die letzte Vorstellung. Für 2019 plant er aber mit Flüchtlingen und jungen Gefangenen der Herforder Justizvollzugsanstalt noch zwei weitere Stromkästen künstlerisch zu gestalten. Bisher gibt es 17 Stromkästen in Herford, die auf Initiative von &bdquo;Rad und Tat" und mit Hilfe von Sponsoren wie Westfalen-Weser-Energie vom Gelsenkirchener Künstler Sponk verschönert wurden. Ein besonderes Anliegen war Krull das Bild des hingerichteten Herforder Widerstandskämpfers Heiko Plöger und seiner Frau auf dem Schaltkasten an der Brüderstraße: &bdquo;Es gibt den Nazi-Opfern ein Gesicht." So ein Gesicht möchte er zwei weiteren Opfern geben und ein weiteres Tiermotiv ist in Planung. Krull ist stolz auf die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit der JVA Krull ist stolz auf die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit der JVA. Die jungen Gefangenen haben die Stromkästen gesäubert, bevor der Künstler zur Tat schritt. Sie haben bei Behinderten-Nachmittagen und den Kinoabenden geholfen. In Kooperation mit dem Verein Asyl Spenge soll ein 2018 begonnenes Filmprojekt mit Flüchtlingen fortgesetzt werden. Erhard Krull ist 2003 nach Herford gezogen. Er hat sich schon weit vor Gründung von &bdquo;Rad und Tat" sozial engagiert. Seine damalige Freundin betreute geistig Behinderte beim Schwimmen im H2O und es fehlten männliche Betreuer. Krull machte mit und erkannte: &bdquo;Das ist mein Ding". Und so blieb das Engagement für Behinderte ein zentrales Anliegen von Erhard Krull. Er suchte schon damals einen Ausgleich zu seinem auch heute noch ausgeübten Beruf als Steuerfahnder, in dem er den Menschen, denen er begegnet, &bdquo;selten eine Freude macht". &bdquo;Rad und Tat" – was sagt der Name des Vereins? Geschätzte 150.000 Euro hat Erhard Krull im Laufe der Jahre für den guten Zweck im Fahrradsattel erradelt. Bis 2011 führten ihn fünf große Touren, für die Sponsoren Geld gaben, nach Russland, Istanbul und ins Baltikum. »Ausgleich zur Arbeit als Steuerfahnder« So konnte er von den 23.000 Euro, die die Tour in die Türkei einbrachte, einen Spezialtransporter für den Behindertensport finanzieren. Am Anfang des Vereins stand auch die Idee, Rikshas anzuschaffen, in denen Menschen mit Behinderungen gefahren werden können und Spaß dabei haben. Drei medizinische Projekte für Jugendliche hat der Verein im ostafrikanischen Tansania mit Hilfe von Sponsoren unterstützt, Flutopfern in Pakistan geholfen, sich in der Flüchtlingsarbeit engagiert. Bleibt zu wünschen, dass Erhard Krull bald wieder langfristigere Pläne machen kann.

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