
»Ein Zimmermann verdient mehr als eine Zimmerfrau«
Ein "Herr Stephan" (unter anderem: Bass) und Jochen Barkas (unter anderem Gitarre) begleiten Schubert, der wie gewohnt scharfzüngig daherkommt und bei dem das Sächseln zum Programm gehört wie der gelb-grüne Pullunder. Der sich aber angesichts des aktuellen Programms "Sexy forever" das eine oder andere mal reichlich schlüpfrig gibt. "Wenn Piloten, Lokführer oder Prostituiert streiken, bleibt alles stehen." Oder: "Wenn ich in den Hafen der Ehe segle, dann brauche ich keine aufgetakelte Fregatte, sondern einen robusten Lastkahn."
Dabei hat der 50-Jährige die geringe Fallhöhe des Witzes zur Kunstform erhoben, obwohl manchmal auch einfach etwas Slapstick weiterhilft. So erreicht die Aussage "Ich möchte erstmals auf die Bühne und meine sinnliche Seite präsentieren" ihre volle Wirkung erst in der Optik des schlaksigen Protagonisten.
Dabei beackert Schubert ein breites Feld. Wie etwa das der Politik: "Es gibt noch zwei Dörfer, die sich dem Kapitalismus in den Weg stellen: Das sind Nordkorea und Thüringen. Thüringen besteht zu 80 Prozent aus Wald, der Rest sind Bäume." Nur einen Augenblick später bringt er wieder Brisanz in die Angelegenheit und erklärt, wie das System durch unterschiedliche Löhne die Geschlechter in der Gesellschaft spaltet. "Ein Zimmermann verdient mehr als eine Zimmerfrau."
Sei es der marode Zustand der Bundeswehr und Verteidigungsministerin Ursula, die Montagsdemos in seiner Heimatstadt Dresden, Kinderarbeit in Bangladesch oder sein eigener Haarwuchs - diese Wippe zwischen ernstem Anliegen und profanem Witz durchzieht das gesamte Programm.
»Ich bin Einzelkind, so wie alle meine Geschwister«
"Das, was die Kinder in Bangladesch nähen, ist lieblos zusammengeschustert, das kann man nicht mehr allein auf die schlechten Lichtverhältnisse schieben." Oder: "Wer sich in seiner Jugend dazu entscheidet, Erzieher zu werden, gibt ja zu, dass er vom Leben nichts mehr erwartet."
Diese Vorgehensweise kann anstrengend sein. Weshalb Schubert sein Programm immer wieder mit persönlichen, absurden Geschichten würzt, bei denen sich das Publikum einfach nur zurücklehnen kann. "Ich bin Einzelkind, so wie alle meine Geschwister."
Und natürlich weiß er, wo er auftritt. "Als Sachse würde ich ?Erfurt? sagen. Ich weiß aber, dass ich in ?Heearford? bin." Wenig später lobt Olaf Schubert Produkte der heimischen Region, die für ihn unverzichtbar sind. Auch in ?Heearford?: "Aber nur eine Kiste am Tag." Und um den Abend mit einem Bekenntnis zu beschließen: "Ich wäre gern ein Herforderist."
Nach zweistündiger Show und vor der Zugabe bewerben Schuberts Freunde Devotionalien des Comedians. CD?s aus der gesamten Schaffenszeit sind ebenso zu haben, wie ein jüngst erschienenes Buch. Selbst Duftbäume und Honig-Gläschen mit Schuberts Konterfei können die Fans als Erinnerung an diesen Abend im Herforder Stadttheater nach Hause nehmen.
Was fehlt, ist der unverwechselbare gelblich-grüne Argyle-Pullunder. Eigentlich schade.