Herford

Dominic Miller: Stings Gitarrist beim Musik Kontor

Die Musizierfreude verwandelt das Schiller in ein musikalisches Experimentierlabor

Virtuos: Dominic Miller überzeugt statt mit einer Bühnenshow mit klanglicher Experimentierfreude. | © Hermann Vogel

10.06.2018 | 11.06.2018, 16:27

Herford. Wenn das Musik Kontor einlädt und das Schiller ausverkauft ist, erwartet das Publikum meist nicht nur Musik vom Feinsten, sondern auch eine ausgefeilte Bühnenshow. Davon war bei Dominic Millers Auftritt in Herford nichts zu sehen, was aber durchaus erfrischend war.

Zusammen mit zwei anderen Ausnahmemusikern schien er die Zuhörer in sein erweitertes Wohnzimmer einzuladen. Unkompliziert und sehr persönlich, wie man es auch von seinem musikalischen Weggefährten Sting kennt, teilt Miller schelmische Musizierfreude, klangliche Vielfalt und einfallsreichen Tiefgang mit seinen Zuhörern.

Wenn Miller Klassiker von Beatles, Bee Gees oder Sting intoniert, wird bei ihm niemals ein vertrauter Hit nachgespielt, sondern es wird vermeintlich vertraute Musik weitergedacht. Besonders eindrucksvoll gelang das mit Stings "Fragile". Lange ahnt man nur entfernt, dass hier ein vertrauter Song behutsam entwickelt wird, sobald aber nostalgische Gefühle beim Erklingen der beliebten Melodie auftauchen, wird diese abgewandelt und weitergespielt.

Intelligente Musik, die trotzdem groovt

Auch bei Millers eigenen Kompositionen aus seinem neuen Album "Silent Light" zeigt er sich kreativ und ideenreich. Er spielt mit Konventionen der Rock- und Popmusik ohne in diese einzutauchen. Begnügt sich nicht mit packenden Gitarrenriffs, sondern löst sie in ihre Bestandteile auf und entwickelt sie gleichzeitig weiter. Intelligente Musik, die trotzdem groovt und das Publikum in ihren Bann zieht.

Der aus Argentinien stammende Gitarrist begann, nach einer klassischen Ausbildung in London, eine Karriere als Studiomusiker. Sowohl als Gitarrist als auch als Komponist arbeitet er seit 29 Jahren eng mit Sting zusammen, gleichzeitig wissen aber auch andere Musikgrößen wie Paul Simon seine Dienste zu schätzen.

Zur Zeit befindet er sich auf einer ausgedehnten Europatournee, auf der Konzerte in Paris, Barcelona, Berlin und London auf dem Programm stehen. Stimmung und Ambiente des Musik Kontors schienen es den Musikern aber besonders angetan zu haben. Mochten manche Sympathiekundgebungen als obligatorische Höflichkeiten aufgefasst werden, wird man Millers Aussage wiederkommen zu wollen sicher gerne beim Wort nehmen.

Jam-Session mit seinem 14-jährigen Sohn

Mit dem Londoner Schlagzeuger Miles Bould hat Miller einen musikalischen Partner gefunden, dem schlagkräftige Machtfantasien fremd sind. Mit sensiblen Klängen unterstützt und bereichert er die scheinbar spontan entstehenden musikalischen Gratwanderungen.

Der Belgier Nicolas Fiszman lässt seinen Bass klanglich mit der Gitarre verschmelzen, tritt als selbstbewusster Dialogpartner auf, groovt verführerische Basslinien und tut das nicht nur im fliegenden Wechsel sondern auch gleichzeitig.

Besonderes Highlight im zweiten Teil des Programms war eine Jam Session gemeinsam mit Millers 14-jährigem Sohn Pablo an der Gitarre. Auf das sich entwickelnde Familienunternehmen darf man gespannt sein und sich freuen. Ein gelungener Abend der zeigte, dass auch anspruchsvolle, innovative Musik Basis für beste Unterhaltung sein kann.