Präsident des Deutschen Fußballbundes wirbt in Herford fürs Ehrenamt

Herford. Die Station in Herford war für Reinhard Grindel ein Abstecher. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes machte am Samstag auf dem Weg nach Aachen zur Verleihung des Ordens "Wider den tierischen Ernst" auf Einladung des CDU-Kreisverbandes einen Zwischenstopp im voll besetzten Schützenhof. Als Gastredner des Neujahrsempfanges der Union skizzierte er, dass der Fußball in Deutschland viel mehr sei, als die viel zitierte schönste Nebensache der Welt. "Er ist das letzte Lagerfeuer, um das sich die Menschen heute noch scharen", so der 57-Jährige. Vereine sind wie soziale Netzwerke Bundesweit 25.000 Vereine, von Bundesliga bis Minikicker, bewegten während der Saison an jedem Wochenende bei 80.000 Spielen rund zwei Millionen Menschen. Dies sei eine immense Menge, vor allem wenn man bedenke, dass die Gesellschaft zunehmend in "kleine, digitale Einzelteile" zerfiele und es nicht nur den Sportvereinen immer schwerer falle, Ehrenamtliche an sich zu binden. Entsprechend sei der Fußball und das damit verbundene freiwillige Engagement der "Kitt unserer Gesellschaft", der gerade in Zeiten von Facebook oder Twitter nicht hoch genug geschätzt werden könne: "Die wahren sozialen Netzwerke sind und bleiben die Vereine", so der Sportfunktionär. Im Gegensatz zu den Kontakten via Computer und iPad würden dort echte Freundschaften und echte Gemeinschaft gepflegt - die auch dann Bestand hätten, wenn es mal keine Internetverbindung gebe. "Es ist daher unsere größte Aufgabe, diese Orte zu schützen." Hier nahm Grindel ausdrücklich auch die Politik in die Pflicht. Statt in Sonntagsreden das Ehrenamt zu preisen, sollte den Aktiven durch einfache Regeln im Steuer- und Sozialversicherungsrecht das Leben erleichtert werden. Die Kommunen seien wiederum gefordert, genügend Sportplätze zur Verfügung zu stellen. Er wisse nicht, wie die Situation in Herford sei. Doch es sei ein Skandal, wenn in Städten wie Hamburg oder Berlin Kinder vom Training nach Hause geschickt würden, weil es nicht genug Kapazitäten gebe. Das Geld für einen Kunstrasenplatz sei besser investiert, als später für die Behandlungskosten adipöser Kinder aufkommen zu müssen. Für Respekt und Fairplay Mit Blick auf die Themen Fremdenfeindlichkeit und Migration führte Reinhard Grindel die Nationalmannschaft als ein "gelungenes Beispiel von Integration" an, das belege, dass Vielfalt Stärke bedeute und dass man viel erreichen könne, wenn man zusammenhalte. Er verhehle nicht, dass es in unteren Spielklassen durchaus Probleme mit Mannschaften gebe, deren Spieler einen Migrationshintergrund hätten - auch hier sei der Fußball ein Spiegel der Gesellschaft. Doch gerade der Sport sei dafür geeignet, aus Fremden Freunde zu machen. Und es sei eine Pflicht aller Vereine, sich vor Menschen zu stellen, die wegen ihrer Herkunft angegangen würden: "Auch an der Basis muss jedem die rote Karte gezeigt werden, der gegen Respekt und Fair Play verstößt", so Grindel unter dem Applaus des Publikums. Grindel hat zwei Wünsche Applaus hatte vor der Rede des DFB-Präsidenten auch der CDU-Kreisvorsitzende Tim Ostermann erhalten, der in seinen Ausführungen kurz die Ereignisse des vergangenen Jahres Revue passieren ließ und einen Ausblick auf 2018 gab: "Hoffentlich werden zwei Dinge passieren: Wir bekommen wieder eine voll funktionsfähige Regierung und Deutschland wird wieder Fußball-Weltmeister." Mit Blick auf die für die CDU erfolgreiche Landtagswahl und das "enttäuschende Ergebnis" der Bundestagswahl habe auch in der CDU im Kreis Herford ein "intensives Nachdenken" darüber eingesetzt, wie sich die Union rund um ihren Markenkern inhaltlich erneuern könne. Er hoffe, dass man dafür den "großen Schwung der Wahlkämpfe" mit in das neue Jahr nehmen könne. Zum Ende des Empfanges suchte Reinhard Grindel schließlich noch das Gespräch mit den Vertretern mehrerer Fußballvereine, die ihr Angebot im kleinen Saal des Schützenhofes präsentierten - ehe er seinen Abstecher beendete und in Richtung Aachen fuhr.

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