Herford

Lange Mängelliste verärgert LEG-Mieter

Frieda-Nadig-Weg: Undichte Fenster, seit Monaten nicht anspringende Außenbeleuchtung oder eine Badewanne, aus der das Wasser nicht abfließen will

Peter Steinert
20.12.2017 | 20.12.2017, 07:20
Düster: Ein Bewohner hat das Haus am Frieda-Nadig-Weg betreten. Licht gibt es nur im Flur. Vor der Haustür bleibt es dunkel. Die Mieter müssen schon wissen, wo genau das Schlüsselloch in der Tür ist. - © Peter Steinert
Düster: Ein Bewohner hat das Haus am Frieda-Nadig-Weg betreten. Licht gibt es nur im Flur. Vor der Haustür bleibt es dunkel. Die Mieter müssen schon wissen, wo genau das Schlüsselloch in der Tür ist. | © Peter Steinert

Herford. Nicht eingehaltene Zusagen, merkwürdige Forderungen, defekte Eingangsleuchten. Vessile Sahin hat die Nase voll, weil zuletzt auch noch das Wasser in ihrer Badewanne stand und nicht mehr abfließen wollte. Ihr Ärger gilt der Wohnungsgesellschaft LEG, die mehrere Miethäuser in Herford betreibt. Auch am Frieda-Nadig-Weg, wo die 28-Jährige wohnt.

Zum Termin mit der NW hat Vessile Sahin ihre Nachbarin Frauke Teske eingeladen. Die bestätigt die Zustände. Beide Mieterinnen arbeiten im Schichtdienst, die eine in Kirchlengern, die andere in Vlotho. Wenn sie zu später Stunde ihr Zuhause erreichen, stehen sie nicht selten im Dunklen. Die Außenbeleuchtung ist defekt. "Das liegt aber nicht an einer Glühbirne, sondern an einer fehlerhaften Kabelverbindung. Für Reparaturen dieser Art stünde derzeit kein Geld zur Verfügung, teilte uns der Hausmeister mit", sagt Vessile Sahin.

Kaltes Wasser: Mieterin Vessile Sahin sollte mit einem Messbecher ihre Badewanne leeren, weil der Abfluss verstopft war. Inzwischen bemühte sich ein Handwerker erfolglos. - © Peter Steinert
Kaltes Wasser: Mieterin Vessile Sahin sollte mit einem Messbecher ihre Badewanne leeren, weil der Abfluss verstopft war. Inzwischen bemühte sich ein Handwerker erfolglos. | © Peter Steinert

Auf diesen Hausmeister sind die beiden Mieterinnen ohnehin nicht gut zu sprechen. Auf offenkundige Missstände reagiere er nicht. Stattdessen soll er mit einer Beteiligung der Reinigungskosten gedroht haben, falls die Bewohner des Hauses nicht eigenhändig die im Hausflur liegende Werbepost entsorgten. "Wir sollten eine Strafe von 30 Euro bezahlen", so die beiden Frauen. "Was können wir dafür, dass der Packen da liegt? Wir haben die Post nicht bestellt", schimpfen Frauke Teske und Vessile Sahin.

»Ich sollte mit einen Becher die Badewanne leeren«

Letztere ist auch deswegen auf den Hausmeister sauer, weil der sie nach Beschwerden mehrfach abblitzen ließ. Die Probleme hätten schon vor fünf Jahren beim Einzug in ihre 46-Quadratmeter-Wohnung begonnen. Von ihr bemängelte Brandflecken im PVC-Fußboden seien bis heute nicht ausgebessert worden. Man könne da nichts machen, weil sie nichts schwarz auf weiß habe, hörte Vessile Sahin.

Undichte Fenster, fehlende Heizkörper im Schlafzimmer - und zuletzt die volle Badewanne. "Ich sollte mir einen Becher nehmen und so die Wanne leeren", sagt die Mieterin.

LEG-Sprecherin Judith-Maria Gillies widersprach Ende vergangener Woche der beschriebenen Schilderung. Mit einer Ausnahme lägen der LEG zu den aufgeführten Vorgängen keine Mieterbeschwerden vor: "Strafgelder für liegengebliebene Werbesendungen im Haus erheben wir natürlich keine - und drohen diese auch nicht an. Die Außenleuchte ist unseren Unterlagen nach bereits im Mai repariert worden. Seitdem gab es dazu keine weiteren Beschwerden. Meldungen zu undichten Fenstern oder fehlenden Heizkörpern liegen uns ebenfalls keine vor."

Die Sprecherin des Unternehmens ging auch auf die verstopfte Badewanne ein: "Am vergangenen Montag haben wir einen Handwerker hingeschickt, der jedoch ad hoc den Fehler nicht beheben konnte. Hier bleiben wir aber dran, um das Problem möglichst rasch zu beheben. Noch heute werden wir die Mieterin kontaktieren, um weitere Maßnahmen abzustimmen."

Die LEG-Sprecherin weiß damit mehr als Mieterin Sahin. Die stand gestern Abend an der Haustür nach wie vor im Dunklen. Und das mit dem defekten Badewannenabfluss werde sich wohl hinziehen, hörte sie vom Handwerker.

Negative Meldungen der LEG finden immer wieder ihren Weg in die NW. Im vergangenen Jahr etwa verlebten Mieter das Weihnachtsfest ohne Heizung. Und im Sommer beklagten Bewohner vom Weddigenufer einen Wasserrohrbruch, den elf Handwerker erst nach 28 Tagen beheben konnten.

Kommentar der Redaktion

Kaufen, kaufen, kaufen

von Peter Steinert

Es sieht gut aus auf dem Wohnungsmarkt. Sehr gut. So will der Wohnungsriese Vonovia wieder zubeißen und sich den österreichischen Konkurrenten Buwog einverleiben. Fünf Milliarden Euro Übernahmekosten vermeldet der Bochumer Konzern.
Der einst als Landesentwicklungsgesellschaft NRW gegründete Mitbewerber LEG braucht sich ebenfalls nicht zu verstecken. Börsenexperten prognostizieren der Aktiengesellschaft steigende Dividenden und zulegende Kurse. Die Empfehlung vom Börsenparkett: Buy, buy, buy.
Kaufen, kaufen, kaufen. Dem folgen jene, die ihr Vermögen mehren und das Geld gut anlegen möchten. Schließlich fällt es auf fruchtbaren Boden. Einer seit Jahren sinkenden Zahl von Sozialwohnungen stehen immer mehr Wohnungssuchende entgegen. Und weil die Nachfrage den Preis bestimmt, greift die in Berlin ausgerufene Mietpreisbremse nicht. So funktioniert Wirtschaft. Selbst in Herford.
Wobei der Markt hier noch moderat ist und die ehemaligen Wohnungen der britischen Streitkräfte für Entlastung sorgen. Die Wohnungsriesen sind aber auch in der Hansestadt präsent. Das lässt sich in der Nordstadt erkennen, wo betagten Häusern der Vonovia renovierte Gebäude der heimischen Wohnungsgesellschaft WWS gegenüberstehen.
Das lässt sich auch an einigen Objekten der LEG festmachen. Der sind die Aktionäre augenscheinlich näher, als die Mieter. Für die sieht es schlecht aus. Sehr schlecht. Vielleicht sollten sie auf dem Aktienmarkt aktiv werden. Und den Gewinn reinvestieren. In: Auszug.