
Herford. Noch liegt die Aa im Bereich der Radewig verschlafen in ihrem Bett. Dass dieses Flüsschen auch erlebt und belebt werden kann, zeigen die Entwürfe eines freiraumplanerischen Wettbewerbs, die am Freitag im Rathaus vorgestellt wurden. Das Resultat kann sich sehen lassen. Werden die Vorschläge realisiert, dann kann sich auch die Aa sehen lassen.
"Wenn das so umgesetzt wird, dann ist das ein Riesengewinn für Herford und eine erhebliche Qualitätssteigerung für die Bürger, aber auch für die Flora und Fauna", sagte Bürgermeister Tim Kähler bei der Vorstellung der Entwürfe, die städtebauliche Vorgaben sowie wasserwirtschaftliche und gewässerökologische Anforderungen erfüllen.

Die Ansätze dazu lieferten die Planungsgemeinschaft "Kortemeier Brokmann Landschaftsarchitekten" (Herford) und "IWA Ingenieurgesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft" (Bad Oeynhausen), die nach ausführlicher Bewertung durch eine siebenköpfige Jury auf dem ersten Platz landeten, sowie das Duo "Kraft.Raum Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung" (Krefeld) und "Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker" (Hoppegarten), das den zweiten Platz belegte.

Beiden Entwürfen gemein ist ein Absenken des Radewiger Wehrs, das beim Krefeld-Hoppegartener Modell um 50 Zentimeter tiefer gelegt werden und das beim Herford-Bad Oeynhausener Vorschlag halbiert und um eine sogenannte Starkgefällestrecke ergänzt werden soll.
Eine solche Gefällestrecke könnte nach dem Siegerentwurf auch am Aawiesen-Park entstehen, während der Zweitplatzierte den Damm zum Park beseitigen und das Gelände zur Flutwiese machen möchte. "An der derzeitigen Nutzung ändert das fast nichts, denn das Gebiet würde nur bei einer Jahrhundertflut überschwemmt", sagte Landschaftsarchitekt René Rheims.
Planerisch näher kamen sich die beiden Wettbewerbsteilnehmer im weiteren Verlauf der Aa. Beide Vorschläge sehen terrassenförmige Stufen vor, die zwischen Capitol-Kino und Sparkassen-Café von der Elisabethstraße zum Flüsschen führen und die direkt der Vorgabe "Herford ans Wasser" folgen.
Zugleich soll - in beiden Entwürfen - ein Zugang von der Bäckerstraße zur Aa und ein Weg längst der Aa ab der Herderbrücke geschaffen werden. Herfords Stadtplanerin Maike Wöhler: "Uns gefiel der barrierefreie Zugang zum Wasser." Nils Kortemeier zu seinem Entwurf: "Wir wollten der Aa das Selbstbewusstsein wieder zurückgeben. Außerdem wollten wir nach der Marta-Achse eine zweite Verbindung im Süden zwischen dem Wall und der Fußgängerzone sowie dem Rathaus-Ensemble schaffen. Die Aa hat dafür viel Potenzial."
Ab dem 20. Januar 2018 sollen die Entwurfe im Rathaus ausgestellt werden. Das, was bislang nur auf dem Papier steht und in den Computern steckt, könnte ab 2020 umgesetzt werden. Vorausgesetzt, dass sich das Land mit Fördermitteln an dem Projekt beteiligt. Bürgermeister Tim Kähler ist zuversichtlich: "Die Mittel sind vorhanden, das Land weiß nur noch nicht, wohin sie fließen sollen."