Herford. Wie zwei Kuchenformen werden die zwei Hälften des drei Tonnen schweren Stahlwerkzeugs mit einem hohen Druck aufeinander gepresst. 230 Grad heißer, flüssiger Kunststoff fließt in die Form in der sogenannten Spritzgussmaschine. Mit Kühlwasser wird dieser wieder auf 80 Grad heruntergekühlt, so dass der Kunststoff wieder fest wird. Das Ergebnis ist beispielsweise eine Schublade oder eine Briefablage aus Plastik.
Das sind einige der Produkte, die die Firma Han-Bürogeräte am Standort Herford herstellt. Das Unternehmen produziert in erster Linie Ordnungs- und Bürobedarf und vertreibt die Produkte an den Facheinzelhandel.
»Das papierärmere Büro ist eine Herausforderung«
Der Unternehmensname "Han" ist eine Kurzform des Namens Hans-Benno Niehaus, der die Firma im Jahr 1957 in Bielefeld gründete, in unmittelbarer Nachbarschaft der Firma Schüco. Vor genau 60 Jahren begann Niehaus mit zwei Mitarbeitern damit, Briefablagen aus Holz und Holzkarteikästen herzustellen. Erst später kamen Büroartikel aus Kunststoff hinzu.
Das Unternehmen wuchs und verlegte 1981 seinen Hauptsitz von Bielefeld nach Herford. Sein Sohn Ralf Niehaus übernahm im Jahr 1991 die Geschäftsführung und leitet derzeit den Betrieb. Insgesamt 70 Mitarbeiter sind am Hauptstandort in Produktion, Vertrieb und Verwaltung auf einer Fläche von rund 6.000 Quadratmetern tätig. An der Zeppelinstraße gibt es einen zweiten Standort für ein Logistiklager auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern.
"Wir beschäftigen uns mit Produkten, die die Arbeit zu Hause und im Betrieb organisieren", sagt Geschäftsführer Ralf Niehaus. Mehr als 750 Produkte habe die Firma im Sortiment, mit besonderem Augenmerk auf Design und Farben. "Wir setzen mehr als 70 Farben ein und schauen auch, was die Textil- und Möbelindustrie macht", sagt Vertriebsleiter Jens Magdanz. Daher würden jedes Jahr vier bis fünf neue Farben entwickelt.
Häufig seien Produkte aus der Herforder Fertigung wie beispielsweise die klassische Schubladenbox oder ein Hängeregister in Fernsehsendungen wie "Tatort" oder "Rosenheim Cops" zu sehen. Die europäische Zentralbank habe mehrere Tausend sogenannter flammenhemmender Papierkörbe für ihren Neubau in Frankfurt bestellt. Weitere große Kunden von Bürobedarf-Produkten aus dem Hause Han-Bürogeräte seien das Bundesinnenministerium, die Lufthansa-Tochter Fraport, die Autokonzerne Daimler und BMW und Bosch.
Auf die Frage, welchen Einfluss die Digitalisierung auf das Unternehmen habe, weiß Vertriebsleiter Jens Magdanz eine Antwort. "Das papierärmere Büro ist eine Herausforderung für uns, aber wir sind kein Archivierungshersteller", sagt Magdanz. Die Firma widme sich bereits neuen Produkten, die so gar nichts mit Papier zu tun hätten. Dazu gehören unter anderem ein Smartphone- und ein Tablethalter für den Schreibtisch.
Im vergangenen Jahr hat die Firma Han-Bürogeräte zudem einen Medikamentendosierer auf den Markt gebracht, der gemeinsam mit Apothekern und weiteren Fachleuten entwickelt wurde. In dem Schubladensystem können Personen, die mehrmals täglich auf Medikamente angewiesen sind, ganze Blister-Verpackungen lagern und Etiketten mit den jeweiligen Einnahmezeiten beschriften. Der Sortierer werde über Apotheken und einen Online-Versandhändler vertrieben.
Das Kerngeschäft des Herforder Unternehmens mit rund 15 Millionen Euro Jahresumsatz liegt in Deutschland. "Wir exportieren stark ins europäische Ausland", sagt Magdanz. Rund 40 Prozent der produzierten Ware werde im Ausland verkauft.