Herford. Die Polizei hat am Freitagabend mehr als ein Dutzend Fahrzeuge der Tuning-Szene kontrolliert. Einige durften ihre Fahrt nicht fortsetzen. Die Straßen rund um die Burger King-Filiale an der Röntgenstraße in Elverdissen sind ein beliebter Treffpunkt für Fans tiefergelegter Autos. Anwohner klagen über laute Motorengeräusche, berichtet die Polizei. Zudem sei die Zufahrt auf das Gelände der Tankstelle teilweise nicht mehr möglich gewesen, weil Fahrzeuge der Tuner-Szene diese blockiert hätten.
Das Ziel der Kontrollen ist es, die Sicherheit im Straßenverkehr zu gewährleisten und ein Zeichen zu setzen. Das Ergebnis: Fünf Platzverweise, Erlöschen der Betriebserlaubnis bei sechs Fahrzeugen, darunter einmal wegen Verkehrsunsicherheit und fünf Mal wegen Manipulation, eine Ordnungswidrigkeitenanzeige und drei Verwarngelder.
Der schnellste Autofahrer war mit Tempo 83 in der 50er-Zone unterwegs
Die Herforder Polizeibeamten waren erstmals beim Treffpunkt der Tuning-Szene im Einsatz und wurden von ihren Kollegen aus Bielefeld unterstützt. In der Leineweberstadt finden schon länger und regelmäßig Kontrollen dieser Art statt. "Zeugen sprechen von Beschleunigungsrennen, aber das konnten wir noch nicht feststellen", sagt Thorsten Ronning von der Polizei Bielefeld.
Bereits bei der Anfahrt von der Altenhagener Straße wurde die Geschwindigkeit von 1.226 Fahrzeugen gemessen. Davon waren 63 Fahrzeuge zu schnell. Der schnellste sei in einer 60er-Zone mit 84 Kilometern pro Stunde unterwegs gewesen.
Durch eine Tempo-50-Bereich bretterte der schnellste Fahrer mit Tempo 83. "Stellen Sie sich mal vor, was das für die Bremswegverlängerung bedeutet", sagt Ronning. An der Elverdisser Straße hat die Polizei zudem auffällige Tuning-Fahrzeuge angehalten und zur Kontrolle aufgefordert.
Gemeinsam mit der Polizei überprüfte Dekra-Mitarbeiter Uwe Hagemann, ob die aufgemotzten Fahrzeuge noch die gesetzlichen Vorschriften zur Weiterfahrt erfüllen. Er misst unter anderem den Mindestabstand des Fahrwerks vom Boden und die Lautstärke des Motors mit einem Dezibel-Messgerät. Die erlaubte Maximallautstärke ist abhängig vom Fahrzeugtyp und ist im Fahrzeugschein eingetragen.
Oft werden selbst einfache Vorgaben nicht umgesetzt
Am hinteren Teil der Röntgenstraße haben Thorsten Ronning und seine Kollegin einen roten Seat Leon angehalten. Weiterfahren darf er nicht. Im Kofferraum steht eine große Bass-Box. Die Polizei kontrolliere die Fahrtüchtigkeit und die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Oft würden selbst einfache Vorschriften nicht erfüllt, wie einen Verbandskasten, ein Warndreieck und eine Warnweste mitzuführen, erlärt Ronning. Stattdessen werde der Kofferraum dafür genutzt, um Boxen oder Werkzeug mitzunehmen.
Typische Verstöße
- Die Front- und Seitenscheiben des Fahrers dürfen nicht mit einer getönten Folie abgeklebt werden.
- Die Karosserie darf nicht auf dem Fahrwerk aufsitzen. Der Mindestabstand beträgt acht Zentimeter.
- Manipulationen, durch die die Maximallautstärke des Motors überschritten wird.
Bei den Verwarngeldern liege Deutschland im EU-Vergleich weit hinten. "In Österreich würde er sein Fahrzeug wahrscheinlich gar nicht zurückbekommen", sagt er. Neben einem Bußgeld von 140 Euro erhalte der Fahrer nur einen Punkt im Flensburger Strafregister. Außerdem müsse er sich bei der Dekra oder beim TüV ein Gutachten ausstellen lassen, um für das Fahrzeug die Betriebserlaubnis zurückzubekommen.
Wie er mitteilte, kommen Fahrzeuge aus Bielefeld, Hannover, Minden und Lippe zu den wöchentlichen Treffen an der Röntgenstraße. Herforder Kennzeichen waren eher in der Minderheit. Mitglieder der Tuning-Szene würden sich aus den sozialen Medien kennen. Sie nutzen insbesondere Facebook-Gruppen zur Absprache. Die Polizei war am Freitagabend von 18 bis 24 Uhr im Einsatz.