Herford. Als Tijan Njie (sprich: Jei) das Königin-Mathilde-Gymnasium nach dem Abitur 2012 verließ, wollte er nicht weiter die Schulbank drücken. Sein Wunsch stand fest: Schauspieler werden. Von den Warnungen seines Umfelds, dass der Beruf „unsicher" sei, ließ er sich nicht abschrecken.

Wenige Jahre später wird sein Durchhaltevermögen belohnt: Njie ergattert seine erste Nebenrolle in der Krimiserie „Soko München". Es folgt eine Episodenhauptrolle bei „Soko Köln" und eine Hauptrolle in einem Werbespot für „Deutschland sucht den Superstar".

Früher spielte er beim SC Herford

„Ich war schon immer ein Freigeist und wollte etwas Praktisches machen", sagt der 25-Jährige. Bereits in der Schule stand er im Literaturkurs auf der Theaterbühne. Sonst fand man den jungen Tijan Njie meist im Trikot des SC Herford auf dem Fußballplatz. Etwa zehn Jahre lang kickte er in Mannschaften von der D-Jugend bis zum Seniorenbereich. Auch wenn er nicht mehr aktiv Fußball im Verein spielt, weiß er seine Zeit dort zu schätzen.

Seine Trainer waren unter anderem der Ex-Armine Georg Koch und der ehemalige Schalker Jörg Böhme. Davon profitiert er auch heute als Schauspieler noch, wie er selbst sagt. „Das war eine wichtige Erfahrung für mich, denn beim Fußball habe ich Pünktlichkeit, Disziplin, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein gelernt."

Tätigkeit als Sport- und Fotomodel

In der Grundschule ergatterte Njie als Kind bereits seine erste Hauptrolle und spielte Joseph in der Weihnachtsgeschichte. Später parodierte er nicht nur Lehrer auf der Bühne. An einem Varieté-Abend der Schule schlüpfte er in die Rolle des Bruce Darnell, bekannt aus „Germany’s Next Topmodel". Vielleicht kein Zufall. Denn genau wie der US-Amerikaner Darnell ist Tijan Njie mittlerweile auch als Fotomodel tätig und steht seit Kurzem unter Vertrag bei einer Sportmodel-Agentur.

Trotz des Erfolgs wirkt der 25-Jährige bodenständig und bescheiden. „Ich will nicht, dass der Eindruck erweckt wird, dass ich etwas Besseres bin", sagt der gebürtige Herforder mit tunesisch-gambischen Wurzeln. Seine ganze Familie und viele Freunde wohnen nach wie vor in der Werrestadt. Daher kommt der Wahl-Kölner nach wie vor gerne regelmäßig hierhin zurück: „Nach Herford zu kommen, ist für mich wie Urlaub zu machen."

Harte Aufnahmeprüfung

Njie hat viele Talente, musste aber für seinen Erfolg arbeiten. An die Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule in Köln kann er sich noch ganz genau erinnern: „Ich bin zehn Minuten zu spät gekommen und wurde direkt ins kalte Wasser geschmissen", sagt er. Für die Prüfung musste er improvisieren, einen Monolog aus Goethes „Faust" vortragen, eine Dialog-Szene spielen, tanzen und rappen.

Doch es hat gereicht und Njie wurde an der Schauspielschule angenommen. Die besuchte er zwei Jahre lang. Neben Sprechtraining und Rollenerarbeitung stand auch ein Emotionstraining auf dem Stundenplan. In diesem Fach lernen angehende Schauspieler, ihre Emotionen zu reflektieren, um sie in Rollen kon-trolliert einzusetzen.

Wie Schauspieler Emotionen einsetzen

„Bei der Technik des Method-Acting denken Schauspieler an eine persönliche traurige Erinnerung", erklärt Njie. Um sich dem Publikum besser emotional zu öffnen, hatten die Schauspielschüler eine anspruchsvolle Aufgabe. „Ich musste der Klasse mein ganzes Leben in 45 Minuten vorstellen", sagt er. „Das war sehr intensiv, dabei kommen auch verdrängte Emotionen hoch, aber ich weiß jetzt, damit umzugehen."

Auch nach Abschluss der Ausbildung widmet sich der 25-jährige noch regelmäßig der Emotionsarbeit. „Ich versuche immer, ohne Last durch den Tag zu gehen", sagt Njie und wirkt dabei sehr selbstreflektiert. „Ich versuche immer, ein fröhlicher Mensch zu sein", sagt er und unterstreicht seine Aussage mit einem Lachen.

Das Video zeigt einige Szenen und Werbespots, in denen Tijan Njie mitgewirkt hat: