Herford

Das Quartier Radewig erlebt einen Aufschwung

Yakup Aydin verkauft Döner im Gemüseladen seiner Eltern. Terry Haydon plant das Projekt „Kleine Radewiger Markthalle.“ Augenärzte vergrößern ihre Praxis. Hauseigentümer investieren

Yakub Aydin hat das ehemalige Gemüsegeschäft seines Vater an der Bielefelder Straße 2b übernommen und verkauft mit Kemal Özdemir jetzt Berlin Döner, Sohn Ege Dogus Aydin und Kaya Demirkaya genießen Tee in der Sonne. | © Peter Steinert

23.05.2017 | 23.05.2017, 16:46

Herford. Nettes Altstadtviertel mit familiärer Atmosphäre. Stolz auf den sauberen Gänsemarkt. Eigentümergeführte Einzelhandelsgeschäfte. Liebevoll restaurierte Häuser. Gute Parkmöglichkeiten. Tolle Nachbarschaft.

So beschreiben Radewiger in einer aktuellen Umfrage ihr Quartier. Historisch gewachsen. Kleinteilig. Romantisch. Vertraut. Ein K-Viertel in dem Kinder, Kultur und Kunst eine harmonische Rolle spielen.

Erweiterung: Die Augenärzte Norbert Koeller und Matthias Klamann vergrößern ihre Praxis an der Radewiger Straße. - © Peter Steinert
Erweiterung: Die Augenärzte Norbert Koeller und Matthias Klamann vergrößern ihre Praxis an der Radewiger Straße. | © Peter Steinert

Keine 1a-Lage, stattdessen ein funktionierender Kiez. Keine Fußgängerzone, sondern ein verkehrsberuhigter Bereich. Keine Einkaufsmeile, relativ wenig Leerstände.

„Deshalb ärgert es mich, wenn der Bürgermeister und ein Makler beim IHK-Wirtschaftsgespräch sagen, das Quartier brauche ein eigenes Konzept", erklärt Hans Koch, Vorsitzender der ISG Radewig. „Wir haben ein Konzept und einen Plan, an dem arbeiten wir." Koch verweist auf die gewachsene Gastronomie. Die Quartier Lounge habe den Anfang gemacht, Kao Thai habe sich prächtig entwickelt. „Britta Kurz hat sich in die Eisbar verliebt" und mit ihrem Mann Stefan ein florierendes Geschäft daraus gemacht.

Aktueller Neuzugang: Yakup Aydin hat den einstigen Gemüseladen seiner Eltern an der Bielefelder Straße 2 b übernommen. „Früher habe ich hier Kisten geschleppt. Jetzt verkaufen wir Berlin Döner. Spezialität sind Hamburger", sagt Yakup Aydin, der auch das komplette Haus kaufen will.

Planung: Ein Café für Studenten und die kleine Radewiger Markthalle sollen in der Steinstraße 11 – 13 betrieben werden. - © Peter Steinert
Planung: Ein Café für Studenten und die kleine Radewiger Markthalle sollen in der Steinstraße 11 – 13 betrieben werden. | © Peter Steinert

An der Steinstraße 11 – 13, in der bisher nur ein Wettbüro residiert, soll ein Café für Studenten einziehen. Terry Haydon möchte dort mit dem Projekt „Kleine Radewiger Markthalle" einen Handel mit „Handwerk, Kreativkunst und Regionalem" etablieren. Imker könnten ihren Honig anbieten.

Ein Gastronom soll auch das ehemalige Café Wien – zuletzt ein Teppichladen – an der Radewiger Brücke beleben. „Der Hausbesitzer macht alles mit. Am liebsten will er verkaufen", berichtet Hans Koch. Beim Hoekerfest stelle Anna Berghaus ihre Bier-Factory auf den Parkplatz und würde damit den Übergang von der Noch-Fußgängerzone Bäckerstraße bis ins Weindorf auf dem Gänsemarkt beleben.

Schräg gegenüber investiere Besitzer Peter Eggemann in das älteste Steinhaus der Stadt – früher Zoohandlung Bollhöfer. Die Fassade werde dafür in den ursprünglichen Zustand versetzt. „Es liegt nicht an den Leerständen, sondern an den Hausbesitzern und Maklern. Wenn die sich kümmern, so wie wir uns kümmern, dann kriegen wir auch eine Lösung hin", glaubt der Vorsitzende der ISG Radewig.

Belebung: Fahrräder statt Leerstand im Trachtenstübchen. - © Peter Steinert
Belebung: Fahrräder statt Leerstand im Trachtenstübchen. | © Peter Steinert

Bestes Beispiel: Statt das ehemalige Trachtenstübchen leer zu lassen, habe der Besitzer Mario Jonas kostenlos erlaubt, seine Fahrrrad-Werkstatt dort einzurichten. Jetzt bahne sich ein Mietvertrag an.

Vergrößern werden sich die Augenärzte Norbert Koeller, Matthias Klamann und die aus Löhne zurück in ihre Heimat gekehrte Sina Iskandar: „Drei neue ebenerdige Untersuchungsräume, ein Büroraum als Telefonzentrale sowie ein Sozialraum für Mitarbeiter kommen in der Radewiger Straße 20 – 22 dazu." Seit Montag läuft der Umbau, die Fertigstellung ist nach den Sommerferien geplant.

Schräg gegenüber feierten die Schnittwerk-Friseure Samstag ihre Neueröffnungsparty im ehemaligen Geschäft des verstorbenen Uhrmachermeisters Ralf Heimsath.

„Wir sind im Aufschwung, daran können sich andere ein Beispiel nehmen", sagen Danny und Dennis Meier, die in ihrem Foto-Studio 48 Radewiger Gesichter für eine Bauzaunaktion in Szene gesetzt haben.

Denn es gibt noch reichlich Mängel im Quartier, die die Stadt beheben könnte. Die Radewiger Wunschliste: Den Janup und die Löhrstraße als Eingangsbereiche einladender gestalten. Erleichterung und Unterstützung bei der Ansiedlung gastronomischer Betriebe. Förderung neuer Konzepte besonders bei Leerständen. Eine gezielte und aktive Wirtschaftsförderung in Kooperation mit Pro Herford und dem neuen Innenstadtverein.

Hans Koch und ISG-Schatzmeister Friedel Ahlmeyer freuen sich jetzt auf Streetfood-Stände und Straßenmusiker am 10. Juni auf dem Gänsemarkt.