Herford

Herforder Unternehmen ist Technologieführer in der Abwasseraufbereitung

Wedeco: Das zur Xylem-Gruppe gehörende Unternehmen aus Herford produziert chemikalienfreie Abwasseraufbereitungsanlagen der neuesten Generation

Spitzentechnik: Die Xylem-Spitze mit Sven Baldig (v. l.), Ulrich Kosok, Geschäftsführer Christoph Hirschmann, Ludwig Dinkloh und Harald Stapel an einer Ozon-Anlage zur Wasseraufbereitung. | © Peter Steinert

Peter Steinert
18.09.2016 | 18.09.2016, 08:00

Herford. Höhere Umweltstandards, wachsende Weltbevölkerung plus immer älter werdende Menschen - für die zur Xylem-Gruppe gehörende Herforder Firma Wedeco steht unter dem Strich ein deutliches Wachstum. "Wir expandieren", sagt Produkt-Manager Ludwig Dinkloh, dessen Unternehmen chemikalienfreie Abwasseraufbereitungsanlagen herstellt. Jeweils zur Hälfte kommt UV-Technik zur Desinfektion oder Ozon-Technologie zur Oxidation zum Einsatz. Beim Ozon sei Wedeco "weltweit Technologieführer", sagt Dinkloh. Insgesamt, so Ludwig Dinkloh, gebe es vier Spieler, die in etwa gleich groß seien. Wedeco (300 Mitarbeiter am Standort Herford) belege bei der Ozon-Technologie derzeit Rang 2. China, Mittel-Ost und Nordamerika seien interessante Märkte.

Mehr als 250.000 Ultraviolett (UV)-Desinfektions- und Ozon-Oxidationssysteme von Wedeco sind in privaten, kommunalen und industriellen Anwendungen weltweit im Einsatz. "80 Prozent aller Anlagen sind maßgeschneiderte Lösungen", sagt Xylem-Manager Harald Stapel. Der Exportanteil beträgt 90 Prozent. Wobei der Binnenmarkt künftig wichtiger werden dürfte. Denn auch in Deutschland stehen die Probleme durch Mikroschadstoffe im Fokus. Eine Gesetzesvorgabe für diese sogenannte "4. Reinigungsstufe" existiert zwar noch nicht. Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sind aber Vorreiter in Sachen sauberes Abwasser. Xylem-Manager Ulrich Kosok: "Wir sprechen dabei von pharmazeutischen Mitteln, beispielsweise um Rückstände von Schmerzmitteln, die sich im Abwasser wiederfinden." Die Folge seien etwa hormonelle Fehlentwicklungen bei Fischen oder Fröschen.

Sorgfältig: Die Xylem-Mitarbeiter Olaf Huxhage und Carsten Bendler (r.) an den Leuchtröhren einer UV-Anlage. - © Peter Steinert
Sorgfältig: Die Xylem-Mitarbeiter Olaf Huxhage und Carsten Bendler (r.) an den Leuchtröhren einer UV-Anlage. | © Peter Steinert

Um das künftig auszuschließen, könnte einer der beiden Eckpfeiler von Wedeco zum Einsatz kommen, indem das zugesetzte Ozon-Gas in Sauerstoffmoleküle zerfällt. "Mit Ozon lässt sich auch farbiges Wasser klären. In China werden auf diese Weise Zellstoffe gebleicht. Ozon wird aber auch bei der Papierproduktion und bei der Herstellung von Bekleidung eingesetzt. Dabei wird Chlor durch Ozon ersetzt", sagt Xylem-Direktor Sven Baldig.

»Wir haben bauliche Grenzen, aber wir halten am Standort Herford fest«

Ein Expansions-Ende ist nicht in Sicht. Erst 2012 war die Fertigungsstätte im Industriegebiet Diebrock um 25 Prozent erweitert worden. "Wir haben bauliche Grenzen, aber wir halten am Standort Herford fest", versichert Ludwig Dinkloh, der Produkt-Manager Einen Punkt möchte der Produkt-Manager nicht unbeachtet lassen. Was angesichts der umweltfreundlichen Technologie im Hause Wedeco verständlich scheint. Dinkloh: "Das Arbeitsklima. Das ist in Herford besonders gut." Das spiegelt sich wohl auch in der Ausbildungsquote von sechs Prozent wider. Derzeit werden fünf Elektroniker für Betriebstechnik, eine Fachkraft für Lagerlogistik, sechs Industriekaufleute sowie sechs praxisintegrierte Ingenieure der Studiengänge Maschinenbau, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen ausgebildet.

Wedeco kann also weiter wachsen.

Information

Die Unternehmensgeschichte

  • Wedeco produziert seit 1976 Entkeimungsanlagen. Diese Anlagen wurden unter anderem für die Beckenwasserdesinfektion in zoologischen Gärten eingesetzt.
  • Ende der 70er Jahre entwickelte Wedeco einen ersten kommerziell einsetzbaren UV-Sensor zur Wasserentkeimung.
  • 1988 begann das Ozon-Engagement. Ein Meilenstein war 1995 die Entwicklung eines grundlegend neuen Prinzips der Ozonerzeugung mittels einer patentierten Elektrode.
  • Am 26. Oktober 1999 kam die Wedeco AG an die Frankfurter Börse.
  • 2009 fusionieren die beiden am Standort Herford ansässigen Unternehmen Wedeco AG (Geschäftsbereich UV) und ITT-Wedeco (Geschäftsbereich Ozon) zur ITT Water & Wastewater Herford GmbH.
  • Am 31. Oktober 2011 wurde aus ITT Water & Wastewater die Xylem Inc., die weltweit 12.500 Mitarbeiter hat und 2014 einen Jahresumsatz von 3,9 Milliarden US-Dollar erzielte.
  • Der Name Wedeco bleibt als Marke erhalten.