Herford

Sulo: Produktionshalle wird abgerissen

Die Anfang 1900 erbaute und 14.500 Quadratmeter große Produktionshalle an der Bünder Straße wird derzeit wegen Einsturzgefahr abgerissen

Nostalgisch: Mehr als 100 Jahre prägte das Bild der Produktionshallen das Bild an der Bünder Straße. Zunächst war die Möbelfabrik Kopka hier aktiv, in den 1950-er Jahren zog Sulo ein. Da das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht und einsturzgefährdet ist, wird es jetzt abgerissen | © Peter Steinert

Peter Steinert
10.07.2016 | 11.07.2016, 11:41

Herford. Schneisenschlag an der Bünder Straße: Sulo lässt das einstige Werk 2 abreißen. Das nicht unter Denkmalschutz stehende und um 1900 errichte Bauwerk wird derzeit weggebaggert. Mit dem Gebäude und seinen aufgesetzten Dachfenster-Reihen, den sogenannten Schedlichtern, verliert Herford eine wichtigen Baustein der industriellen Silhouette längs der Bahn.

"Das Objekt ist stark einsturzgefährdet gewesen", sagt Sulo-Sprecher Serdar Zengin. Zuletzt waren auf diesem 14.500 Quadratmeter großen Areal Emballagen produziert worden. Dieses ursprüngliche Kerngeschäft des Konzerns konzentrierte sich zuletzt vornehmlich auf die Stahlfassfertigung von 200-Liter-Großgebinden. "Diese Produkte werden etwa in der Lebensmittelindustrie oder in der chemischen Industrie gebraucht. BASF ist einer unserer Großkunden", sagt Serdar Zengin, der anmerkt, dass der Kunststoff immer öfter den Stahl verdrängt.

So wird das frei werdende Areal unter anderem auch als Lagerfläche für Rohstoffe genutzt, wie Kunststoff-Big-Packs. "Die Halle wurde stillgelegt und wird vorerst nicht wieder neu bebaut", sagt der Unternehmenssprecher. Über weitergehende Pläne habe die französische Muttergesellschaft Plastic Omnium Environnement noch nicht entschieden.

Erst Möbel, dann Stahl: Vor Sulo war die Möbelfirma Gustav Kopka hier ansässig. - © Kommunalarchiv
Erst Möbel, dann Stahl: Vor Sulo war die Möbelfirma Gustav Kopka hier ansässig. | © Kommunalarchiv

Die Generalplanung für den Abriss hat das Gohfelder Architekturbüro Podufal & Wiehofsky übernommen. "Wir schätzen, dass wir diese Arbeiten bis Mitte August abgeschlossen haben", sagt Robert Wiehofsky, dem auf dem Gelände nicht nur die Schedlichter auf dem Dach als Besonderheit auffielen. In dem Gebäude befindet sich eine Heizungsanlage, die wohl mit Kohle befeuert wurde und die Anfang 1900 dort installiert worden sein muss. Die ist etwa so groß, wie ein halbes Einfamilienhaus", so der Architekt.

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Herford: Abrissarbeiten bei Sulo

Erstellt worden war der Industriekomplex einst nicht von Sulo, sondern von Gustav Kopka, der mit seiner Möbelfabrik expandierte. Der Architekt König baute 1904 für die Endfertigung Shedbauten und Hallen.

Kreisarchivar Christoph Laue: "Während des Ersten Weltkrieges wurden Erweiterungspläne teilweise auf Eis gelegt. Für die Ausstattung von etwa 800 Proviantwagen im Auftrag des Militärs, durften Teile des nun als kriegswichtig eingestuften Baus durchgeführt werden."

Bis 1919 wurde der Komplex für Gustav Kopka zu einer weiteren modernen Produktionsstätte mit einer Fläche von gut 10.000 Quadratmeter ausgebaut. Die einzelnen Abteilungen konnten durch verschiebbare Wände voneinander getrennt und damit den jeweiligen Arbeitserfordernissen angepasst werden.

Direkte Gleisanschlüsse an die Reichsbahn und an die Herforder Kleinbahn für den Güterfern- und regionalen Verkehr ermöglichten ein direktes Verladen der Möbel.

Nach dem Konkurs im Juli 1933 erwarben die Fabrikanten Fritz Berg und Friedrich Ernst Hohage aus Altena das Areal inklusive des inzwischen veralteten Materials, der Maschinen. Sie produzierten unter dem Namen Gustav Kopka in Herford bis 1952 Schränke, Nachttische und Frisierkommoden, Schrank-Klappbetten, Schlafraummöbel und Töchterzimmer. Ergänzt wurde das Angebot durch Stahlrohrbetten aus dem Werk in Altena. 1953 bezog die Firma Sulo das Areal an der Bünder Straße.

Schlossermeister Friedrich Streuber hatte 1910 eine "Verzinnungs- und Verzinkungsanstalt" gegründet. Mit dem Einstieg von Walter Lohmann Ende der 1930er Jahre wurde daraus an der Waltgeristraße das "Eisenwerk Streuber und Lohmann Herford".

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Mehr als Mülleimer

Sulo beschäftigt an der Bünder Straße in Herford 500 Mitarbeiter. Das Traditionsunternehmen ist eine Tochtergesellschaft der französischen Plastic Omnium Environnement. Das Angebot umfasst die Wertstoffsammelbehälter der Sulo Umwelttechnik, ergänzt um die intelligenten Lösungen des im Recyclingbereich führenden IT-Systemhauses Envicomp, die Logistikdienstleistungen der Westfalia intralog und die Herstellung von Industrieverpackungen der Sulo Emballagen.