
Von
Hartmut Braun
15.12.2015 | 15.12.2015, 14:00
Herford
Klinikum: Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin steht vor einem Führungswechsel. Chefarzt Rolf Muchow verabschiedet sich nach 36 Jahren
Herford. Als Rolf Muchow vor 36 Jahren als Assistent ans Kreiskrankenhaus kam, war er in Herford vor allem als Sportler bekannt. Bis heute erinnert man sich an seine Zeit im Kader des hochklassigen SC Herford. Doch seine Tätigkeiten als Kinderarzt, Spezialist für Neonatologie und Chefarzt haben das Bild vom Fußballer im weißen Kittel schon lange überdeckt. Jetzt nimmt er Abschied vom Klinikum.
Muchow (Jahrgang 1951) ist nicht nur ein überzeugter Vertreter der klinischen Pädiatrie ("Kinderheilkunde ist mein Leben"), sondern auch bekennender Herforder. Er kam als Zehnjähriger mit seinen Eltern an die Werre, machte sein Abitur am Friedrichs-Gymnasium und hielt auch während des Studiums in Hannover den Kontakt - schon aus sportlichen Gründen, als Mitglied im Kader des zeitweiligen Zweitligisten. Aber auch als Tennisspieler kannte man ihn.
So führte ihn der Weg nach dem Examen ans kurz zuvor gebaute Kreiskrankenhaus, das ihn nicht mehr loslassen sollte. Nach kurzer Tätigkeit in der Anästhesie wechselte er 1979 in die Kinderklinik.
Erfolgreicher Netzwerker mit hohem Bekanntheitsgrad
Dort absolvierte er seine Facharztausbildung, bekam bald darauf eine Oberarztstelle, baute mit seinem Chef eine zeitweilig modellhafte neonatologische Versorgung für die Region aus und bewarb sich 2001 erfolgreich um die Nachfolge des Chefarztes Winfried Eisenberg.
Seitdem ist er in der Öffentlichkeit das Gesicht einer Klinik, die die einzige Kinderklinik im Kreisgebiet ist und mit ihrer Frühgeborenenabteilung über das Kreisgebiet hinaus wirkt.
Sie hat 60 Behandlungsplätze, vier Oberärzte, ein breites Spektrum von Leistungen und eine Atmosphäre, in der ein freundschaftliches Miteinander der Professionen und eine große Offenheit gegenüber den Angehörigen der kleinen Patienten groß geschrieben werden. Zum Beweis führt der Chef die sehr geringe Fluktuation in seinem Team an.
Als begnadeter Netzwerker mit hohem Bekanntheitsgrad hat er immer wieder Akteure gefunden, die sich gesellschaftlich für seine Klinik engagieren. So gründete er einen Förderverein, der namhafte Geldbeträge einwerben konnte.
"Das war genau der richtige Beruf für mich", sagt der scheidende Chefarzt im Rückblick. Kinder sind in seiner Erfahrung "ehrliche Patienten" - und es sind Patienten, die meist geheilt werden können.
Einer wie er kann sich nicht einfach so verabschieden von dem Beruf und von dem Haus, in dem er sein gesamtes Berufsleben verbracht hat. Mit seinem Nachfolger Boris Utsch hat er einen fließenden Übergang vereinbart; Utsch ist schon seit einigen Wochen im Haus; Muchow wird über sein Ausscheiden als Chefarzt hinaus noch einige Wochen im Haus tätig sein und einige seiner Patienten auch darüber hinaus weiter begleiten.
Der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin bleibt er auch als Vorsitzender des Fördervereins erhalten. Und natürlich interessiert er sich sehr dafür, wie es weiter geht mit dem bevorstehenden Neubau, an dessen baulichem Konzept er beteiligt war.
Er wünscht sich für seine Nachfolger und für die künftigen Patienten die neue Klinik als ein "Familienzentrum", in dem für die Kinder alle notwendigen Leistungen und alle notwendige Begleitung unter einem Dach angeboten werden. Den Weg dahin hat Muchow in den 36 Jahren in mancherlei Weise erfolgreich geebnet.
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