
Herford. Die Bugatti-Brinkmann-Gruppe hat den nächsten Schritt zum Generationswechsel getan. Markus (35) und Julius (32) Brinkmann sind zu ihren Vätern Wolfgang (65) und Klaus (63) in die jetzt vierköpfige Führungsriege aufgerückt.
Am Mittwoch wurde der Wechsel vom Zweier- zum Vierergespann an der Spitze des Herforder Familienunternehmens (knapp 1.000 Mitarbeiter, 220 Millionen Euro Umsatz) offiziell mitgeteilt. „Mit geballter Kraft schreiben wir die Brinkmann-Story weiter“, kündigen die Väter an.
Die Familie hat den Generationswechsel von langer Hand vorbereitet. Beide Brüder haben je zwei Kinder. Und lange Zeit war durchaus offen, wer in welcher Form in welche Fußstapfen treten könnte. „Mit Druck geht da gar nichts“, verrät Wolfgang Brinkmann.
Erste Ansatzpunkte ergaben sich durch die Entscheidung von Markus und Julius, nach dem Abitur am Königin-Mathilde-Gymnasium Betriebswirtschaft zu studieren. Beide lernten zusätzlich über Praktika den Einzelhandel kennen.
„Wir können auf ihre Erfahrungen nicht verzichten“
Es folgten Auslandsaufenthalte in Kanada und Italien, dem wichtigsten Auslandsmarkt der Herforder. 2009 starteten beide ein zweijähriges Trainee-Programm; 2012 machten die Väter sie zu „members of the executive board“ (Deutsch: zu Vorstandsmitgliedern). Im gleichen Jahr übertrugen die Väter allen vier Kindern jeweils 12,5 Prozent der Gesellschafteranteile.Lebensläufe
Markus Brinkmann (35) studierte zunächst BWL an der Universität Paderborn. Anschließend absolvierte er Praktika bei der Kaufhof Sportarena in Köln, bei Eduard Dressler in Großostheim und bei der Bugatti SRL Italia in Pergine. Im September 2009 startete der Diplom-Betriebswirt mit einer zweijährigen Trainee-Ausbildung bei der Bugatti Holding, seit Anfang 2012 ist er Member of the Executive Board.Julius Brinkmann (32) verfügt über breites theoretisches und praktisches Fach- und Branchenwissen. Er studierte BWL an der Europa Fachhochschule Fresenius University of Applied Sciences in Köln. Schon während eines Praxissemesters bei der Österreichischen Verkehrsbüro AG in Wien sammelte er Erfahrung im Bereich Kommunikation und Werbung. 2009 stieg der Diplom-Betriebswirt mit einem Traineeprogramm bei Eduard Dressler in Großostheim in die Holding ein, seit 2012 ist er Member oft the Executive Board.
Die Bugatti-Holding Brinkmann
- Das Unternehmen wurde 1947 in Löhne von F.W. Brinkmann gegründet und wird in zweiter Generation von Klaus und Wolfgang Brinkmann geführt.
- Zur Gruppe gehören neben der umsatzstärksten Marke Bugatti, die zu einer umfassenden Lifestyle-Marke entwickelt wird, die Firmen Wilvorst (festliche Bekleidung), Dressler und Pikeur-Reitmoden.
- Für das Geschäftsjahr 2014 nannte das Unternehmen einen Umsatz von 220 Millionen Euro, der mit rund 940 Mitarbeitern erwirtschaftet wurde.
- Am Stammsitz Herford sind knapp 400 Mitarbeiter beschäftigt.
- Das Unternehmen gehört zur Hälfte den Vätern und zu jeweils gleichen Teilen den vier Kindern.
Jetzt richten Väter und Söhne sich auf eine längere gemeinsame Zeit in der Geschäftsführung ein. Wie lange? „Wir können auf ihre Erfahrung überhaupt nicht verzichten“, sagen die Söhne über die Väter. Markus hat sich wie sein Vater Wolfgang für die Bereiche Produktion, Personal, IT, Controlling, Finanzen entschieden; Julius übernimmt mit Vater Klaus Vertrieb, Qualität, Produktentwicklung und Marketing.
Firmeninterne „Baustellen“ gibt es bei Bugatti-Brinkmann nicht, wie Klaus Brinkmann anmerkt. „Alle Bereiche sind so aufgestellt, dass sie aus sich heraus weiter wachsen können.“ Einerseits. Andererseits befindet sich die Bekleidungsbranche in einem relativ dramatischen Umbruch, der auch an Bugatti-Brinkmann nicht vorübergeht. „Wir werden in diesem Jahr nicht groß Umsatz verlieren“, deutet Wolfgang Brinkmann an. Aber die Gewinne früherer Jahre werden womöglich nicht erreicht.
Der Markt wird schneller, hektischer – und produziert Herausforderungen. Eines der Themen ist Damenoberbekleidung: Die Marke Bugatti kommt auch bei Frauen an, das will gepflegt werden.
Ein anderes Thema sind neue Exportmärkte. Julius wird sich aktuell vor allem um die USA kümmern. Zugleich will er die Marke Bugatti weiterentwickeln, das Markenprofil schärfen – „da gibt es noch erhebliches Potenzial.“ Dazu kommen neue Vertriebswege: „Es gibt hier nichts, was es nicht gibt“, sagt Klaus Brinkmann.
Derweil nimmt Cousin Markus, wie sein Vater erfolgreicher Springreiter, die internen Prozesse in den Blick. Er kündigt Investitionen in Digitalisierung und Logistik an – auch am Standort Herford, wo außerdem Investitionen in das Thema Outlet anstehen. Dazu kommt Personal: Brinkmann gilt in Herford als sympathischer Arbeitgeber – und will diesen Status ausbauen.
Manchmal gehen die Gedanken der Väter zum Firmengründer zurück, der vor allem Mäntel produzieren wollte. Doch dann kam alles anders: „Heute machen Mäntel noch vier Prozent unseres Umsatzes aus.“ Auf Wandlungen dieser Art müsse man auch künftig vorbereitet sein – die Väter und Söhne gemeinsam.