Von
Dominik Lenze
22.07.2013 | 24.02.2020, 14:01
Enger
32 Mannschaften kicken für Afrika / 3.000 Gäste besuchen 11. Kultveranstaltung
Enger/Belke-Steinbeck. Es riecht nach Sommer: Nach getretenem Gras, Grillfleisch, Sonnenmilch und auch nach frischem Bier. Zu hören sind Jubelrufe der Fußballer und aus jedem Pavillon eine andere Musik. Und im Zentrum: Zwei Spielfelder, auf denen 32 Mannschaften in etwa 140 Spielen das Leder treten, sie kicken wieder für Afrika.
3.000 Zuschauer kamen am Samstag und Sonntag zum 11. "Kicken für Afrika". Für junge Spenger und Engeraner ist das kleine Festival ein Jahreshighlight: "Ich bin hier wunschlos glücklich", sagt Tobias Hegelow, erschöpft vom letzten Spiel. Um sich wieder in Form zu bringen, nimmt er ein frisches Getränk aus dem Kühlschrank, den seine Mannschaft NPE neben Nebelmaschine und Stroboskoplicht im Pavillon untergebracht hat. Den Wettkampf zwischen den Mannschaften gibt es nicht nur auf dem Spielfeld: Es geht auch um die witzigsten, originellsten oder einfach nur absurdesten Extras an der Team-Station.
"Als wir vor drei Jahren das erste Mal hier waren, haben wir noch einen Pavillon mit einer anderen Mannschaft geteilt", sagt Gero Sieker von Blue Round, dreht sich um und zeigt stolz auf das dreistöckige Gerüst, dass sich malerisch vor Sonne und Getreidefeld erhebt, Spieler und Freude fläzen sich auf Sesseln und Sofas: "Dieses Jahr haben wir eine Tribüne."
Andere Teams verzieren ihre Turnier-Heimstatt mit einer Hollywood-Schaukel oder einem Wassergraben, der einerseits als Getränkekühler, andererseits als Wunschbrunnen herhalten muss.
Und die "Rasierten Hirten" haben sich aus allerlei Stoff und einem Einkaufswagen ein Schaf gebastelt. "Das heißt Kevin-Maurice", erklärt Tizian Kronsbein. "And we are the shaved Shepards", ergänzt Brett Nielsen: Der aus Los Angeles stammende Student hat Tizian in der Uni kennengelernt, und fand so seinen weiten Weg nach Enger.
Auch abseits solcher Zufälle hat das Festival ein großes Einzugsgebiet: Dieses Jahr nahmen wieder zwei Berliner Mannschaften teil: "Für den Spaß und den guten Zweck nehmen wir die Reise gern auf uns", sagt Phillip Hertel, Torwart und Trainer der ansonsten komplett weiblichen Mannschaft FSV Hansa 07. Bloß eine Sache will dem Großstädter nicht aus dem Kopf: "Ich finde es schade, dass die Anwohner nicht mal an zwei Abenden im Jahr Fünfe gerade sein lassen können."
Da Lärmschutzvorschriften aber eingehalten werden müssen, hat sich das 30-köpfige Organisationsteam einen kreativen Kompromiss ausgedacht: eine Kopfhörerparty. Lautlos tanzt die Menge zur Musik, die von der Anlage direkt an die Kopfhörer gesendet wird. Gegen ein geringes Pfand kann sich jeder einen ausleihen. Im Nachthimmel hängen noch die Rauchschwaden der Nebelmaschinen und Bengalos, Elena Nürnberg sitzt am Spielfeldrand und beobachtet die lautlos Feiernden. "Seltsam sieht's ja schon aus", sagt sie. Ein Freund kommt vorbei und setzt ihr die Kopfhörer auf. Sie grinst, steht auf und sagt: "Ich denke ich weiß, was ich jetzt tue."
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