Kraniche über Enger und Spenge: Warum ihre Route kein Zufall ist

Enger/Spenge. &bdquo;Gru, gru, gru.“ Wer bei schönem Wetter diesen Ruf am Himmel vernimmt und nach oben schaut, der sieht sie in diesen Tagen wieder: Kraniche auf ihrem Weg in den Süden. Meistens sind sie in der klassischen V-Formation unterwegs. Manchmal drehen sie auch ihre Runden, schrauben sich in der Thermik in die Höhe und versammeln sich zu größeren Gruppen – bis es wieder weitergeht. So oder so: Wer sich für die Natur begeistern kann, den lässt dieses Schauspiel nicht kalt. Ein Schauspiel übrigens, dass in Enger und Spenge besser zu beobachten ist als in den meisten anderen Städten Deutschlands. Kraniche werden in vielen Kulturen als Vögel der Weisheit, des Glücks und der Treue verehrt. Ob sie das wirklich sind, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass Kraniche Zugvögel sind, die jedes Jahr zwischen ihren Brutgebieten im europäischen Norden und ihren Winterquartieren im Süden pendeln. Ihr Zugverhalten folgt festgelegten Routen, die seit Tausenden von Jahren über die Generationen weitergegeben werden. Die Brutgebiete der großen Vögel (bis zu 1,30 Meter hoch und mit Flügeln bis zu 2,45 Meter Spannweite) liegen vor allem in Nordeuropa und in Nordasien. In Europa brüten sie in erster Linie in Skandinavien, im Baltikum, in Polen, in Russland, aber auch in Norddeutschland. Diese Regionen bieten geeignete Lebensräume – mit Mooren, Sümpfen und Feuchtgebieten, in denen die Kraniche ausreichend Nahrung finden und ihre Jungen geschützt vor Fressfeinden aufziehen können. Westroute verläuft über dem Kreis Herford Wenn im Herbst die Temperaturen sinken und das Nahrungsangebot abnimmt, beginnen die Vögel ihren Zug in die Winterquartiere. Vor allem im Oktober und im November sind sie unterwegs. Im Frühjahr kehren sie zwischen März und April zurück. Lesen Sie auch: Mehr als 100.000 Kraniche sind gerade in Deutschland In Europa gibt es drei Hauptzugrouten der Kraniche: eine Westroute und zwei Ostrouten. Die Westroute verläuft von den nördlichen Brutgebieten über Deutschland (mit der &bdquo;Rügen-Bock-Region“) nach Frankreich, bis in den Südwesten Europas. Das wichtigste Winterquartier liegt in Spanien. Um den anstrengenden Zugweg bewältigen zu können, benötigen die Vögel genügend Rast- und Ruheplätze. Diese befinden sich auf der Zugroute idealerweise in regelmäßigen Abständen und bieten ausreichend Nahrung, gute Schlafplätze und geringe Störungen. Die Diepholzer Moorniederung – kaum 60 Kilometer nördlich vom Kreis Herford gelegen – erfüllt diese Bedingungen perfekt und ist ein international bedeutender Kranichrastplatz, an dem an manchen Tagen Zehntausende von Tieren zu beobachten sind. Das Gebiet liegt genau auf der Westroute zwischen den Brut- und Überwinterungsgebieten. Der Kreis Herford, und damit auch die Städte Enger und Spenge, liegt ebenfalls genau auf dieser Strecke – und ist deshalb eine der am häufigsten überflogenen Regionen Deutschlands. Seltene Zwischenstopps auch in Enger Die &bdquo;Kranichwiese“ im Enger Bruch heißt übrigens nicht umsonst so: Klaus Nottmeyer, Leiter der Biologischen Station Ravensberg und leidenschaftlicher Ornithologe, weiß, dass die beeindruckenden Vögel in der Vergangenheit auch hier schon den ein oder anderen Zwischenstopp einlegten. Allzu oft sei das aber nicht vorgekommen – zumindest nicht in den vergangenen 30 Jahren (so lange hat Nottmeyer das Geschehen vor Ort schon im Blick). Einmal, vor etwa 20 Jahren, habe er dort &bdquo;eine kleine Gruppe im Schnee“ gesehen. Lesen Sie auch: Vogelgrippe auf dem Vormarsch - Kraniche stark betroffen Wie dem auch sei: Wenn die Kraniche dann wieder auffliegen, finden sie sich schnell zur eingangs erwähnten V-Formation oder auch zu einfachen langen Ketten zusammen. Warum eigentlich? Die Antwort darauf ist einfach: Besagte Flugweise reduziert den Luftwiderstand und spart Energie (Stichwort Windschatten). Die Vögel nutzen außerdem sehr bewusst thermische Aufwinde, um an Höhe zu gewinnen – und erreichen dabei Flughöhen zwischen 1.000 und 2.000 Metern. Die durchschnittliche Fluggeschwindigkeit beträgt etwa 40 bis 60 Kilometer pro Stunde. Nach dem Winter kehren die Kraniche in ihre angestammten Brutgebiete zurück – auf denselben Routen. Und dann heißt es hoch am Himmel über Enger und Spenge wieder &bdquo;gru, gru, gru“.

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