Prozess gegen Messerstecher: Haftstrafe für Angeklagten aus Hiddenhausen gefordert

Spenge. In der Nacht zum 3. März soll ein 26-jähriger Hiddenhauser neunmal auf einen Mann aus Spenge eingestochen haben. Dafür droht ihm nun eine Haftstrafe von über fünf Jahren. Das Messer soll er bei sich geführt haben, um sich gegen Ausländer zu verteidigen. Viel Neues gibt es am letzten Tag der Beweisaufnahme vor der X. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld nicht mehr. Zuvor hatten mehrere Aufnahmen, in denen der Hiddenhauser mit seiner Tat prahlte, den Angeklagten schwer belastet. Lesen Sie auch: Neue Details zu Messerstecherei vor Spenger Diskothek &bdquo;King’s Castle“ Der Vorsitzende Richter präsentiert zunächst ein weiteres Video, das der Angeklagte nach der Tat angefertigt hatte. Entstanden ist es, als der Angeklagte nach der Konfrontation vor der Diskothek King’s Castle wieder zu Hause war. Er ist mit einer blutigen Hand zu sehen. Darin spricht er in einen Spiegel, sagt, er hätte gedacht, er würde sterben und er hätte seinem Gegner siebenmal in den Rücken gestochen. Zitat: &bdquo;Gefickt habe ich sein Maul.“ Zeuge verstrickt sich in Widersprüche Als Zeuge ist an diesem Tag noch der ehemalige Chef des Angeklagten (64), ein Freund der Familie, geladen. Dieser sagt aus, miterlebt zu haben, wie der Angeklagte in Stift Quernheim aufgewachsen sei. Der Mann hätte keine Ausbildung gemacht und zeitweise in der Montagefirma des Zeugen gearbeitet. Er hätte regelmäßig von Streit mit seiner Mutter berichtet. An besagtem Abend habe der Zeuge den Angeklagten und einen Begleiter zum King’s Castle gefahren und wieder abgeholt. Dabei verstrickt sich der Zeuge in Widersprüche: Erst will er sich nicht erinnern können, wo der Angeklagte im Auto gesessen hat. Daraufhin zeigt ihm der Richter ein Foto aus dem Auto, auf dem klar zu sehen ist, dass der Angeklagte auf dem Beifahrersitz saß. Dann sagt der 64-Jährige aus, der Angeklagte und sein Begleiter hätten nur gelallt. Daraufhin spielt der vorsitzende Richter eine Audioaufnahme aus dem Auto vor, in der klar zu hören ist, wie der Angeklagte über die &bdquo;sieben Stiche“ prahlt. &bdquo;Wie im Film, Alter“, ist darauf zu hören. Der Zeuge berichtete auch, dass der Angeklagte schon beim Abholen auf dem Weg zur Disco betrunken und wahrscheinlich auch auf Drogen war. Lesen Sie auch: Lebensbedrohliche Messerstiche in Spenge: Mutmaßlicher Täter lacht Die Frage, auf welchen Drogen der Angeklagte war und wie viel er getrunken hatte, wird anschließend ausführlich von einem forensisch-psychologischen Gutachter erörtert. Dieser diagnostiziert eine &bdquo;Substanzkonsumstörung“. Der Hiddenhauser hätte schon mit 14 angefangen, Alkohol zu trinken. Mit 16 sei dann Ecstacy hinzugekommen. Es folgen Amphetamine, Kokain und LSD. Am 5. März, zwei Tage nach der Tat, seien beim Angeklagten Hinweise auf viel Alkoholkonsum sowie auf Ecstasy festgestellt worden. Er selbst gab an, darüber hinaus Kokain konsumiert zu haben. Schon in der Schule durch aggressives Verhalten aufgefallen Im Alter von acht Jahren soll sich der Angeklagte darüber hinaus, wegen einer &bdquo;Störung des Sozialverhaltens“ in stationärer Behandlung befunden haben. Aus der Schule musste er wegen aggressiven Verhaltens gegenüber Mitschülern abgeholt werden. &bdquo;Von seiner Mutter ist er oft geschlagen worden“, so der Gutachter. Einmal sei er kurzzeitig in einer Jugendgruppe untergekommen, nachdem seine Schwester wegen eines Streits zwischen dem Angeklagten und seiner Mutter die Polizei gerufen hatte. Mit 17 Jahren verließ er die Hauptschule in Bünde. Mit dem Bruder seiner Ex-Partnerin soll er sich zudem mehrfach geschlagen haben. Der Gutachter bescheinigt dem Angeklagten eine &bdquo;emotional instabile Persönlichkeit“. Die Frage sei, inwiefern sein Zustand zum Tatzeitpunkt seine Schuldfähigkeit mindert. Eine &bdquo;erhebliche Verminderung der Steuerungsfähigkeit“ sei nicht auszuschließen, so der Gutachter. Messer, um sich gegen &bdquo;Kanaken“ zu verteidigen In ihrem Abschluss-Plädoyer lässt die Staatsanwaltschaft noch einmal die Ereignisse des Abends Revue passieren. Der Angeklagte und sein Begleiter seien mit zwei Männern auf dem Parkplatz vor der Diskothek aneinandergeraten. Das Messer habe der mutmaßliche Täter bei sich geführt, um sich - laut eigenen Angaben - gegen &bdquo;Kanaken“ verteidigen zu können. Das Opfer der Messerattacke habe seinem Freund, der vom Begleiter des Angeklagten geschlagen worden sei, nur verteidigen wollen und den Angeklagten in den Schwitzkasten genommen. Daraufhin habe der 26-Jährige in kurzer Zeit neunmal zugestochen. Lesen sie auch: Opfer von Messerstecherei vor Spenger Disco: &bdquo;Ich hatte Todesangst“ &bdquo;Der Fall zeigt, welche Eskalation möglich ist, wenn man sich bewaffnet“, sagt der Staatsanwalt. Aufgrund der nicht auszuschließenden Minderung der Schuldfähigkeit und dem Überleben des Opfers fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten für versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Die Nebenklage fordert darüber hinaus ein Schmerzensgeld von 15.000 Euro. Die Verteidigung plädiert dagegen auf Notwehr. Im Verfahren hätte nicht geklärt werden können, wie der Streit zwischen den vier Männern genau losgegangen sei. Im Schwitzkasten hätte der Angeklagte Angst um sein Leben gehabt. Erst nach der Tat hätte der Angeklagte gesagt: &bdquo;Er könnte tot sein.“ Im Moment selbst hätte er nicht die Tötungsabsicht gehabt. Das Gericht wird sein Urteil am 2. Oktober sprechen.

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