Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafe im Fall Jörg D. aus Hüllhorst

Enger/Hüllhorst/Bielefeld. Wenn die Kammer des Landgerichts Bielefeld dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgt, wird der 38-jährige Reinhard M. am kommenden Donnerstag zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden. Am Donnerstagvormittag hielten Staatsanwaltschaft, Strafverteidiger und Vertreter der Nebenklage ihre Schlussvorträge. Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Sven-Helge Kleine die Beweisaufnahme für geschlossen erklärt. Nur selten geht dabei das geforderte Strafmaß soweit auseinander. Während Staatsanwalt Christopher York und Nebenklagevertreter Malte Englert den Angeklagten Reinhard M. als Mörder überführt sehen und auf lebenslange Haftstrafe plädierten, forderten die beiden Strafverteidiger Peter und Holger Rostek einen Freispruch für ihren Mandanten. Was die Staatsanwaltschaft fordert &bdquo;Die Leiche ist nie gefunden worden. Dennoch sieht sich der Angeklagte wegen Mordes konfrontiert. Kann man jemanden des Mordes an einer Person verurteilen, dessen Leiche nie gefunden wurde? Ja, das geht. Es gibt verschiedene Prozesse dieser Art aus der Vergangenheit. Trotzdem ist die Beweisführung in solchen Prozessen häufig schwieriger“, waren die einleitenden Worte des Staatsanwalts Christopher York in seinem Plädoyer. Aus der Sicht, dass der Unternehmer getötet wurde, ergebe die Gesamtwürdigung der Indizien, dass Reinhard M. der Täter sei. Lesen Sie auch: Mord in Hüllhorst? Engeraner Angeklagter sagt erstmals aus Der Angeklagte lebte mit seiner Familie in Enger. Dort lagerte er Boote, Autos und Möbel, um sie zu verkaufen. Ständige Auseinandersetzungen mit dem Besitzer des Grundstücks, auf dem er illegal lebte, endeten in einer Zwangsräumung, die am 19. Oktober 2023, einen Tag nach dem vermutlichen Tod des Unternehmers, vom Gerichtsvollzieher durchgesetzt werden sollte. Bei der Suche nach einem neuen Mietobjekt für Familie und Lagerbestände stieß Reinhard M. auf eine Kleinanzeige. Art und Weise der Tötung ist unbekannt Jörg D. bot sein Unternehmen für 1,5 Millionen Euro zum Kauf an. Ein erstes Gespräch zwischen dem Unternehmer und Reinhard M. verlief ohne Einigung. &bdquo;Der Angeklagte hatte keine Möglichkeiten, den Kaufpreis zu zahlen. Er hatte bereits eine eidesstattliche Versicherung abgelegt, war ohne finanzielle Mittel. Seine anstehende Räumung in Enger setzte ihn immer mehr unter Druck. Er beschloss, den Unternehmer zu töten, um in der Folge die Geschäftsräume für sich zu nutzen“, führte der Staatsanwalt weiter aus. Mehr zum Thema: Mordfall Jörg D.: Spurensicherung findet nicht nur Blutspuren in Hüllhorster Lagerhalle Am 18. Oktober fuhr Reinhard M. erneut zum Unternehmer und ließ sich durch die Lagerhalle führen. Dabei machte er gegen 14.16 Uhr ein Foto, auf dem Jörg D. zu sehen ist, vermutlich das letzte Foto, das den Hüllhorster noch lebend zeigt. Bis spätestens 16 Uhr soll es dann zum Mord in der Nähe einer Schneidemaschine in dem Metallbaubetrieb gekommen sein. Die Art und Weise der Tötung ist bis heute unbekannt. &bdquo;Mordmerkmal der Habgier ist erfüllt“ Eine Videoanlage, die die Betriebshalle überwachte, wurde gegen 16 Uhr vom Angeklagten gekappt. &bdquo;Danach fuhr Reinhard M. wieder zum Gerichtsvollzieher, bat um Aufschub der Zwangsräumung für den nächsten Tag. Er musste ja noch den Leichnam entsorgen“, erklärte der Staatsanwalt. Am 19. Oktober brachte er dann sein Hab und Gut von Enger nach Hüllhorst. Noch am selben Tag hing dort ein Zettel an der Tür, auf dem der 38-Jährige als neuer Mieter des Objektes bekannt gegeben wurde. Doch die Unterschrift des Unternehmers war gefälscht. Zeugen berichtete der 38-Jährige, dass er nicht gekauft, sondern nur gemietet habe, mit einer Jahresmiete im Voraus in Höhe von 60.000 Euro in bar. Doch Mietvertrag und Quittung seien gefälscht gewesen. &bdquo;Setzt man alle Indizien in eine Gesamtschau, gibt es keinen Zweifel, dass er zwischen 14 und 16 Uhr am 18. Oktober 2023 in der Lagerhalle den Unternehmer tötete, um die Geschäftsräume für eigene Zwecke unentgeltlich zu nutzen. Rechtlich ist das als Mord zu werten, denn das Mordmerkmal der Habgier ist erfüllt. Der Angeklagte war in materiellen Zwängen. Mord lässt nur eine Strafe zu, die lebenslängliche Haft“, endete das Plädoyer des Staatsanwaltes. Was der Nebenkläger fordert In die gleiche Kerbe schlug auch Rechtsanwalt Malte Englert, der Tochter und Sohn des Unternehmers in dem Mordprozess vertritt. &bdquo;Man wollte das Opfer schlechtmachen, ihm einen Selbstmord oder die Flucht in Ausland andichten. Doch warum sollte er sein gesamtes Hab und Gut an den jetzt Angeklagten übergeben?“, fragte Englert. Noch am Tattag wurde dort gearbeitet und neue Aufträge angenommen. Lesen Sie auch: Mord ohne Leiche: Neue Hinweise belasten Angeklagten im Fall Jörg D. aus Hüllhorst Sein Leben sei auf die Zukunft ausgerichtet gewesen. &bdquo;Warum sollte er spontan den Entschluss gefasst haben, aufzuhören, die Produktion stehenzulassen, alles Private zurückzulassen, Lebensmittel, Kleidungsstücke, Fotos und einfach wegfahren“, führte Englert weiter aus. Es gebe keinen Zweifel, dass Jörg D. nicht mehr lebe. Die Gesamtschau lasse nur die Wertung zu, die auch der Staatsanwalt habe. Der Unternehmer sei umgebracht worden. Dafür sei eine lebenslange Haftstrafe zu fordern. Verteidigung will Anzeichen entkräften Die Strafverteidiger Peter und Holger Rostek versuchten in ihren Schlussvorträgen, die Anzeichen für einen Mord ihres Mandanten zu entkräften. &bdquo;Wir haben keinen Tatort, keine Leiche und einen Angeklagten, der keine Tat begangen hat. Es gibt zwar Indizien, die aber nur Hinweise und keine Nachweise sind“, sagte Peter Rostek. &bdquo;Die Indizien, vorgetragen von Staatsanwalt und Nebenklage reichen nicht aus, den Schuldvorwurf zu machen, dass unser Mandant getötet hat. Es gibt Vermutungen und Anhaltspunkte, aber keine Beweise, deshalb Freispruch“, sagte Holger Rostek. Er schließe nicht aus, dass der Unternehme noch lebe. Am Donnerstag, 15. August, soll das Urteil gesprochen werden. .responsive23-5lfJ85AI9XpJfVkK-map-joerg-d-poi { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-5lfJ85AI9XpJfVkK-map-joerg-d-poi { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-5lfJ85AI9XpJfVkK-map-joerg-d-poi { padding-top: 142.86%; } }

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