Vorbereitung für die EM 2024: Gütersloher Gefahrenabwehr übt den Ernstfall im Kreis Herford

Enger. Eine Party am ehemaligen Impfzentrum in Enger ist in vollem Gange, als es plötzlich einen lauten Knall gibt und daraufhin hunderte Gäste versuchen, das Gebäude fluchtartig zu verlassen. Eine Massenpanik bricht aus und im Getümmel werden viele Menschen verletzt. Zur Verstärkung fordert der Kreis Herford die "Behandlungs-Bereitschaft 50" aus dem Kreis Gütersloh an. So oder so ähnlich könnte der Ernstfall aussehen. Doch am Samstagvormittag, 23. September, wird auf dem Parkplatz am Bustedter Weg zum Glück nur geübt. Knapp 130 Einsatzkräfte der Feuerwehren, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Rettungsdienst rücken aus dem Kreis Gütersloh um 9 Uhr zur Übung an, um die Behandlung von 50 Verletzten pro Stunde sicherzustellen. Und das so realistisch wie möglich: Mit Blaulicht und Martinshorn legen etwa 25 Fahrzeuge die Strecke in der Kolonne zurück. Am Ort des Geschehens angekommen, bespricht sich die Einsatzleitung. Dann wird die Behandlungsstruktur auf der 2.500 Quadratmeter großen Fläche nach Plan aufgebaut. "Das Konzept, das hier geprobt wird, ist nur eines von vielen Landeskonzepten in der Gefahrenabwehr und dem Katastrophenschutz", erklärt Oliver Eichstädt, Pressesprecher des Kreis-Feuerwehrverbandes Gütersloh. Bei einem echten Einsatz wäre die "Behandlungs-Bereitschaft 50" nur ein Teil des Ganzen. Hinzu kämen unter anderem vorab die Erstversorgung, sowie andere Behandlungs-, Betreuungs- und Versorgungskonzepte. Die Notfalldarstellung des DRK simuliert verletzte Patienten Nach etwa einer Stunde Aufbau kann der Behandlungsplatz (BHP) die ersten Verletzten aufnehmen. Mit einem stumpfen Bauchtrauma, einer Platzwunde am Kopf und einem gebrochenen Fuß wird eine junge Frau in das Aufnahmezelt getragen. Die 30-jährige Katharina Calmer von der Notfalldarstellung des DRK Herford-Land bleibt in ihrer Rolle und ignoriert die Fragen der Rettungskräfte. Sie ist bewusstlos und wird aufgrund ihrer Verletzungen vom Notarzt in die Kategorie 1 (rot, schwer verletzt, in Lebensgefahr) eingestuft. Zwei Zelte mit acht Beatmungsplätzen und weiteren Behandlungsliegen stehen für diese Patienten bereit. Jeweils zwei weitere Zelte nehmen Patienten der Kategorien 2 (gelb, schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr) und 3 (grün, leicht verletzt) auf. Im Zelt, in dem die schwer verletzen Patienten in Lebensgefahr untergebracht sind, wird Katharina Calmer von zwei Einsatzkräften und einem Notarzt untersucht. Es wird der Blutdruck gemessen, eine Infusion gegeben und die Rettungsdecke, die vor dem Auskühlen schützen soll, wird immer wieder zurechtgerückt. Dann werden der Pullover und die Hose aufgeschnitten, um die für die Simulation realistisch geschminkten Verletzungen begutachten zu können. Sogar ein richtiger Zugang am Handrücken wird gelegt. Übung auch in Vorbereitung auf die EM 2024 in Deutschland "Wir wollen möglichst realistisch proben", sagt Oliver Eichstädt. Ein echter Einsatz sei zwar eher unwahrscheinlich, aber die Bereitschaft werde bei Großveranstaltungen hin und wieder angefordert. So voraussichtlich auch bei der Fußball-Europameisterschaft 2024. Schon bei der Weltmeisterschaft 2006 haben die Gütersloher an den Spielorten im Ruhrgebiet die "Behandlungs-Bereitschaft 50" zur Sicherheit bereitgestellt. Unterdessen randaliert ein Partygast am Eingang der Zelte. "Die Party geht weiter", ruft der junge Mann und wird dann von Einsatzkräften der Feuerwehr vom Gelände begleitet. Ein anderer Mann sucht verzweifelt nach seiner Partybegleitung, die indessen schon in einem anderen Zelt behandelt wird. "Auch das gehört zu einer realistischen Simulation dazu", sagt Marina Wörmann, Leiterin der Notfalldarstellung des DRK Herford-Land. Im Ausgangszelt wird Katharina Calmer von einer Trage auf die Liege des Rettungswagens umgelagert und alle Daten werden dokumentiert. Der Notarzt vor Ort hat entschieden, dass ihre Verletzungen so schwer sind, dass sie zeitnah ins nächste Krankenhaus gebracht werden soll. Die Patienten aus den Kategorien gelb und grün müssen noch warten. Im Oktober übt der Kreis Herford in Gütersloh Nach etwa einer Stunde Patientenaufnahme und -versorgung ist die Übung vorbei. Es geht ans Abbauen und das ist nicht ganz leicht. Die Liegen, Versorgungsmaterialien und die Zelte wieder im Transportwagen des DRK zu verstauen gleicht fast einer Herausforderung wie beim Spiel Tetris. "Aber nur fast. Wir wissen, wo was hingehört", sagt ein erfahrener Teamleiter und ist zuversichtlich, dass der Parkplatz um 12 Uhr wieder aufgeräumt ist. "Wir sind zufrieden, haben aber auch Verbesserungsbedarfe aufgedeckt", resümiert Dietmar Holtkemper, Kreisbrandmeister aus Gütersloh. In der Runde der Führungskräfte sollen die Abläufe noch nachbesprochen werden. Außerdem bereite man sich auf die Übung im eigenen Kreisgebiet vor. Am Samstag, 21. Oktober, rückt die Gefahrenabwehr des Kreises Herford zum ehemaligen Militärflughafen in Gütersloh aus, um dort die "Behandlungs-Bereitschaft 50" zu proben.

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