Rechtsstreit um Engeraner "Mathilde-Musical"

Enger. Das musikalische Drama "Mathilde.Königin", das im September an fünf Terminen in Enger und Herford aufgeführt werden soll und ursprünglich als Musical geplant war, beschäftigt am 4. September das Bielefelder Landgericht. Vor der 6. Zivilkammer wird entschieden, ob der Engeraner Verein Kunstlandschaften dem ursprünglich mit der Verfassung des Librettos - also dem Text - beauftragten Detmolder Sänger Andreas Jören offenbar noch aussetehende Honorare in Höhe von 8.000 Euro zahlen muss. Vertraglich vereinbart war ein Honorar von insgesamt 18.000 Euro. Auf Nachfrage der NW bestätigte der Pressesprecher des Landgerichts Bielefeld die Anhängigkeit der Zivilklage des Detmolder Komponisten gegen den Verein Kunstlandschaften. Jören ist unter anderem am Landestheater Detmold als Opern- und Konzertsänger tätig. Seit drei Jahrzehnten schreibt er auch Film- und Schauspielmusik, Märchen und Musicals. Verein ist auf den Komponisten zugegangen Der Verein Kunstlandschaften hatte die Vertextung und Vertonung des geplanten "Mathilde-Musicals" über das Leben der mittelalterlichen Königin, die in Enger geboren worden sein soll, an Jören vergeben. "Im Sommer 2020 ist der Verein Kunstlandschaften auf mich zugekommen und bat mich um die Zusammenarbeit bei dem geplanten Vorhaben des 'Mathilde-Musicals'", sagt Jören. Im September 2021 habe man schließlich einen Vertrag über die Erstellung des musikdramatischen Werkes als Historienmusical geschlossen und er habe auch eine Anzahlung in Höhe von 10.000 Euro erhalten. "Anfangs war die Idee seitens des Vereins, das Projekt sehr groß aufzuziehen", erzählt Andreas Jören. So habe es Gespräche über Open-Air-Aufführungen vor der Herforder Münsterkirche gegeben und auch das Einbeziehen mehrerer Chöre sei angedacht gewesen. Aufgrund der Dimension der Pläne sei ein weiterer, mit der Umsetzung von Großprojekten erfahrene Librettist hinzugezogen und beauftragt worden, das Textwerk zu erstellen: Jener Librettist habe "jahrzehntelange Erfahrung im Umgang mit Massen an Laiendarstellern. In einem Projekt hat er einmal 1.000 Darsteller in zwei Tagen für die Aufführung von Aida zusammengebracht. Er erfüllt alle Voraussetzungen, den Text zu schreiben und das gesamte Vorhaben zum Erfolg zu führen", sagt Jören. "Sie fanden den Text 'prima' und 'toll'" Nachdem der erste Entwurf des Librettos vorgelegen habe, sei das Ehepaar Ogawa-Müller - Christoph Ogawa-Müller ist Vorsitzender des Vereins Kunstlandschaften - "sehr begeistert gewesen", berichtet der Künstler im Gespräch mit der Neuen Westfälischen: "Sie fanden den Text 'prima' und 'toll'." Da es sich um ein langfristiges Projekt handele, sei es normal, dass sich im Verlauf des Prozesses immer noch Änderungswünsche ergäben, auf die man auch eingegangen sei. Auch habe er alle vertraglich vereinbarten Fristen eingehalten. Im Januar dieses Jahres habe man Jören dann plötzlich zu Treffen, bei denen man die Örtlichkeiten begehen wollte, nicht mehr eingeladen und nur noch per E-Mail miteinander kommuniziert. Schließlich sei der Kontakt dann ab Mitte Januar ganz abgebrochen und der Vertrag mit Schreiben vom 17. Februar 2023 von Seiten des Vereins Kunstlandschaften gekündigt worden. Was war der Grund für die Vertragskündigung? Nach Jörens Angaben war ihm der Vertrag vom Verein Kunstlandschaften unter anderem gekündigt worden, weil sich das Stück nach Ansicht des Vereins zu wenig an der Historie orientiert habe. Außerdem habe die Sprache insgesamt nicht gefallen. Zudem sei ihm auch ein zu unbedachter Umgang mit dem Thema Krieg, vor allem mit Blick auf das aktuelle Geschehen in der Ukraine, vorgeworfen worden, sagt Jören. Zum Vorwurf der in der Kündigung enthaltenen angeblichen "Kriegsverherrlichung" als ein Grund des Rücktritts vom Vertrag teilt der Komponist mit, dass neben der Äußerung Heinrichs, "für Dich riskiere ich Kriege", auch eine Musiknummer im Laufe des Musicals das Thema Krieg direkt thematisiere. Darin geraten die Brüder Heinrich, Otto und Thankmar in Streit, während der Kinderchor mit folgenden Sätzen darauf antwortet und gegen ihr Kriegsansinnen ansingt: "Gibt es keine Lösung, soll Krieg der Ausweg sein? So groß die Welt, so klein sind wir. Zusammen wär'n wir stark!" Andreas Jören ist sich sicher, dass die Musik des Musicals vom Verein Kunstlandschaften nicht wahrgenommen wurde. "Ein Musical ist ein Gesamtkunstwerk, das aus Musik und Text besteht", sagt Jören. Einzelne Zitate müssten in ihrem Kontext betrachtet werden. Das Libretto sei mit der Vorauszahlung von 10.000 Euro zwar bezahlt worden, nun gehe es ihm aber noch um den ausstehenden Betrag in Höhe von 8.000 Euro für seine Arbeit der Vertonung, die insgesamt 180 Seiten umfasse. Als Vertragspartner, der alle vertraglichen Bedingungen eingehalten habe, habe er Anspruch auf die Restzahlung, meint er. Deshalb habe er sich zur Klage entschlossen, über die nun am 4. September um 11.30 Uhr in Saal 6 am Landgericht Bielefeld entschieden wird. Die prozessbevollmächtigte Anwältin des Vereins Kunstlandschaften wollte sich auf Anfrage der NW wegen des laufenden Verfahrens nicht zu dem Fall äußern. Die Neue Westfälische hat mit Christoph Ogawa-Müller über den Fall gesprochen, öffentlich äußern wollte er sich jedoch nicht.

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