Problem Lehrermangel: So sieht die Lage in Enger und Spenge aus

Enger/Spenge. Es ist ein Problem, das durch die derzeitige Krankheitswelle noch deutlicher zum Vorschein kommt: An vielen Schulen fehlt es an Lehrpersonal. Um diesen Mangel zu lindern, hatte die Landesregierung jüngst ein neues Konzept vorgeschlagen. Das besteht aus folgenden Maßnahmen: Es soll mehr Seiteneinsteiger und Alltagshelfer geben, dafür weniger Klassenarbeiten. Lehrer sollen abgezogen und an besonders belastete Schulen geschickt werden können. Wir haben Schulleitungen in Enger und Spenge gefragt, wie die Lage vor Ort ist und was sie zu den Maßnahmen sagen. Offiziell habe die Reallschule Enger keinen Personalmangel, sagt Schulleiterin Beatrix Diel. Doch Ausfälle durch langzeiterkrankte oder schwangere Lehrkräfte würden in diese Rechnung nicht miteinbezogen werden. Durch die Corona-Schutzmaßnahmen könnten beispielsweise schwangere Kolleginnen nur vom Homeoffice aus arbeiten. "Von da aus können sie aber keine Kinder unterrichten", erklärt Diel. Eigentlich müsse noch mehr Personal da sein, um diese Ausfälle zu kompensieren. Derzeit trete durch die Infektionswelle das Problem besonders stark zutage, die Kollegen müssten "vertreten ohne Ende". Kann das Maßnahmenpaket da in Zukunft helfen? "Ich glaube, das bringt ganz wenig", sagt Diel. Dadurch, dass sie keinen offiziellen Mangel hätten, befürchte sie, dass sie bei großer Not von den Abordnungen betroffen seien. Das hieße, dass eine Lehrkraft abgezogen werde, um an einer unterbesetzten Schule weiterzuarbeiten. "Dann haben wir den Mangel", sagt Diel. Ein weiteres Problem sei, dass der "Lehrermarkt leergefegt" sei, wie die Schulleiterin es ausdrückt. Es fehle an Pädagogen in Fächern wie Mathe und Physik. Das liegt laut Diel auch daran, dass der Beruf nicht attraktiv genug für junge Menschen sei. "Es ist auch ein unfassbar anspruchsvoller Job", sagt sie. Regenbogen-Gesamtschule Spenge Ähnlich wie in der Realschule Enger sei es auch in der Regenbogen-Gesamtschule Spenge, sagt Leiterin Maike Maatz: "Auf dem Papier sieht es im Moment gut aus, aber nur auf dem Papier." Auch sie habe schwangere Kolleginnen, die wegen der Pandemie aus dem Homeoffice heraus arbeiten müssten, was nicht immer möglich sei. "Dafür bekomme ich keinen Ersatz", sagt sie. Das Maßnahmenpaket sieht unter anderem auch vor, dass Lehramtsanwärter die Stundenanzahl ihres selbstständigen zusätzlichen Unterrichts erhöhen können. "Wir müssen aufpassen, dass sie sich davon nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühlen", gibt Maatz zu bedenken. Die Schule habe die Verantwortung für die Auszubildenden. Bei Lehrern, die nicht aus familiären Gründen in Teilzeit gehen, soll künftig gezielt geprüft werden, ob dies überhaupt genehmigt werden soll. Aus Erfahrung weiß Maatz aber, dass die Kollegen oft aus gut nachvollziehbaren Gründen in Teilzeit gingen. Ob das Paket etwas bewirken wird, das vermag die Schulleiterin nicht zu sagen. "Ich würde es mir aber wünschen - für mich ist der Lehrerberuf immer noch der schönste auf der Welt." Gymnasium hat keine Probleme mit dem Nachwuchs Bei ihnen sei Lehrermangel kein Problem, sagt Ulrich Henselmeyer, Leiter des Engeraner Widukind-Gymnasiums (WGE). Es gebe nur einzelne Fächer, die ihnen Probleme bereiteten, wie Musik, Kunst und Informatik. "Die Maßnahmen des Landes richten sich vor allem an andere Schulformen, die grundsätzlich zu wenig Personal haben, das ist bei uns nicht der Fall", sagt Henselmeyer. Bislang gebe es auch mit dem Nachwuchs keine Probleme. Auf eine Stelle, die sie eine Woche zuvor ausgeschrieben haben, hätten sich 14 Bewerber gemeldet, die die Voraussetzungen erfüllten - "mit Top-Noten", wie Henselmeyer sagt. Da hätten eher Grundschulen Probleme, Lehrkräfte zu finden. Grundschulleiterin wünscht sich gute Bedingungen für Lehrer Sowohl die Leitung der Grundschule Westerenger als auch die Leitung der Grundschule Belke-Steinbeck verweisen bei dem Thema auf die Bezirksregierung. Die äußert sich jedoch zu den ganz konkreten Fragen zu den Grundschulen in Enger und Spenge auf mehrmaliges Nachfragen nicht. Stattdessen gibt sie eine allgemeine Einschätzung zu den Schulen im Kreis und in Ostwestfalen. Unter anderem heißt es: "Im Kreis Herford können für Grundschulen die nachfolgenden Fächer genannt werden, für die Bedarf besteht: Sport, Musik und Kunst, vereinzelt auch Englisch und Sachunterricht." Des Weiteren heißt es in der Antwort der Bezirksregierung, dass die Schulen in OWL "aktuell nahezu vollständig mit Stellenanteilen versorgt" seien. Die Schulleitung der Grundschule Spenge-Land, Elisabeth Kinnius, sagt zu der Situation vor Ort: "Wir haben das Glück, gut mit Lehrerinnen und Lehrern versorgt zu sein." Sie wünsche sich auch, dass das in der Zukunft so bleibe. "Ich befürchte aber, dass wir Nachwuchsprobleme kriegen", sagt sie und fügt hinzu: "Damit das nicht passiert, müssen in Zukunft gute Bedingungen für Lehrer geschaffen werden."

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