Fiebersaft für Kinder ist knapp: Ein Apotheker aus dem Kreis Herford rät zu Alternativen

Enger/Spenge. "Fiebersaft ist aus. Nehmen Sie doch ein Zäpfchen - oder zwei!" Wenn die freundliche Apothekerin diese Alternative für das Kind empfiehlt, wissen manche Eltern schon, was dann zuhause auf sie zukommt. Genau - das laute Zäpfchendrama. Dabei gibt es Alternativen zu fehlendem Fiebersaft, zu großen Zäpfchen oder bitteren Tabletten. "Also die fiebersenkenden Wirkstoffe sind ja bekanntermaßen Ibuprofen oder Paracetamol", sagt Apotheker Jens Kosmiky, der am Telefon selbst ein bisschen beschlagen klingt. "Und die sind natürlich auch in den Fiebersäften. Doch die sind schon seit Monaten rar." Offenbar sind zu viele Kinder einfach krank, auch weil sie in der Pandemie ihr Immunsystem nicht durch normale Infektionsvorgänge stärken konnte. Darum ist der Bedarf massiv gestiegen, die Produktion kommt nicht nach. Jetzt ist Infektionszeit und auch in der Mühlen-Apotheke brennt ein wenig der Baum. "Eins muss immer klar sein: Mit den Wirkstoffen unterstützen wir den Körper bei der Heilung. Der wirkt ja schon aktiv gegen die hohe Temperatur." Zäpfchen oder Tabletten als Notlösung Nun gibt es drei mögliche Wege, Wirkstoffe zu verabreichen oder selbst tätig zu werden. "Schauen sie doch erstmal in den Medizinschrank, ob zum Beispiel noch Zäpfchen da sind", sagt Kosmiky. Sollte darin zum Beispiel ein zu hoch dosiertes Zäpfchen liegen, "einfach mal längs der Hälfte nach Teilen und dem Kind verabreichen." Der Apotheker empfiehlt, das Zäpfchen längs zu teilen, da der Wirkstoff gleichmäßiger in der Hälfte verteilt ist, als wenn man es quer teilt. "Und beginnen Sie ruhig mit einer niedrigen Dosierung. Wie gesagt - der Körper soll nur unterstützt werden." Tabletten schmecken in der Regel grauenhaft - insbesondere Kindern. Doch lassen sich Tabletten gut teilen, besser dosieren als Zäpfchen und in niedrigen Dosierungen Kindern verabreichen. Mit ein paar Tricks: In Stückchen geteilt lassen sich Tabletten gut auf einem Löffel unter etwas Joghurt oder Flüssigkeit verstecken. Oder einfach mit dem Esslöffel kleindrücken und in den Joghurt oder das Wasserglas geben. Dann aber darauf achten, dass das Kind das gesamte Medikament zu sich nimmt. Apotheken stellen künftig Säfte her Nach und nach erhalten Apotheken die Genehmigung, selbst Fiebersäfte aus Tabletten herzustellen. Das ist neben der Herstellung von Salben oder Tabletten ja auch ein ursprünglicher Auftrag. "Das ist allerdings ein wenig kompliziert, da wir das Ergebnis passend für Kinder aufarbeiten müssen. Der Geschmack sollte stimmen und die Konsistenz", so Kosmiky. Und wie für einen Kuchenteig braucht es eine Menge Zutaten. Wenn die Eier fehlen, wird das nichts. "Die Eier sind bei uns zum Beispiel das Andickungsmittel." Problem: Apotheken bekommen diese Zutaten in wenig praktikablen Größen. "Wir brauchen manchmal nur 100 Milliliter, bekommen aber Halbliter-Packungen." Darum könne man dann künftig einfach größere Mengen herstellen. Da die Apotheken in Enger und Spenge gut untereinander vernetzt sind, informiere man dann die anderen Apotheken über Bestände. "Dann kann man einander die Patienten zuweisen." Bewährte Hausmittel Kleine Wunder wirken zum Beispiel Wadenwickel um beide Beine und/oder ein feuchter Waschlappen auf der Stirn. Jens Kosmiky empfiehlt, unbedingt darauf zu achten, dass "weder Wickel noch Stirnlappen zu kalt sind. Lieber eine normale Temperatur nehmen. Der Trick dabei ist weniger die Kälte als der thermische Ausgleich, der entsteht: Das Warme geht zum Kalten, die Verdunstung wirkt dabei." Und wer erinnert sich noch an den Geruch von ausgekochten Zwiebeln, der durch die Wohnung wabert, vermischt mit zerlaufendem Kandis oder Honig? "Ausgelassener Zwiebelsaft erhält mit genug Zucker eine sirupartige Konsistenz", sagt der Apotheker und vermutet, dass die Kinder dann damit einigermaßen klar kommen. Zwiebelsaft soll antibakteriell und hustenstillend wirken. Allerdings reichen diese Hausmittel nicht an moderne Medikamente heran. "Es gibt als Alternative unterschiedliche Wege", sagt Kosmiky und bietet - wie jede Apothekerin oder Apotheker - eine umfassende Beratung an. "Auch homöopathische Mittel können helfen. Aber ja - ab einer Körpertemperatur von 39,5 Grad muss man aktiv eingreifen." Apotheker Kosmiky bittet Eltern aber mit Nachdruck darum, Medikamente wie Fiebersaft "nicht zu horten. Das sind akut Medikamente für die Kinder, die aktuell Hilfe brauchen."

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