Gastro-Branche Hohe Kosten bei Energie und Lebensmitteln: Gastronomen in Enger und Spenge planen um

Enger/Spenge. Nach fast drei Jahren Corona-Pandemie stehen die Gastwirte vor den nächsten Problemen. "Wir wissen, dass die Krise zu spüren sein wird. Deshalb arbeiten wir vorausschauend, damit es nicht ganz so plötzlich kommt", sagt Gianluca Fleer, der im Restaurant "Zum Weißen Stein" als Küchenchef und Betriebsleiter arbeitet. Der Familienbetrieb ist seit 1994 an der Markstraße in Enger und bietet nach eigenen Angaben mediterrane Küche. Im November habe es viele Veränderungen gegeben. So ist seit Anfang des Monats das Mittagsgeschäft geschlossen. "Da wir kein gängiges Mittagsgeschäft und stetig steigende Energiekosten haben, ergibt sich am Ende, dass wir sehr viele Ausgaben, aber wenig Einnahmen haben. Also haben wir konsequent gesagt, okay, wir strukturieren das um." Das bedeute auch, dass die Öffnungszeiten am Abend angepasst wurden und das Restaurant länger geöffnet ist. Außerdem werde nun jeden Sonntag Brunch angeboten. "Wir haben geschaut, wo man gezielt ansetzen kann. Zeitmanagement und Planung sind jetzt wichtiger als vorher", ist sich Fleer sicher. 20-jährige Tradition zu Ende gegangen Ein Besucherrückgang sei nicht spürbar, es gebe zudem viele Stammgäste. Die Preise habe der Familienbetrieb kaum anpassen müssen, da sich das Angebot ohnehin im eher hochpreisigerem Segment befinde. Zwar seien auch die Kosten für Fisch und Fleisch gestiegen, aber der Unterschied sei nicht so stark ausgefallen. Dennoch ist im November eine 20-jährige Tradition in dem Engeraner Haus zu Ende gegangen: Der Pizzatag am Montag, an dem jede Pizza 7 Euro gekostet hat, ist Geschichte. Denn besonders die Preise für Grundnahrungsmittel wie Öl und Mehl seien gestiegen. "Es rentiert sich nicht, wenn man einen hohen Qualitätsanspruch hat. Da mussten wir uns entscheiden." Spenger Gastronom kämpft um Mitarbeiter In "Ziegenbruchs" Gastronomie am Blücherplatz in Spenge habe die Belegschaft ebenfalls gut zu tun. "Was die Gästezahl angeht, können wir uns nicht beklagen", sagt Inhaber Volker Ziegenbruch. "Das Problem ist einfach, dass man die Kosten nicht mehr auffangen kann." Neben den steigenden Energiepreisen seien die Personalkosten im vergangenen Jahr hochgegangen. Es sei ein Kampf um die Mitarbeiter, die er gerne halten möchte. Hinzu komme ein Preisanstieg bei Lebensmitteln von durchschnittlich 20 Prozent. "Das als Gesamtkonzept funktioniert so nicht mehr", sagt der Gastwirt, der nun überlegt, wie es im nächsten Jahr weitergehen kann. Seit einem halben Jahr gibt es zwei Ruhetage im "Ziegenbruchs", weil das Team nicht mehr so groß aufgestellt sei. Das bleibe bis Ende des Jahres so. Trotzdem werde überlegt, ob die Öffnungszeiten zukünftig angepasst werden müssen. "Nächstes Jahr müssen wir wahrscheinlich mehr auf die Kostenbremse drücken", sagt der Inhaber. Auch die Speisekarte, die nach eigenen Angaben gut bürgerliche, deutsche Küche bietet, sei bereits angepasst worden, "aber irgendwo ist die Grenze erreicht". In einer Kleinstadt wie Spenge würden Gäste andere Preise erwarten als in Städten wie Bielefeld, Herford oder Bünde. "Theoretisch müssten wir noch einmal zwischen 15 und 20 Prozent drauflegen - bei der gleichen Anzahl der Gäste. Aber das wird nicht klappen, wenn irgendwann das Schnitzel beispielsweise über 20 Euro kostet", sagt Ziegenbruch. Viel Idealismus und wenig Personal "Wie es vor Corona mal war, wird es nicht mehr", sagt Frank Kenter, Wirt im Restaurant "Zur Post" in Enger. Der 62-Jährige ist gelernter Werkzeugmacher und habe lange Zeit als Ausbilder gearbeitet. Seine Eltern haben das zuvor gepachtete Restaurant 1970 gekauft. "Wir haben das Glück, dass es Eigentum ist. Aber wir leben von der Substanz." Das Jahr 2022 sei kein leichtes und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie seien weiterhin zu spüren gewesen. Auch mit Personalmangel habe das Restaurant zu kämpfen. "Vor Corona hatten wir sieben Mitarbeiter, inklusive Aushilfen. Jetzt haben wir noch zwei feste Mitarbeiter. Viele haben sich etwas anderes suchen müssen und sind dabei geblieben." Das Hauptgeschäft der Wirtschaft liege ohnehin in der kalten Jahreszeit, wenn es Gerichte wie Grünkohl und Gänserouladen gebe. "Das, was wir gut können", sagt Kenter. In der Vorweihnachtszeit seien dreiviertel der Wochenenden ausgebucht. "Wenn Corona jetzt nicht dazwischen kommt, werden wir es wahrscheinlich schaffen, dass das Konto am Jahresende wieder auf Null ist", sagt Kenter, "sodass wir ein bisschen optimistisch sein können für nächstes Jahr. Aber im Grunde gehört schon viel Idealismus dazu, wenn man so etwas weitermacht." Zwar werden die Öffnungszeiten der "Post" beibehalten, doch der Wirt muss seine Preise erhöhen. Auch Brauereien ziehen Preise an Hinzu komme der Strompreisanstieg. Das gehe ins Geld, da im Restaurant mit Elektroöfen gekocht wird - zum Beispiel für die Spezialität des Hauses, den Pickert. Und auch die Brauereien hätten die Preise angezogen: "Ich musste das erste Mal in meinem Leben Geld für Kohlensäure ausgeben. Wenn man das auf ein Glas Bier umlegt, sind das auch schon wieder drei/vier Cent. Normalerweise stellen die Bierverleger (Anm. der Red.: Ein Unternehmer, der mit Bier handelt) und Getränkehändler die Kohlensäure kostenlos, weil das kein so großer Faktor ist." Immerhin: Wegen steigender Gas- oder Ölpreise müsse sich der Gastwirt nicht sorgen. "Wir heizen mit Kohle und Holz." Da habe er einen Vorrat. Ein Umrüsten auf eine Gasheizung habe man damals "verpennt", nun kommen die Öfen ihnen zu Gute. "Da werden wir keine Mehrkosten haben, diesen Winter."

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