Sitzen am Bolldammbach: Kleinbahntrasse in Enger soll attraktiver werden

Enger. Es gibt Pläne, einen Abschnitt der ehemaligen Kleinbahntrasse im Engeraner Ortskern umzugestalten und aufzuwerten. Profitieren sollen von dem Projekt Radfahrer und Fußgänger. Eigentlich war diese Maßnahme erst später vorgesehen. Da das Vergabeverfahren zur großen Umgestaltung der Innenstadt aber noch nicht abgeschlossen ist, kann hierfür ein Förderantrag für den ersten Bauabschnitt erst im September des kommenden Jahres gestellt werden. Deshalb zieht die Stadt das Kleinbahntrassen-Projekt vor. Um Landesmittel hierfür zu bekommen, muss die Kommune allerdings bis diesen Freitag, 30. September, einen Förderantrag bei der Bezirksregierung in Detmold einreichen. Museum und Jugendzentrum im Blick Nils Kortemeier vom Herforder Büro Kortemeier Brokmann stellte jetzt den Politikerinnen und Politikern des Stadtplanungsausschusses einen Vorentwurf vor. Dabei geht es um die Aufwertung der Wegeverbindung am Bolldammbach zwischen Ringstraße und Bielefelder Straße. In den Blick genommen hat der Planer dabei auch das Umfeld des Kleinbahnmuseums und des Jugend- und Kulturzentrums. Ziel ist es, den stark frequentierten Rad- und Fußweg attraktiver zu machen. Gleichzeitig soll der parallel, aber weitgehend nicht einsehbare Bolldammbach zumindest punktuell durch Öffnung des Bachufers sichtbar und erlebbar gemacht werden. Insbesondere der Abschnitt zwischen Ringstraße und Bahnhofstraße ist derzeit geprägt vom großen Aldi-Parkplatz und der wenig attraktiven Rückseite und Seitenansicht des Marktes. Der Rad- und Fußweg ist in diesem Abschnitt auch sehr schmal. Gebäudekanten auf der einen und ein dichter Gehölzbestand auf der anderen Seite beeinträchtigen die freie Sicht und stören das subjektive Sicherheitsempfinden. "Der Weg wird hier als Angst-Raum wahrgenommen", sagt Nils Kortemeier. Gerade wenn es dunkel werde, traue sich kaum einer, ihn zu nutzen. "Man kann ihn nicht einsehen, weiß also nicht, wer einem entgegenkommt. Hier macht es Sinn, den Bogen aus dem Wegeverlauf herauszunehmen, damit Passanten ihn überblicken können." Stufen führen zum Wasser Darüber hinaus sei der Beginn der Kleinbahntrasse an der Ringstraße nur schwer zu erkennen. "Diesen Eingang wollen wir deutlicher machen." Zum Aldi-Parkplatz würde der Planer gern als Abgrenzung eine ein Meter hohe Hecke pflanzen. In Höhe des Parkplatzes könnte der parallel verlaufende Bolldammbach stark aufgeweitet werden. "Wir schlagen vor, hier Zuwege zum Wasser zu schaffen." Stufen, die zum Bach führen, könnten als Sitzfläche dienen. Denkbar sei auch, Trittplatten anzulegen, die durch den Bach führen. Fahrradabstellmöglichkeiten und eine Fläche, auf der Spiel- und Sportgeräte aufgestellt werden können, sollen die Aufenthaltsqualität steigern und die Menschen zum Verweilen einladen. Am Kleinbahnmuseum sieht der Vorentwurf weitere Sitzmöglichkeiten vor, wo Radfahrer pausieren und sich über das Museum informieren können. Am Jugendzentrum sind weitere Sitzgelegenheiten und Stufen, die zum Bach führen, vorgesehen. Den Abschnitt zwischen Bahnhofstraße und Bielefelder Straße bezeichnete der Planer als "grünen Tunnel". "Hier ist das Problem, dass die Grenzen zwischen öffentlicher Fläche und Privatgrundstücken verschwimmen", sagt Kortemeier. Er schlägt deshalb eine Heckenpflanzung als Trennung der Flächen vor. Der Rad-und Gehweg soll 2,50 Meter breit werden und eine Asphaltdecke bekommen. Alle 20 Meter ist eine Beleuchtung vorgesehen. Bei der Präsentation handelt es sich um einen Vorentwurf, der noch nichts festschreibt. Sorge wegen Alkoholiker-Szene "Es ist richtig, diese Ecke anzupacken. Und die Ideen sind gut", befand FDP-Fraktionsvorsitzender Norbert Busch. Bedenken habe er aber wegen der Planung in Höhe des Aldi-Parkplatzes. "An dieser Stelle gibt es eine Alkoholiker-Szene. Wenn der Markt abends geschlossen ist, fehlt dort die soziale Kontrolle." Wenn man dort noch Sitzgelegenheiten plane, "schaffen wir neue Angst-Räume". Mit der Planung sei die Stadt eilig unterwegs, aber es sei richtig, noch bis Ende September den Förderantrag zu stellen. "Dem Niveau des Plans sieht man die Eile aber nicht an", sagte Harald Wurm von den Grünen. Ideen des Lenkungsausschusses, der das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) begleitet, seien aufgenommen worden. Die Fläche an der Kleinbahntrasse punktuell aufzuweiten, sei eine gute Sache. "Wir können aber nicht überall auf Bänke verzichten, weil sich möglicherweise dort eine Szene ansiedelt", ging der Politiker der Grünen auf die Bedenken des FDP-Fraktionsvorsitzenden ein. Im Bedarfsfall müsse man eher über Sozialarbeiter-Maßnahmen sprechen. Nach Ansicht von Ronald Aßbrock (CDU) macht es Sinn, sich mit der Trasse zu befassen, da sie Teil eines überregionalen Radweges sei. Ob die Sportgeräte dort an der richtigen Stelle platziert wären, bleibe zu überlegen. "Dies ist ein guter Vorentwurf, der uns einen großen Schritt voran bringt", bilanzierte SPD-Fraktionsvorsitzender Jörg Pultermann. Somit befürworteten alle Fraktionen den Vorentwurf.

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