Neue Bäckerei: Hitzige Diskussion über Pläne fürs Heckewerth-Areal

Enger. Selten hat die Engeraner Politik in den vergangenen Jahren so über ein Thema gestritten wie über die geplante Bäckereifiliale auf dem Heckwerth-Gelände. Am Donnerstagabend sollte der Rat darüber abstimmen, ob er hierfür die Änderung des Bebauungsplans auf den Weg bringen und dem Projekt damit den Weg ebnen möchte - oder nicht. Die Debatte war lang und hitzig. Am Ende jedoch fiel eine Entscheidung. Seit dem Abriss der Heckewerth-Halle im Herbst 2015 liegt die private Fläche im Zentrum von Enger brach. Zunächst gab es Pläne, auf dem Areal an der Ecke Bachstraße und Bahnhofstraße ein kleines Fachmarktzentrum zu bauen. Die jedoch scheiterten schon vor Jahren. Seitdem herrscht Stillstand. Bäckerei mit Café, Außengastro und Drive-in Nun jedoch will die Bäckerei Hensel auf einem Teil des Areals - zur Rathaus-Kreuzung hin - eine Filiale eröffnen: samt Café, kleiner Außengastronomie und einem Drive-In. Das Projekt jedoch ist umstritten, denn das Gebäude ist eingeschossig geplant und soll nur Platz für die Bäckerei bieten. Eine Chance zum Beispiel auf zusätzlichen Wohnraum an dieser Stelle durch ein oder zwei weitere Geschosse gibt es also nicht. Die Flächenversiegelung steht in der Kritik - auch, wegen der Zahl der Parkplätze. 51 sieht der Entwurf vor, 30 sollen zunächst hergestellt werden. Der Bebauungsplan sieht bislang an dieser Stelle eine zwei- bis dreigeschossige geschlossene Bauweise vor - nicht jedoch nur ein Geschoss, wie Hensel es plant. Der Bebauungsplan muss daher geändert werden, damit das Projekt realisiert werden kann. "Wäre sinnvoll, aus Fehlern zu lernen" Die Grünen wollten das nicht mittragen, sondern an der bisherigen Vorgabe einer mehrgeschossigen Bebauung an dieser Stelle festhalten - auch, um etwa zusätzlichen Wohnraum zu ermöglichen. Harald Wurm von den Grünen fürchtete außerdem, dass hier "ein Präzedenzfall" geschaffen werde, sollte man ein solch eingeschossiges Gebäude möglich machen: "Was passiert, wenn sich für die zweite Hälfte des Grundstücks ein Investor findet, der vielleicht Ähnliches plant - ein Fast-Food-Drive-In zum Beispiel?", fragte er. Ein solches Objekt "könnten wir dann nicht mehr verhindern - mit welcher Begründung sollten wir das dann tun?" Auch die Zahl der Parkplätze kritisierten die Grünen. Wurm zog zum Vergleich das Grundstück des Aldi-Markts an der Ringstraße heran. Auch dort sei "an zentraler Stelle ein grotesk überdimensionierter Parkplatz" entstanden, betonte er. "Es wäre sinnvoll, aus solchen Fehlern zu lernen." Wurm betonte, alles in allem sei die Planung für das Heckewerth-Gelände "eine falsche Entwicklung für dieses Grundstück". "Ein Schandfleck" Die Christdemokraten sahen das anders. Zwar habe auch die CDU-Fraktion intensiv über das Projekt beraten, betonte Vorsitzender René Siekmann. Letztlich sei der Tenor jedoch "eindeutig" gewesen, dass "die genannten Schwachpunkte weit hinter die Chancen des Projekts treten". Siekmann: "Das Heckewerth-Areal in seiner jetzigen Form ist ein Schandfleck. Nun jedoch liegt endlich ein tragfähiger Entwurf für eine erste Bebauung vor und die CDU kann und will sich nicht damit abfinden, dass dieses Areal ungenutzt brach liegt." Die Ansiedlung von Gastronomie in Enger sei "dringend erforderlich" und der "Frequenzbringer Hensel" sorge hoffentlich dafür, dass auch der weitere Teil des Geländes bebaut werde. Während sich die CDU-Fraktion geschlossen hinter das Projekt stellte, war die SPD geteilter Meinung. Die Fraktion habe "kontrovers darüber diskutiert", sagte deren Vorsitzender Jörg Pultermann. Einerseits erhöhe das Café die Aufenthaltsqualität in der Stadt und es werde "ein Anfang gemacht, das Areal zu entwickeln". Andererseits seien einige SPD-Ratsmitglieder auch der Meinung, die Planung sei "nicht zeitgemäß" und man verschenke damit Raum für zusätzliche Wohnungen oder Büros. Mehrheitlich wolle die SPD jedoch verhindern, "dass der Status quo auf dem Heckewerth-Areal auf Jahre bleibt". "Völlig unverantwortlich" Eine Lücke im Stadtbild, "die wir lange ertragen mussten", könne jetzt geschlossen werden, betonte auch FDP-Fraktionsvorsitzender Norbert Busch. "Die Engeraner können sich dort treffen." Und für die Radler, die auf der angrenzenden Kleinbahntrasse unterwegs seien, gebe es die Möglichkeit, sich dort zu versorgen. "Wir sehen das im Ergebnis als positiv." Indem man den Bebauungsplan hier ändere und auch eine Eingeschossigkeit zulasse, werde "alles über Bord geworfen", was städteplanerisch über Jahre Bedeutung hatte und gemeinsame Linie gewesen sei, kritisierte Klaus-Hermann Bunte (Grüne). "Das ist völlig unverantwortlich." Bunte weiter: "Eine Drive-In-Bäckerei soll die Innenstadt stärken? So eine Doppelzüngigkeit ist eine Unverschämtheit." Er sei "fassungslos" über das, was hier passiere. So hat der Rat abgestimmt Es sei legitim, unterschiedliche Meinungen zu haben, hielt Jörg Pultermann (SPD) dagegen. "Aber zu sagen, Ratsmitglieder wollen nicht das Beste für die Stadt, das geht an dieser Stelle zu weit. Diese Unterstellung verbitte ich mir." Letztlich votierte der Rat mehrheitlich mit 23 Ja-Stimmen, 11 Nein-Stimmen und einer Enthaltung dafür, das Verfahren für die Änderung des Bebauungsplans auf den Weg zu bringen.

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