Wer sich gegen Elementarschäden versichern kann - und wer nicht

Enger/Spenge. Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, eine Grundschule, die unter Wasser stand: Teile von Enger hat ein Starkregen Anfang Juni heftig getroffen. 90 Liter Regen pro Quadratmeter hatten sogar die Kläranlage in Belke-Steinbeck lahm gelegt. Auch das Impfzentrum drohte in den Fluten zu versinken. Mit dem Ausmaß der Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz und Teilen Nordrhein-Westfalens war das Unwetter hier zwar nicht zu vergleichen. Dennoch zeigen die Bilder: Auch Enger und Spenge kann es heftig treffen. Doch es gibt eine Versicherung, die Schutz bieten kann: eine Versicherung gegen Elementarschäden. Wann die greift und warum die nicht jeder abschließen kann. Elementarschäden sind jene Art von Schäden, die von der Natur hervorgerufen werden. Dazu gehören unter anderem Hagel, Sturm und Erdbeben aber auch Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen. Deutschlandweit sind laut Verbraucherzentrale nicht einmal die Hälfte der Privathäuser (46 Prozent) gegen Schäden durch diese Naturgefahren versichert. Doch wie unvermittelt solche Schäden eintreten können, haben auch die verheerenden Unwetter gezeigt. Seitdem steigt die Nachfrage nach Elementarschadenversicherungen in den Versicherungsbüros - auch in Enger und Spenge. Denn auch wenn nicht jedes Wohnhaus direkt neben einem Fluss steht, zumindest Starkregen und daraus resultierenden Rückstau kann es überall geben. Was ist eine Elementarschadenversicherung? Der Versicherungsschutz vor Elementarschäden kommt bei Schäden durch Naturgefahren zum Tragen. Neben Hagel, Sturm (ab Windstärke 8), Vulkanausbrüchen, Überschwemmungen und Erdbeben fallen auch Schneedruck und Erdsenkungen in diese Kategorie. "Der Schutz vor Elementarschäden ist eine Zusatzleistung zur Hausrats- oder Wohngebäudeversicherung", sagt Rüdiger Hippe, unabhängiger Versicherungsmakler aus Enger. Denn die Police gehe über den klassischen Versicherungsschutz vor Feuer, Leitungswasser und Sturm hinaus und greife, wenn beispielsweise ein Fluss über die Ufer tritt oder das Grundstück bei Starkregen überschwemmt wird. Wer eine Versicherung abschließen sollte Auch in Enger und Spenge hat es in der jüngsten Vergangenheit häufiger Starkregen gegeben. Ein Trend, den die Versicherungsmakler schon seit längerem beobachten: "Auch bei uns werden die Unwetter extremer", sagt Hippe, der seit 35 Jahren in der Versicherungsbranche tätig ist. Gerade nach heftigen Unwettern sei das Interesse an Elementarschadenversichungen groß. Auch Henning Singerhoff, Mitinhaber der Provinzialgeschäftsstelle Singerhoff und Nolte in Enger, bestätigt das: "Die Leute begreifen, dass die Starkregen-Wolke sie überall treffen kann." Eine Elementarschadenversicherung sei daher nicht nur für Hauseigentümer sondern auch für Mieter mit einem Kellerraum empfehlenswert. Ob eine Versicherung vor Elementarschäden generell möglich ist, prüfen die Versicherer mit einer Einordnung des Wohnortes im Zürs-System. Das Zonierungssystem für Überschwemmungen, Starkregen und Rückstau teilt Gebäude nach ihrem Standort in vier Risiko-Gruppen ein. Das geringste Risiko für Elementarschäden haben demnach Häuser in der Klasse 1, zu der etwa 93 Prozent der Wohnhäuser in Deutschland gehören. Statistisch gesehen geht man davon aus, dass diese Gebäude weniger als ein Mal in 200 Jahren von Hochwasser betroffen sein werden. Häuser in der Klasse 4 (0,4 Prozent) hingegen sind statistisch gesehen ein Mal in 10 Jahren von Hochwasser betroffen. "Für die Wohngegenden in Enger und Spenge herrscht weitestgehend ein sehr geringes Überschwemmungs-Risiko entsprechend der Klasse 1", sagt Tassilo Peter Seitz, Geschäftsführer und Gesellschafter der Verus Vorsorge GmbH und Finanz- und Versicherungsmakler aus Spenge. Die Einstufung im Zürs-System werde jährlich neu vorgenommen mit Anpassungen an die aktuellen Entwicklungen, erklärt Seitz. "Darum ist davon auszugehen, dass der Elementarschutz im kommenden Jahr beispielsweise im Stadtteil Belke-Steinbeck nach den Überschwemmungen Anfang Juni teurer wird", sagt Singerhoff. Wer nicht versichert werden kann Versicherer haben das Recht, eine Versicherung abzulehnen. Wenn ihnen das Schadens-Risiko zu hoch ist, haben sie sogar jederzeit das Recht, auch einen laufenden Versicherungsvertrag zu kündigen. Für die rund 98.000 Haushalte deutschlandweit, die sich in Klasse 4 des Zürs-Systems befinden, sei eigentlich kein Versicherer bereit, das Risiko zu tragen, sagt Hippe. "Wer da wohnt, hat schlicht Pech gehabt", so sein Fazit. Sollte es dann zum Schadensfall kommen, könnten die Betroffenen lediglich auf staatliche Hilfen hoffen. In Enger und Spenge, ist sich Singerhoff sicher, sei aber grundsätzlich jedes Wohnhaus zu versichern. Die Kosten Es ist nicht möglich, eine separate Elementarschadenversicherung abzuschließen. "Wie schon gesagt, gibt es den Versicherungsschutz nur als zusätzlichen Schutz zur Wohngebäude- oder Hausratsversicherung", sagt Hippe. Die Kosten sind dabei unterschiedlich. Eine Police für ein Wohnhaus mit Keller sei dabei teurer als die für ein Haus ohne Keller. Außerdem richtet sich der Preis nach dem Neuwert des Gebäudes oder der Wohnung. Dass die Prämie für einen Hausstand in einer geringeren Risiko-Klasse günstiger ist als für einen Hausstand in einer höheren Risiko-Klasse, ist selbsterklärend. "Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein zusätzlicher Elementaschadenversicherungsschutz bei einer Wohngebäudeversicherung für ein Einfamilienhaus zwischen 80 und 250 Euro im Jahr liegt und bei einer Hausratversicherung bei etwa 20 bis 50 Euro im Jahr", sagt Hippe. "Für ein Mehrfamilienhaus können es auch bis zu 500 Euro jährlich sein", sagt Seitz. Einig sind sich die Experten jedoch, dass sich jeder über den Schutz vor Elementarschäden, der nicht im Grundschutz enthalten ist, erkundigen sollte.

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