Bei Unwetter-Katastrophe: So werden Menschen in Enger und Spenge gewarnt

Enger/Spenge. Die Unwetter-Katastrophe der vergangenen Tage hat vielerorts eine Debatte entfacht, wie die Menschen am effektivsten vor den Gefahren gewarnt werden. Die NW hat nachgefragt, wie die beide Städte Enger und Spenge in solchen Ausnahmefällen reagieren. Sirenen warnen bei Katastrophen- oder Unglücksfällen - zu jeder Tages- oder Nachtzeit. Ob bei Großbränden, Unwettern oder giftigen Rauchgasen, die sich kilometerweit verbreiten können. In der Stadt Enger gibt es noch die schrillen Heuler. Andere Kommunen haben sie vor Jahren abgeschafft. Fünf Standorte "Wir haben fünf Sirenen-Standorte in unserer Stadt", sagt Engers Feuerwehrchef Michael Rogowski: Auf den Feuerwehr-Gerätehäusern in Enger-Mitte, Pödinghausen, Dreyen, Enger-Nord und auf dem alten Diakonie-Gebäude in Westerenger. Aufgerüstet hat die Stadt bereits vor Jahren am Feuerwehr-Gerätehaus Enger-Mitte an der Ringstraße. Dort ist eine moderne, leistungsstarke und futuristisch anmutende Sirene installiert worden, die die klassische Teller-Sirene ersetzt hat. Vorteil: Die elektronische Sirene soll lauter sein und der Schall breitet sich besser aus. Zudem verfügt sie über eine Notstromversorgung, so dass sie auch bei allgemeinen Stromausfall die Menschen in Enger warnen kann. Wo zwei zusätzliche Sirenen geplant sind "Wir sind dabei, die anderen alten Sirenen auch mit einer Notstromversorgung zu versehen", erklärt Engers Feuerwehrchef. Damit aber nicht genug: Nach seinen Angaben sollen noch zwei zusätzliche stationäre Sirenen angeschafft werden. Die Standorte stehen bereits fest. Geplant ist, sie an der Grundschule Belke-Steinbeck/Besenkamp und am Pievit zu installieren. "Am Pievit soll die Sirene an einem Rohrmast angebracht werden", sagt Rogowski. Zusätzlich besitzt die Feuerwehr Enger noch eine mobile Sirene. Einminütiger Heulton Die Leitstelle des Kreises Herford mit Sitz in Hiddenhausen löst im Bedarfsfall die stationären Sirenen per Knopfdruck aus. Rund 50 Sirenenstandorte gibt es im Kreisgebiet. Der Warnton ist ein einminütiger Heulton, der an- und abschwillt. Bei Entwarnung ist der Ton durchgehend und dauert ebenfalls eine Minute. Warn-Apps Die Menschen sollten beim Sirenenalarm die Lokalmedien aufrufen oder einschalten und ein Blick auf ihre Warn-App im Handy werfen, sofern sie sie installiert haben. Nina ist die offizielle Notfall-Informations- und Nachrichten App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Katwarn ist ein System, das vom Fraunhofer Institut entwickelt wurde. "Nur wenn das Mobilfunknetz zusammen gebrochen ist, bringt das nichts mehr", sagt Rogowski. "Die meisten Städte haben schon vor Jahren die Sirenen abgeschafft. Gut, dass wir sie in Enger behalten haben." Mobile Warner Früher gab es flächendeckend Alarmsirenen im Land. Nach Ende des kalten Krieges verschwanden in manchen Städten die Warnsysteme von den Dächern, weil der Bund keine Notwendigkeit mehr sah. So gibt es auch in Spenge keine stationären Sirenen mehr. Die Stadt setzt nach Angaben von Bürgermeister Bernd Dumcke auf mobile Sirenen. "Sie können auf dem Dach eines Feuerwehrwagens befestigt werden", erläutert Spenges Feuerwehrchef Thomas Reschke. Die beiden mobilen Warner seien bei der Feuerwehr in Bardüttingdorf und in Hücker-Aschen einsatzbereit. "Mit den mobilen Geräten können wir auch Sprachdurchsagen machen", sagt Reschke. Ob mit dem Zusammenbruch des Mobilfunknetzes in Teilen des Katastrophengebietes in NRW und Rheinland-Pfalz die stationäre Sirene neu in den Fokus rücke, bleibe abzuwarten, so der Feuerwehrchef. Zu wenig Menschen nutzen Warn-Apps Bürgermeister Bernd Dumcke sieht in den stationären Sirenen kein Zukunftsmodell. "Das wäre eher ein Schritt zurück." Und wenn man es denn unbedingt wollte, sollte es ein landeseinheitliche Regelung geben. In den mobilen Sirenen sieht er den Vorteil, dass sie gezielt in Problembereichen eingesetzt werden könnten, wie etwa im Warmenau-Gebiet und am Mühlenbach in Spenge. Auch die Warn-Apps machen nach seiner Einschätzung vom Grundsatz her Sinn. Vor der verheerenden Katastrophe und vor dem Zusammenbruch des Netzes in Teilen des überfluteten Gebietes hätten sie ja funktioniert und die Menschen warnen können. Das Problem sei vielmehr, dass immer noch zu wenig Menschen die Warn-Apps auf ihrem Handy hätten. Deshalb plädiert er dafür, Konzepte zu entwickeln, damit mehr Menschen vom Nutzen der Apps überzeugt werden. So könne man beispielsweise bereits im Schulunterricht darauf eingehen, wie wichtig die Warn-Apps sind. Neues Alarmierungssystem In Deutschland wird unterdessen auch über die Einführung eines neuen Handy-Alarmierungssystems, das sogenannte Cell Broadcasting, diskutiert. Dabei werden Notfall-Textnachrichten zielgenau an alle Handys gesendet, die in einer Funkzelle eingebucht sind. Die neueste Generation von Cell-Broadcast-Systemen soll laut Wikipedia in der Lage sein, eine Nachricht in wenigen Sekunden an hunderttausende Zellen zu senden und somit Millionen von Mobilfunkteilnehmern zu erreichen.

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