Wie sich der milde Winter auf Vögel und Insekten auswirkt

Enger/Spenge. Zehn Grad plus, die ersten Mückenschwärme tanzen und die Vögel singen fast wie im Frühjahr - und das, obwohl wir jetzt eigentlich mitten im tiefsten Winter stecken sollten: Der Januar aber war genauso mild wie der Dezember. Und der Februar startet ähnlich warm. Strenger Frost ist bislang Fehlanzeige. Welche Auswirkungen das auf die Tiere hat und ob im Sommer eine Mückenplage droht - der Engeraner Holger Stoppkotte vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt Antworten. "Die Mückenschwärme, die wir zurzeit schon sehen können, sind der milden Witterung geschuldet", sagt der Experte aus Westerenger. "Aber das heißt noch nicht, dass es auch ein starkes Mückenjahr wird." Wenn es jetzt längere Zeit Frost gebe, sterbe ein großer Teil der Insekten ab. Wie viele Mücken es geben wird, hängt von einem speziellen Faktor ab Wie stark sich die Mückenpopulation entwickele, sei vor allem abhängig davon, wie viel Regen es im Frühling gebe. "Wenn es ein nasses, mildes Frühjahr wird, werden wir viele Mücken haben." Denn die Insekten bräuchten in jener Zeit vor allem eines: Pfützen. "Dort legen sie ihre Eier ab." Wenn es jedoch im Frühling an solch feuchten Ecken fehle, gebe es auch weniger Mücken im Sommer. Die milden Bedingungen jetzt im Winter seien für viele Tiere nicht unbedingt schlecht, sagt Stoppkotte. "Meisen oder Spatzen zum Beispiel profitieren eher davon." Sie würden derzeit reichlich Nahrung finden. "Auch die Mückenschwärme sind für sie ein gefundenes Fressen." Meisen halten jetzt schon Ausschau nach einem Nistplatz Schon jetzt würden die Meisen daher nach einem geeigneten Nistplatz Ausschau halten - viel früher als sonst. Bleibe es so mild, würden die Vögel früher brüten - und dann gebe es sogar die Chance auf ein zweites Gelege, sagt Stoppkotte. "Das könnte helfen, die Population voranzubringen." Wenn es auf Dauer weiter so milde Winter gebe, werde das einigen Vögeln jedoch Probleme bereiten, meint er. Vor allem Zugvögeln, die weite Strecken zurücklegen. Sogenannte Langstreckenzieher wie Kuckuck oder Trauerschnäpper sieht Stoppkotte dann betroffen. "Sie haben ein genetisches Zugprogramm und kommen eigentlich immer zur gleichen Zeit zurück - der Kuckuck Anfang Mai, der Trauerschnäpper Ende April." Zugvögel könnten ein Problem bekommen Bleiben die Winter auch künftig mild, dürften diese Vögel laut Stoppkotte ein Problem bekommen. Oder besser: zwei verschiedene Probleme. "Der Trauerschnäpper, der ein Insektenfresser ist, wird dann zu spät für seine Hauptnahrung kommen." Denn die Insekten würden ihre Eier bei milden Temperaturen früher ablegen. Weil viele Insekten aber nach der Ei-Ablage absterben, fänden Zugvögel wie der Trauerschnäpper später im Jahr nicht mehr genügend Insekten, um ihre Jungen zu füttern. Der Kuckuck wiederum werde ein ganz anderes Problem bekommen. "Er legt seine Eier in anderer Vögel Nester und lässt sie dort ausbrüten." Zum Beispiel von Rohrsängern. Wenn die jedoch wegen der milden Witterung früher brüten sollten, der Kuckuck aber erst Anfang Mai bei uns ankomme, könne er seine Eier nicht mehr entsprechend ablegen. Verschiebung der Arten möglich Sollten die Winter auch künftig mild bleiben, hält Stoppkotte eine "Verschiebung der Arten" für möglich. Tiere, die an unsere bisherigen Bedingungen mit strengeren Wintern angepasst seien, würden dann eher Richtung Norden wandern. "Und Tierarten, die hier normalerweise nicht überleben könnten, kommen zunehmend besser klar." Die afrikanische Tigermücke sei ein Beispiel. Ihre Population werde durch fehlende Fröste begünstigt. Stoppkotte fasst zusammen: Wenn es dauerhaft warme Winter gebe, werde das Auswirkungen haben. "Ein milder Winter zwischendurch hat die aber noch nicht." Wenn die Trockenheit bleibt Auch wenn sich die Trockenheit als Trend weiter fortsetze, werde das "für viel Veränderung" sorgen. Zwar hat man subjektiv das Gefühl, dass es in den letzten Wochen nur geregnet hat. Die Zahlen sagen jedoch etwas anderes: Nach Angaben des Statistikportals "Statista" betrug der durchschnittliche Niederschlag in Deutschland in diesem Januar 45 Liter pro Quadratmeter. "Das vieljährige Mittel ist mit 61 Litern pro Quadratmeter deutlich höher", teilt das Portal mit. Die Trockenheit sorge bei den Bäumen für Stress. Und das habe indirekt auch Auswirkungen auf Insekten. "Denn viele Insekten sind an Bäume gekoppelt - und die leiden dann mit."

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