Eine Zukunft ohne Plastik: Wenn Kunststoff zum Baustein wird

Enger. Der Ein oder Andere mag in den langen Sommerferien ein wenig &bdquo;plastikmüde" geworden sein. Jetzt aber startete die Engeraner Initiative &bdquo;Zukunft ohne Plastik" – kurz ZoP – aber wieder voller Elan und mit vielen neuen Ideen in das zweite Vereinshalbjahr. Beim Treffen am Mittwochabend im Haus der Kulturen stand dennoch erst einmal nicht die Plastikvermeidung im Mittelpunkt, sondern die Plastikverwertung. In einem sehr spannenden und lebendigen Vortrag zeigte der Weltenbummler Andreas Froese den rund 35 Interessierten, wie er in Ländern der sogenannten &bdquo;Dritten Welt" mit Plastikflaschen Häuser, Wassertanks und Toilettenanlagen baut. Baumaterial liegt auf der Straße Viel braucht der gebürtige Herforder für die schmucken kleinen Bauten nicht, denn nahezu alle benötigten Materialien findet der aus der Baubranche kommende Idealist kostenlos vor Ort. &bdquo;Plastikflaschen gibt es leider in diesen Ländern in riesigen Mengen", hat er auf seinen Reisen auf den afrikanischen Kontinent, nach Südamerika und Asien immer wieder festgestellt. Irgendwann hatte er dann die Idee, diese Flaschen mit Erde zu füllen und als Bausteine zu verwenden. Im Jahr 2001 gründete er die Firma Eco-Tec. Die Hoffnung, mit seiner Idee &bdquo;ganz schnell ganz reich" zu werden, habe sich allerdings nicht erfüllt, gab Froese augenzwinkernd zu. Zwar habe er mittlerweile weltweit schon über 100 Häuser, Wassertanks und Toiletten gebaut. Allerdings war er bislang fast immer auf eigene Kosten oder im Auftrag kleinerer Hilfsorganisationen unterwegs, die ihn in der Regel für ein Einzel-Projekt engagierten. &bdquo;Die großen NGO’s", so bedauert er, &bdquo;haben bislang kein Interesse gezeigt." Die Idee ist so simpel wie genial Dabei sei seine Idee so simpel wie genial. Das Baumaterial liege quasi vor der Haustür, der Plastikmüll werde sinnvoll weiterverwendet und lande nicht mehr in den Weltmeeren, und gleichzeitig gebe er in seinen Einsätzen den Menschen vor Ort sein Know-How zum Bau der Plastikhäuser weiter. Ganze Dorfgemeinschaften hätten bereits gelernt, wie man Erde in Flaschen verdichtet, die gefüllten Flaschen dann schichtet, mit Schnüren rutschfest verbindet und schließlich mit Lehm verputzt. Auch wenn das Interesse großer Hilfsorganisationen bislang ausbleibt – aufgeben will Andreas Froese, der mittlerweile überwiegend in Mittelamerika lebt, nicht. Er hat schon neue Ideen, möchte Plastikflaschen künftig nicht mehr mit Erde, sondern mit Plastikmüll verfüllen und verbauen. Denn außer Plastikflaschen, so Froese, gebe es in vielen der von ihm besuchten Länder auch jede Menge anderen Plastikmüll, der in der Landschaft lande. Zerkleinert und fest in die Flaschen gedrückt kann auch dieses Material weiter verwendet werden. Ausbildungszentrum ist sein großer Wunsch Außerdem möchte er gern ein Ausbildungszentrum gründen, in dem er junge Menschen in der Technik des Flaschenbaus ausbilden kann. Momentan fehlt ihm dafür allerdings noch das Geld. Die gebannt lauschenden Zuhörer im Haus der Kulturen ließen daraufhin spontan einen Hut herumgehen, der sich schnell füllte. ZoP-Initiatorin Regine Steffen versprach, am Ball zu bleiben und sich auch nach Möglichkeiten eines Crowdfundings zu erkundigen. Anwesende Jugendliche der Initiative &bdquo;Fridays for Future" boten ebenfalls Unterstützung und Zusammenarbeit an. Seit einiger Zeit arbeitet Andreas Froese auch mit dem Engeraner Naturfilmer Ulrich Haufe zusammen. Durch Zufall hatte Haufe von Froeses Aktivitäten erfahren und ihm daraufhin einen Crashkurs in Sachen Fotografie und Film gegeben und eine Kamera in die Hand gedrückt. Haufe hat das von Andreas Froese seitdem gelieferte Bildmaterial bearbeitet und einen Film zusammengestellt. Bilder und Infos vom Plastikhausbau gibt es auf der Seite &bdquo;Waste without borders" auf Facebook sowie auf der Internetseite www.eco-tecnologia.com.

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