Enger

Traumberuf Pastor

Nachfolge: Stephan Horstkotte ist offiziell in sein Amt als Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Westerenger eingeführt worden. Was er mit Al Bundy gemein hat und warum er in der Kirche Witze erzählt

Der Mann hinter der Pfarrstelle: Stephan Horstkotte ist ein lebensfroher, humorvoller Mensch. | © Fabian Herbst

Fabian Herbst
07.02.2019 | 07.02.2019, 05:00

Feuerwehrmann, Fußballprofi oder Baggerfahrer – das sind die typischen Wunschberufe der Jungs. Jedoch nicht für Stephan Horstkotte: „Ich wollte Pastor sein", sagt er – und das schon mit 13 Jahren. Heute ist er 52 und sein Traum ist wahr geworden. Seit Mai 2017 ist Horstkotte Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Enger. Zunächst als Vertretung von Susanne Böhringer, seit Sonntag offiziell ihr Nachfolger in Westerenger. Dabei waren seine Eltern damals gegen den Beruf als Pastor.

„Mein Vater fragte mich damals, ob ich nicht etwas Vernünftiges lernen wolle", erinnert sich Horstkotte. Als das jüngste von drei Kindern sollte der Grobmotoriker, wie er sich selbst bezeichnet, das familieneigene Uhren- und Schmuckgeschäft in Löhne weiterführen. Daran hatte der gebürtige Herforder aber kein Interesse.

Familie hatte mit dem Thema Kirche
bis dato nicht viel am Hut

Stattdessen begann er 1986 sein Theologie-Studium. Mit dem Thema Kirche hatte seine Familie bis dato nicht viel am Hut. Lediglich den Konfirmationsunterricht besuchte er. Seine Eltern waren nicht fromm. „Zuhause wurde nie vor dem Essen gebetet", sagt er. Die Kirche besuchte die Familie auch nicht. Trotzdem ließ sich der eigenwillige Horstkotte nicht von seinem Weg abbringen.

Was ihm am Beruf Pastor gefalle? „Der Kontakt zu den Menschen." Die passenden Eigenschaften dazu, habe er von seinem Vater geerbt. „Er konnte jedem ein Gespräch aufzwingen, das mache ich heute auch", schmunzelt er. Neben seinem Studium arbeitete der heutige Oetinghauser in der Schuhabteilung von Karstadt, später bei Thalia. „Mich nannten sie Al Bundy." Bundy ist eine berühmte, fiktive Figur aus der US-Sitcom „Eine schrecklich nette Familie", die ebenfalls Schuhe verkauft.

Einen flotten Spruch oder Weisheiten hat der Pfarrer immer auf den Lippen. Viele dieser Weisheiten lernte er von seiner Mutter: „Gott hat einen großen Tiergarten. Dort hat er alle seine Tiere lieb, auch wenn man manchmal nicht versteht wieso. Doch du gehörst auch dazu und für andere magst du das größte Kamel sein." Für Horstkotte bedeutet das, dass er jeden Menschen so akzeptieren soll, wie er ist. Er versucht, das Gute in den Menschen zu sehen. Für seine Mitmenschen da zu sein.

Auf humorvolle Art die
Gottesdienste mit Leben füllen

Der 52-Jährige ist ein sympathischer und lebensfroher Mensch. Während er seine Geschichten erzählt, tritt immer wieder ein Lächeln in sein Gesicht. Rund um seine Augen bilden sich Grübchen.

Der Pastor ist aber auch kritisch. Krempelt Dinge um. Sagt was er denkt. Hinterfragt. Ist offen und direkt. Damit eckt er hier und da auch mal an.

Horstkottes große Stärke ist sicherlich die Spontanität. „Meine Predigten trage ich frei vor." Manchmal improvisiere er. In seinen Predigten und Gottesdiensten möchte er vor allem eines vermitteln: „Die Liebe, von Gott angenommen zu werden." Gemeinschaft und Vertrauen sind wichtige Attribute. „Gott kennt immer einen Weg, den du gehen kannst", sagt er. Der Pfarrer versucht immer wieder etwas Neues auszuprobieren, den Gottesdienst mit Leben zu füllen. „Man muss eine Wohlfühl-Atmosphäre schaffen."

Sein größtes Hobby: Reisen

Privat kocht Horstkotte gern vegetarisch. Nicht aus ethischen Gründen: „Fisch, Fleisch und Spinat schmecken mir nicht, alles andere esse ich." Sein größtes Hobby: Reisen. Wenn der passionierte Karnevalsjeck nicht gerade Fasching in Köln feiert, verbringt er seine freie Zeit in Frankreich. „Dort bin ich mindestens einmal pro Jahr."

Seine humorvolle Art, versucht Horstkotte auch in seine Gottesdienste einzubringen. Jeden Ostersonntag beispielsweise erzählt der Pfarrer Witze in der Kirche. „Das ist ein alter Kirchenbrauch", erklärt Horstkotte. Mit Erfolg. Der Pfarrer konnte schon ein steigendes Interesse an den Gottesdiensten feststellen.

Information
Zur Person

geboren: 2. August 1967 am Wilhelmsplatz in Herford
1986: Abitur in Löhne
1986 – 1994: Theologie-Examen
1994: Ausbildung zum Klinikseelsorger
1995 – 1997: Vikariat bei der Kreuzkirchengemeinde in Herford
1997 – 1998: Probedienst in Bielefeld-Vilsendorf
1998: Ordination (Priesterweihe)
1998 – 2000: Pastor in Bielefeld-Vilsendorf
2000 – 2002: Pastor in Herford-Herringhausen
2002 – 2017: Pastor in Petershagen
seit Mai 2017: Pastor in Westerenger