Bünde

Der Geist von Led Zeppelin

Tribute-Band "Custard Pies" mit bemerkenswertem Konzert im Universum

12.01.2015 | 12.01.2015, 10:15
Pascal Cherouny und Marco Münzer sowie die weiteren Mitglieder von "Custard Pies". - © NICOLAS BRÖGGELWIRTH
Pascal Cherouny und Marco Münzer sowie die weiteren Mitglieder von "Custard Pies". | © NICOLAS BRÖGGELWIRTH

Bünde. Noch heute bedauern Teenager und Mittzwanziger zu jung zu sein, um jemals ein Konzert von "Led Zeppelin" live erlebt haben zu können. Seit dem Jahr 2000 schließt die Band "Custard Pies" ein klein wenig diese Lücke und hat seitdem auch viele Kritiker überzeugt. Die Tribute-Band legte jetzt im Universum ein bemerkenswertes Konzert hin.

Viele Musik-Experten und auch Laien halten "Stairway to heaven" für einen der besten Songs aller Zeiten. Auch Plagiatsvorwürfe aus dem letzten Jahr können daran nichts ändern. 1971 erschien er auf dem legendären vierten Album der britischen Band "Led Zeppelin", die in dieser Zeit einen unverwechselbaren und nie wieder aufgegriffenen Sound um ihren Gitarristen Jimmy Page kreierten.

Oftmals ist Universum-Chef Dirk Kaiser ein wenig stolz darauf, selbst junge Talente zu entdecken und ihnen eine Bühne zu geben. Bei "Custard Pies" war es anders. Viele kamen auf ihn zu und baten ihn, diese Band doch einmal auftreten zu lassen. Es waren Bitten, denen er nachgab. Schließlich traten sie im letzten Jahr beim Sommer-Festival im Steinmeisterpark zum ersten Mal in Bünde auf.

Zu Beginn des Konzertes am Wochenende war sehr viel Raum zwischen Bühne und Publikum, das sich im sitzbefreiten Theater an der Bar oder den Stehtischen tummelte. Doch bereits nach nicht einmal einer Stunde konnten die drei Münsteraner überzeugen und die ersten Gäste begannen die Kunst, die Musik und die Hommage ernst zu nehmen und ließen sich respektvoll darauf ein. "Communication breakdown", "Black dog", "The song remains the same" und "Since I?ve been lovin? you" ließen an alte Tage erinnern. Doch auch junge Menschen waren unter den Zuhörern, die bei Auflösung der Band 1980 sicherlich noch nicht geboren waren. Die einen suchten einen neuen Geist, die anderen den, der ihnen verloren gegangen zu sein schien.

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"Custard Pies" im Universum

Spricht man mit den drei Musikern, wird schnell klar, dass sie viel mehr über "Led Zeppelin" wissen, als die meisten der Anhänger. Es gibt kaum eine Platte, ein Booklet, einen Auftritt, ein Kostüm oder ein Interview, über das sie nicht etwas zu erzählen hätten. Selten hat sich eine Tribute-Band auch so mit den Biographien der Band und den Musikern auseinandergesetzt.

Schon beim Sound-Check und insbesondere beim Monitoring sind "Custard Pies" sehr akribisch. Die Haltung und Einstellung vor ihren großen Idolen ist ehrfurchtsvoll. Ihr Ziel ist eine größtmögliche Authentizität mit dem Klang der Originale, was sich nicht zuletzt bei den Instrumenten bemerkbar macht. Das Schlagzeug verträgt keine Modernisierung und Pascal Cherouny spielt eine Gibson Les Paul und eine Double 12, wie es auch Page die meiste Zeit tat. Das Solo von "Dazed and confused" wird von ihm originalgetreu mit einem Geigenbogen gespielt. Sein Gesang ist im Falsett nahe dem Timbre Robert Plants. Er trägt als einziger ein Kostüm und imitiert jenseits des Mikrofons den Habitus von Jimmy Page. Ihm merkt man an, dass er für die Bühne lebt. Doch genau da liegt auch noch eine Schwäche beim Auftritt dieser Band.

Die Show konzentriert sich viel zu stark auf den Sänger und Front-Mann, der gerade in den Augenblicken überpräsent wirkt, wenn er Pausen hat, die Gitarre wechselt oder ihm gerade die Zwischenmoderation entfallen ist. Alexander Ranft am Bass und als zweiter Gitarrist, sowie Marco Menzer am Schlagzeug sollten viel mehr in die Darstellung der historischen Vorbilder eingebunden werden. Für den Hintergrund sind die beiden sehr guten Musiker einfach zu schade.

Der Geist von Jones und Bonham, Page und Plant hingegen wurde von jedem an diesem Abend erfasst. Und noch heute suchen Anhänger von "Led Zeppelin" einen Nachfolger, der ihren Sound weiterentwickeln kann. "Custard Pies" schafft es.