Im lautlosen Flug auf der Jagd

Bünde. In der Vogelserie stellt die NW gemeinsam mit Klaus Nottmeyer, Leiter der biologischen Station Ravensberg, die 40 häufigsten Gartenvögel vor. Die Arten werden in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt, heute sind es Schleiereule und Turmfalke.Eine geschlossene Schneedecke macht sowohl der Schleiereule als auch dem Turmfalken zu schaffen. Beide ernähren sich von Mäusen, die sie bei Schnee nicht mehr finden und dann kläglich verhungern. "Wenn zwei Wochen lang Schnee liegt, geht der Bestand steil in den Keller", sagt Klaus Nottmeyer. Früher jagte die Schleiereule Mäuse auf Heuböden, die gebe es jedoch kaum noch. Im den vergangenen beiden Wintern seien durch den langanhaltenden Schnee bis zu 90 Prozent des Schleiereulenbestandes eingegangen. Dabei sieht die Eule zumindest von vorne so aus, als gehöre der Schnee in ihren Lebensraum: Ihr Gefieder an Gesicht und Vorderseite ist schneeweiß bis gelbbraun. Gut zu erkennen ist sie an der herzförmigen Anordnung der Federn im Gesicht. Ihre Ohren sind außergewöhnlich: Ein Ohr der Schleiereule liegt etwas höher als das andere. Auf diese Weise kann sie nicht nur sehr gut hören, sondern auch genau orten, woher das Geräusch kommt. Die Ohren liegen unter den Gesichtsfedern verborgen. Wie ein Trichter sammelt das Gesicht den Schall und bündelt ihn zu den großen Ohröffnungen hin. Schleiereulen verfügen dadurch über ein perfektes Richtungshören, mit dem sie in stockdunkler Nacht jagen. Die Schleiereule kann noch aus 200 Metern Entfernung das Rascheln einer Maus wahrnehmen. Durch ihre sehr weichen Federn, die am Rand ausgefranst sind, fliegt sie lautlos durch die Nacht. Ihre Beute hört sie nicht, bis zum letzten Moment, wenn sie sie mit ihren Krallen packt. Unverdauliches (Knochen, Haare) würgt sie in Form von so genannten Gewöllen wieder aus.Schleiereulen brüten in Kirchtürmen, Schlössern, Ruinen oder Scheunen. Eine Schleiereule hat viele Jahre lang im Kirchturm am Herrenhaus der Biologischen Station in Stift Quernheim gebrütet, erzählt Klaus Nottmeyer. In guten Mäusejahren habe sie 8 bis 10 Junge bekommen. Da die Eier im Abstand von etwa zwei Tagen gelegt werden, haben die Jungen teilweise einen Altersunterschied von zwei Wochen. "Die alten Jungen füttern dann die jüngeren." Bis vor ein paar Jahren hätten sich die Bestände gut erholt, weil die Leute Nistkästen aufgehängt haben. "Bei den Nistkästen gibt es ein lustiges Detail: Die Schleiereule braucht einen Flur. Ihr Schlafzimmer muss dunkel sein, deshalb muss man hinter dem Einflugloch einen Vorraum bauen."Der Turmfalke ist rund 35 Zentimeter groß und gehört damit in Deutschland zu den kleinen Greifvögeln. Er ist sehr schlank, mit einem längeren Schwanz und schmalen, spitzen Flügeln. Ältere Männchen haben einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist hellblaugrau mit einer schwarzen Endbinde. Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichten dunklen Flecken und Querbändern. "Der Wanderfalke ist der große Bruder des Turmfalken und gilt als schnellstes Tier der Welt", sagt Nottmeyer. Im Sturzflug erreicht er Spitzengeschwindigkeiten von 340 Kilometern pro Stunde oder mehr.Der Turmfalke wird auch Rüttelfalke genannt, weil er die Angewohnheit hat, durch schnelles Flügelschlagen hoch oben in der Luft zu stehen und von dort den Boden zu beobachten. Man unterteile die Raubvögel in zwei Arten, sagt Nottmeyer, in Ansitzjäger und Überraschungsjäger. Zu den Überraschungsjägern zählten Habichte und Sperber, zu den Ansitzjägern der Turmfalke. "Er schafft sich seinen Aussichtspunkt, seinen Ansitz selbst, in der Luft." Oft sieht man ihn auf Straßenlaternen oder Masten über der Straße hocken. Von dort hält er Ausschau nach Mäusen, zwei braucht er am Tag. Der Turmfalke baut keine Nester. Er brütet in verlassenen Krähennestern, in Mauernischen von Gebäuden oder in Kirchtürmen. Wie sein Name sagt, bevorzugt er hoch gelegene Brutplätze. Anders als die Schleiereule brütet er auch in der Stadt, jagt aber auf dem Land. Die Schleiereule ist nur auf dem Land anzutreffen. Die Zahl der Mäuse schwankt von Jahr zu Jahr, und mit ihr die Zahl der Falken. "Alle sieben Jahre ist ein gutes Mäusejahr, sagt der Volksmund", sagt Nottmeyer. "Der Turmfalke ist ein gutes Beispiel, dass die Anzahl der Beutetiere die Anzahl der Jäger bestimmt und nicht andersherum."Vögel füttern Einige Ornithologen sind dagegen, Vögel zu füttern, Klaus Nottmeyer hat nichts dagegen. "Für die Erhaltung der Arten ist es nicht nötig. Aber für die Vögel ist es schön."Beim Füttern gehe es um die Freude an der Beobachtung, das sei ein wichtiger Punkt.

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