„Die Menschen haben aufgegeben“: Iranerin aus Bünde zum Krieg in ihrer Heimat

Bünde. &bdquo;Die Menschen im Iran sind müde“, sagt Tara Saljooghi. Die 19-jährige Deutsch-Iranerin lebt seit zehn Jahren mit ihren Eltern in Bünde. Aus Angst vor der Regierung sind sie damals aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet. Als Christen waren ihre Eltern im islamisch regierten Iran eine gefährdete Minderheit. Außerdem hatte sich Saljooghis Vater seinerzeit offen gegen die Regierung ausgesprochen – ebenfalls eine Gefahr in dem autokratisch regierten Land. Heute verfolgt die Familie mit Sorge die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten: Nach verschiedensten gegenseitigen Angriffen zwischen Israel und dem Iran ist die Lage jüngst eskaliert: Vor rund zwei Wochen hat Israel den Iran angegriffen, darunter mehrere nukleare Anlagen. Iran schränkt Menschenrechte stark ein Der Iran reagierte mit Gegenangriffen. Vergangenes Wochenende haben sich die USA in den Krieg eingemischt und Atomanlagen im Iran mit Bomben angegriffen. Kurz darauf wurde eine Waffenruhe ausgesprochen. Wie es nun im Nahen Osten weitergeht, ist aktuell noch unklar. Die Lage in Irans Bevölkerung ist angespannt, weiß Tara Saljooghi. Ihre Großeltern leben im Iran. Zudem ist sie durch Soziale Medien mit Iranern vernetzt. &bdquo;Die meisten Menschen im Iran sind gegen die Regierung“, sagt die 19-Jährige im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. &bdquo;Der Großteil wünscht sich einen Regimewechsel, aber es hat seit 40 Jahren keine demokratischen Wahlen mehr gegeben“, so Saljooghi. Seit 1989 ist der heute 86-jährige Ali Chamenei oberstes Staatsoberhaupt im Iran. Er ist geistlicher, politischer und militärischer Führer des Landes. Die iranische Regierung unterdrückt ihr Volk in vielerlei Hinsicht: Die Rechte von Frauen und Minderheiten werden im Iran erheblich beeinträchtigt, ebenso wie die Meinungs- und Pressefreiheit. Hoffnung auf einen Regierungswechsel Die jüngste Eskalation mit Israel besorge zwar einige Iraner, doch durch die vielen Krisen und Kriege des Landes in den vergangenen Jahren, seien viele auch bereits abgestumpft, sagt die 19-Jährige, die vor Kurzem ihr Abitur am Gymnasium am Markt in Bünde absolviert hat. &bdquo;Viele haben die Einstellung: ’Egal, was passiert, wir können eh nichts tun’“, so Saljooghi. &bdquo;Sie haben quasi schon aufgegeben“. Durch die anhaltende Inflation und Sanktionen aus dem Ausland macht sich zusätzlich Frustration in der Bevölkerung breit, sagt die 19-Jährige. Einige Iranerinnen und Iraner versuchen allerdings, die positive Seite einer Eskalation mit Israel und der USA als dessen Unterstützer zu sehen: &bdquo;Sie haben die Hoffnung, dass es dadurch einen Regierungswechsel geben könnte“, sagt die 19-Jährige. Große Uneinigkeit in der Bevölkerung Trotz der vielen Regierungsgegner in der eigenen Bevölkerung hat die 19-Jährige nach eigener Aussage noch nie eine so große Uneinigkeit unter Iranerinnen und Iranern erlebt wie in den vergangenen Wochen. Dass das eigene Land angegriffen wurde, habe die Sichtweise einiger Menschen im Iran verändert – zugunsten der Regierung. Die nutze das schwankende Stimmungsbild wiederum für Propaganda in den Staatsmedien aus. Tara Saljooghi selbst wünscht sich einen Regierungswechsel für ihr Heimatland. &bdquo;Das wäre das Beste für den Iran und auch für den Rest der Welt“, ist sie sich sicher. In ihrer Wunschvorstellung würde das Land von dem aktuellen Regime befreit und die derzeitigen Machthaber juristisch zur Rechenschaft gezogen. Auch demokratische Wahlen würde sie sich für den Iran wünschen. Viel Hoffnung hat sie für ihre Wünsche aber nicht. &bdquo;Die Geschichte hat bewiesen, dass solche Situationen nie ein gutes Ende nehmen“, sagt die 19-jährige Abiturientin. Lesen Sie auch: Im Liveticker: Wadephul dringt auf Verhandlungslösung für Nahen Osten Frauenbewegung gibt junger Deutsch-Iranerin Hoffnung Etwas hoffnungsvoller stimmt sie die Frauenbewegung im Iran. Nach dem Tod der 22-jährigen kurdischstämmigen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 gab es eine große Protestbewegung unter dem Motto &bdquo;Frau, Leben, Freiheit“ im Iran. Amini war vor knapp drei Jahren von der Sittenpolizei im Iran festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen habe. Kurz darauf starb sie an den Verletzungen, die ihr in der Haft von der Polizei zugefügt wurden. Die darauffolgende Protestwelle war die bislang größte und längste seit Bestehen der Islamischen Republik Iran. Mehrere Menschen kamen bei Demonstrationen ums Leben. Proteste dauern bis heute an Auch heute noch tragen deshalb viele Frauen im Iran kein Kopftuch mehr, weiß Tara Saljooghi. &bdquo;Die Regierung versucht weiterhin, das zu unterdrücken, aber sie schafft es nicht, weil es zu viele sind“, sagt sie und betont die große Bedeutung dieser Form des Protestes. &bdquo;Das ist wirklich besonders, als ich klein war, habe ich die Frauen in meiner Familie und Bekannte nie ohne Kopftuch raus gehen sehen“, erinnert sie sich an ihre Kindheit im Iran. Auch die Eltern der Bünder Abiturientin wünschen sich Freiheit für ihr Heimatland. Sie selbst haben bereits den Iran-Irak-Krieg in den 1980er-Jahren hautnah miterlebt. &bdquo;Es macht sie traurig, dass meine Generation nun auch Krieg erlebt“, sagt Tara Saljooghi. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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