„Tradwife“-Trend auf Social Media: Was Eltern in Bünde wissen müssen

Bünde. Auch wenn der Begriff seit Längerem durch das Netz geistert, können viele Menschen mit einer &bdquo;Tradwife“ wohl nicht viel anfangen. Susanne Rutenkröger gehörte nach eigener Aussage ebenfalls dazu. Bevor Bündes Bürgermeisterin an der von der Realschule Bünde-Nord veranstalteten Talkrunde &bdquo;Tradwife – zurück an den Herd? Alte Rollenbilder wieder modern?“ teilnahm, musste sie erst googeln. Was sie dort gefunden hat, &bdquo;ist ein Rückschritt und das betrübt mich“, sagte Rutenkröger während der Veranstaltung. So wie ihr ging es auch den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Formats, das Schülerinnen und Schüler über aktuelle Trends der Gesellschaft aufklären soll. Was genau steckt also hinter dem sogenannten Tradwife-Trend? Wie bei vielen Trends auf Social-Media-Plattformen üblich, handelt es sich bei &bdquo;Tradwife“ um eine Schöpfung aus zwei englischen Begriffen. &bdquo;Trad“ ist dabei die Abkürzung für &bdquo;traditional“ und &bdquo;wife“ das englische Wort für Ehefrau. &bdquo;Tradwives“ sind also traditionelle Ehefrauen und bedienen damit &bdquo;das Rollenbild einer Frau, die ihre Bestimmung als Mutter und Hausfrau sieht“, fasste Bündes Gleichstellungsbeauftragte Zdravka Buettner zusammen. Lesen Sie auch: Warum eine Familie bewusst ein traditionelles Modell lebt Woher kommt der Tradwife-Trend? @esteecwilliams What it means to be a Tradwife. #fyp #tradwife #homemaking #housewife #traditional #tradwifecontroversy #womenschoice ? Music Instrument - Gerhard Siagian Elke Schoenfelder, Lehrerin und Initiatorin der Talkrunde, erklärte, dass der Trend ursprünglich aus den USA stammt. US-Influencerinnen wie Estee Williams werben dabei auf Instagram oder Tiktok damit, dass ihre Lebensaufgabe darin bestehe, sich als Ehefrau und Mutter um ein schönes und behagliches Zuhause zu kümmern, während der Mann das Geld verdient. In dieser Rolle hätten sie sich ihren Ehemännern unterzuordnen und der Familie zu dienen. Es wird dabei zwar oftmals betont, dass dieser Lebensstil selbst gewählt wurde, jedoch wird auch der Eindruck vermittelt, als sei die Rolle der Frau von Natur aus so gewollt beziehungsweise gottgegeben. Kritiker des Social-Media-Phänomens weisen in diesem Zusammenhang auf Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen in den USA hin. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche Frauen, die als Influencerinnen unterwegs sind und ihren zahlreichen Followern ihr Leben als Tradwife präsentieren. Lesen Sie auch: Jeder dritte junge Mann findet Gewalt gegenüber Frauen &bdquo;akzeptabel“ Wie viel Realität steckt hinter dem Tradwife-Trend? Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Gleichstellung Kreis Herford (@gleichstellung_agkreisherford) Das romantisierte Leben als Hausfrau findet auf Social-Media in einer durchgestylten Hochglanzwelt statt. Ulrich Martinschledde, Seelsorger bei der katholischen Kirche, wies daher darauf hin, dass die vermeintliche Realität auf Instagram und Co. &bdquo;Fake ist und mit der Realität nichts zu tun hat“. Um dies zu erkennen, sollte in der Schule die Vermittlung von Medienkompetenz verstärkt in den Blickpunkt rücken. Franziska Kolmer vom Herforder Verein &bdquo;Femina Vita“ bezeichnete die Influencerinnen als &bdquo;Mogelpackungen, da sie ihr eigenes Geld verdienen“. Experten gehen in der Tat davon aus, dass die erfolgreichsten Influencerinnen mit ihren Videos sechsstellige Monatseinnahmen generieren und mehr Medienproduzentinnen als Hausfrauen sind. Dass Familien in Bünde verstärkt dem Trend folgen, berichtete aber ohnehin keiner der Teilnehmer. Annika Tismer, Leiterin der AWO Kita Bünde-Mitte, versicherte, dass keine der 95 Familien ihrer Kita &bdquo;dieses Rollenbild lebt“. Und auch Doris Uppenbrock, Leiterin der Bünder Landfrauen, sah &bdquo;keinen Hinweis darauf, dass Frauen im ländlichen Bereich eher dem traditionellen Modell folgen“. Was sagt ein Unternehmer aus Bünde zu dem &bdquo;Tradwife“-Trend? Martin Schuster war sowohl als Geschäftsführer der gleichnamigen Bünder Zigarrenfabrik als auch als CDU-Fraktionsvorsitzender zu der Talkrunde geladen. Er betonte, dass die Wirtschaft aufgrund bekannter Faktoren wie dem demografischen Wandel und dem damit zusammenhängenden Fachkräftemangel &bdquo;darauf angewiesen ist, dass jeder einer Erwerbstätigkeit nachgeht, der arbeiten kann“. Zum Hintergrund: Mehr als 110 Jahre Tradition: Vierte Generation übernimmt Bünder Zigarrenfabrik Schuster betonte zudem, dass im Gegensatz zu den vom Tradwife-Trend glorifizierten 50er-Jahren ein Einkommen heutzutage in der Regel gar nicht mehr reiche, um eine Familie zu ernähren. Daher sei es vielmehr wichtig, dass Unternehmen die Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben durch flexible Arbeitszeitmodelle noch stärker fördern würden. Welche Gefahr liegt für Frauen in dem Lebensstil? Alle Teilnehmer der Runde wiesen auf die drohende finanzielle Abhängigkeit der Frau zu ihrem Mann durch den Verzicht auf eigene Erwerbstätigkeit hin. Bürgermeisterin Susanne Rutenkröger berichtete in dem Zusammenhang von ihrer Scheidung und der daraus folgenden Erfahrung, wie wichtig finanzielle Unabhängigkeit sei. Als gelernte Bankkauffrau machte Rutenkröger die Schülerinnen und Schüler zudem darauf aufmerksam, dass Frauen ohne Erwerbszeiten Altersarmut drohe und es deshalb nötig sei, sich so früh wie möglich um die finanzielle Vorsorge im Alter zu kümmern. Daher sei es wichtig, alle Risiken zu kennen, bevor man sich als junge Frau ausschließlich für die Rolle als Hausfrau entscheide. Zum Thema: &bdquo;Er drohte, mich umzubringen“: Frau aus Bünde leidet jahrelang unter aggressivem Ehemann Mehr zum Thema: Video über den &bdquo;Tradwife“-Trend

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