86-jährige Bünderin fühlt sich von der Deutschen Bahn diskriminiert

Bünde. Die Söhne sind längst erwachsen und leben mit ihren Familien weit entfernt. Traudel Möller-Böke ist 86 Jahre alt. &bdquo;Ich fahre zwar noch selbst Auto, aber so lange Strecken bis nach Berlin oder generell in Großstädten zu fahren, das muss nicht mehr sein“, sagt die sonst sehr resolute Seniorin im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Seit mindestens 15 Jahren besucht sie ihre Söhne in Berlin und Hannover regelmäßig mit dem Zug, doch so enttäuscht wie nach der jüngsten Fahrt am letzten Septemberwochenende war sie von der Deutschen Bahn noch nie und spricht sogar von &bdquo;Diskriminierung“. An jenem Wochenende besuchte Traudel Möller-Böke ihren jüngsten Sohn in Berlin. &bdquo;Die Zeit war mit Kultur und leckerem Essen ausgefüllt. Die Fahrt hatte ich schon frühzeitig gebucht“, erzählt die Bünderin, der aber bei der Buchung schon mitgeteilt wurde, dass sie sich vorsichtshalber zwei Tage vor Antritt der Reise noch einmal bei der Bahn erkundigen solle, ob der Zug denn auch tatsächlich fahre. Zur Hinfahrt von Bünde nach Berlin sagt Traudel Möller-Böke: &bdquo;Das ist der Bahn noch gelungen. Allerdings ist sie auf dem Rückweg von Berlin nach Bünde vollständig gescheitert.“ In Hannover kam es zu einem ungewollten Zwischenstopp Die 86-jährige Bünderin schildert ihre Eindrücke von einem ungewollten Zwischenstopp: &bdquo;Irgendwo vor Hannover blieb die Bahn plötzlich stehen. Als Grund wurde uns Fahrgästen ein Unfall genannt und mit erheblicher Verspätung erreichte mein Zug Hannover.“ Doch eigentlich hätte Traudel Möller-Böke den Zug nicht verlassen müssen, der gemäß Fahrplan bis Bünde durchfahren sollte. &bdquo;Ich wurde am völlig überfüllten Bahnhof in Hannover fast so etwas wie ausgekippt und sollte sehen, wie ich weiterkomme“, sagt die Seniorin. Informationen über Anschlusszüge für die Reisenden habe es nach ihrer Erinnerung nicht gegeben. Doch Traudel Möller-Böke hatte Glück im Unglück, denn ihr zweiter Sohn wohnt in Hannover und kam ihr nach einem Anruf schnell zu Hilfe. Sie selbst hätte sich in dem Trubel des Hauptbahnhofs in der niedersächsischen Hauptstadt kaum zurechtgefunden. &bdquo;Wir verbrachten mehr als eine Stunde auf verschiedenen Bahnsteigen in Hannover“, sagt die Frau. Zum Thema: Zugausfälle wochenlang: Was Bahnreisende in OWL ab sofort wissen sollten Dann fand ihr Sohn einen Zug, der bis Bünde durchfuhr – und der auch tatsächlich fahren sollte. Die geplante Abfahrtzeit sei eine Viertelstunde später gewesen, so Traudel Möller-Böke. Jedoch: &bdquo;Aus anfänglichen 15 Minuten wurden 50 Minuten“, sagt sie. Immer wieder sei die voraussichtliche Ankunft- und Abfahrtzeit verschoben worden – und das nicht nur für den Zug nach Bünde. Ohne ihren Sohn wäre die Senioren nicht weitergekommen Dankbar sei sie allerdings für den Hinweis eines Bahnmitarbeiters, der ihr und ihrem Sohn sagte, dass sie auf die Lautsprecherdurchsagen achten müssten, weil es sein könne, dass für den Zug nach Bünde Änderungen durchgegeben werden. Ein wichtiger Hinweis für die Bünderin und ihren Sohn, die sich auf Gleis 12 befanden und plötzlich hörten, dass es nach Bünde auf Gleis 7 weitergehen würde. &bdquo;Da war ich besonders froh, dass mein Sohn dabei war, denn mit Gepäck hätte ich alte Frau die Treppen runter und wieder bis zum anderen Bahnsteig rauf in der kurzen Zeit nicht geschafft. Und der Zug stand dort schon abfahrbereit am Bahnsteig“, so Traudel Möller-Böke. In der Zwischenzeit achtete die Bünderin genauer auf die Durchsagen und plötzlich wurde ihr bewusst &bdquo;wie schlecht es um den Bahnverkehr gestellt ist“. &bdquo;Alle drei Minuten wurden Verspätungen zwischen zehn und hundert Minuten durchgegeben. Alle zehn Minuten kam eine Durchsage, dass ein Zug komplett ausfällt.“ Immer mit dem lapidaren Satz &bdquo;Wir bitten um Entschuldigung“, erinnert sich die 86-Jährige, die sich fragt: &bdquo;Wissen die Verantwortlichen der Deutschen Bahn eigentlich, dass jede Entschuldigung über Lautsprecher mittlerweile nur noch ein höhnisches Lachen bei den Reisenden – oder besser gesagt Wartenden auslöst?“ Lesen Sie auch: Mit diesen Einschränkungen müssen Bahnreisende in Bünde rechnen Traudel Möller-Böke wisse eigenen Worten nach, dass es aktuell auch wegen vieler Baustellen nicht gut um die Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn bestellt sei. &bdquo;Dass es aber so schlimm sein würde, habe ich nicht erwartet“, sagt sie. Ankunft zu Hause mit mehr als drei Stunden Verspätung Mit mehr als drei Stunden Verspätung kam sie an jenem Sonntag dann schließlich doch noch spätabends in Bünde an und weiß, dass sie dafür noch dankbar sein muss. Denn dass sie überhaupt angekommen sei, habe sie auch dem Umstand zu verdanken, dass ihr Zug unplanmäßig zufällig in einer Stadt endete, in der einer ihrer Söhne wohnt, der ihr helfen konnte. &bdquo;Was hätten aber andere Menschen in meinem Alter gemacht – ohne Hilfe?“, fragt Traudel Möller-Böke, die nach diesem Erlebnis einen schweren Vorwurf gegen die Deutsche Bahn erhebt: &bdquo;Dieser ungewöhnlich schlechte Zustand der Deutschen Bahn stellt eine Diskriminierung aller älteren oder eingeschränkten Menschen dar.“

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