Experten für Filigranes: Generationswechsel in der Handchirurgie am Bünder Lukas-Krankenhaus

Bünde. Der Abschied vom Lukas-Krankenhaus fällt ihm nicht leicht, das ist Chefarzt Bernd-Wolfgang Bär deutlich anzumerken, und der 65-Jährige sagt es auch in fast jedem seiner Sätze: 30 Jahre habe er es hier ausgehalten, und das, obwohl der Berliner eigentlich nur zwei Jahre in Bünde bleiben und dann in seine Heimat zurückkehren wollte. &bdquo;Für mich war es nie ein Aushalten, und das hat ganz viel mit diesem Krankenhaus zu tun, damit, dass es hier ein tolles Arbeiten ist. Und das liegt neben den Menschen und der Atmosphäre vielleicht auch an der Größe des Krankenhauses.“ Noch genau eine Woche lang wird Bernd-Wolfgang Bär täglich seinen weißen Arztkittel anziehen. Am kommenden Dienstag ist dann aber Schluss. 1995 hat der Chirurg am Lukas-Krankenhaus angefangen. &bdquo;Damals wurde die Entscheidung getroffen, dass eine Unfallchirurgie auch eine Handchirurgie benötigt. Und die haben wir dann in einzelnen langsamen Schritten von Grund auf aufgebaut.“ Zu Beginn seien noch unter zehn sogenannte planbare Eingriffe in diesem Spezialgebiet vorgesehen gewesen – heute seien es 800 bis 1.000. Lesen sie auch: Das Lukas-Krankenhaus zählt zu den Top-Kliniken Im Januar 2016 wurde Bernd-Wolfgang Bär Chefarzt. Ganz besonders hebt der 65-Jährige den guten Kontakt zu den niedergelassenen Ärzten im Umland hervor. &bdquo;Wir führen gemeinsam ambulante OPs durch und sind gegenseitig immer Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt. Das ist nicht selbstverständlich.“ Trotz Krankenhausreform: Handchirurgie weiter viel Potenzial in Bünde Mit der Krankenhausreform habe die Politik jetzt einen genauen Blick darauf gehabt, welches Krankenhaus künftig noch welche Behandlungen und Spezialisierungen anbieten soll. &bdquo;Gott sei Dank hat unser Partnerhaus, das Klinikum Herford, keine einzelne Handchirurgie. Deshalb gibt es hier an unserem Standort weiter großes Entwicklungspotenzial und viele Möglichkeiten“, so Bär. Doch das alles werde nun nicht mehr von ihm ausgeschöpft und mit Leben gefüllt, sondern von einem &bdquo;netten und sehr versierten jungen Kollegen, von Ahmed Mehana. Das freue ihn ganz besonders, so Bär, weil er wisse, dass der eingeschlagene Weg mit Mehana fortgeführt werde. &bdquo;Und von meinem jungen Kollegen, der ganz nebenbei übrigens auch ein sehr qualifizierter Fußchirurg ist, erwarte ich, dass es noch besser fortgeführt wird.“ Es sei wie im Sport, sagte Bär schmunzelnd: &bdquo;Die Mannschaft braucht einen neuen Trainer.“ Ahmed Mehana, der zuletzt am Klinikum in Osnabrück gearbeitet hat, ist 43 Jahre alt und lebt in Lübbecke. Es sei wirklich &bdquo;ganz hervorragend, was Bernd-Wolfgang Bär hier aufgebaut hat“. Genau wie für Bär sei auch für ihn die Handchirurgie seine Leidenschaft. Der Abteilung attestierte Mehana &bdquo;ein Riesenpotenzial“. Er sei jetzt gerade in seine dritte Woche in Bünde gestartet und neben den medizinischen Spitzenleistungen, die hier vollbracht würden habe ihn vor allem der Umgang mit den Patienten sehr beeindruckt. &bdquo;Das ist nicht überall so“, so der 43-Jährige. Geforderte Dokumentation kostete zunehmend Zeit Was Neuerungen angeht, die Mehana in der Handchirurgie auf den Weg bringen möchte, so nannte er beispielsweise die WALANT-Anästhäsie. Darunter verstehe man ein relativ neues Verfahren der Lokalanästhesie in der Handchirurgie ohne Blutsperre bei nichtsedierten, also wachen Patienten. Das Verfahren mache es möglich, Operationen auch ambulant durchzuführen. Mehana betonte darüber hinaus, dass auch künftig die Handchirurgie &bdquo;keine One-Man-Show“ sei. &bdquo;Alleine als Chefarzt schafft man das alles nicht. Das geht nur in einem guten, funktionierenden Team.“ Auf die Frage, ob er denn jetzt, nach 30 Jahren, nach dem Berufsleben nach Berlin zurückkehren würde, antwortet Bernd-Wolfgang Bär ganz entschieden: &bdquo;Nein – auch wenn ich das selbst früher nicht gedacht hätte. Ich bleibe hier in Bünde.“ Am kommenden Dienstag, wenn sein letzter Arbeitstag gekommen ist, würde sich Bär zwar am liebsten leise über die Hintertreppe rausschleichen, wie er sagt. Aber natürlich wolle er sich bedanken für die langjährige Zusammenarbeit, vor allem auch bei den Schwestern und Pflegern. &bdquo;Da ist ein kleiner Empfang geplant.“ Lesen sie auch: Das Lukas-Krankenhaus in Bünde hat eine neue Chefärztin Was sich in den 30 Jahren als Chirurg am meisten verändert hat, sei die Politik gewesen, sagt der 65-Jährige und führt weiter aus: &bdquo;Früher haben wir gedacht, der Computer werde uns Ärzten viel Arbeit abnehmen. Es wurde aber immer mehr gefordert.“ Früher habe es ein dickes OP-Buch gegeben, in das alles eingetragen wurde. Heute koste dagegen die geforderte Dokumentation viel Zeit – &bdquo;Zeit, die wir weniger haben für unsere Patienten“, so Bär. Warum die Polizei die Ärzte ins Lukas-Krankenhaus fuhr An einen Arbeitstag im Januar 2017 kann sich Bär übrigens noch besonders gut erinnern: &bdquo;Da gab es extremes Glatteis und dementsprechend viele Unfälle. Das Problem: Auch wir Ärzte kamen aufgrund der Glätte nicht ins Krankenhaus. Da hat uns die Polizei hier in Bünde mit Spikes an den Reifen ins Lukas-Krankenhaus gebracht.“ Notfälle wie die, die es dort akut zu behandeln gab, machen übrigens laut Bär insgesamt nur rund 10 bis 15 Prozent der Fälle in der Handchirurgie aus. &bdquo;Die häufigsten Patienten haben Schwierigkeiten durch Arthrose.“ Er werde sich schon daran gewöhnen müssen, bald nicht mehr ständig auf Abruf zu stehen, sagt Bär, der weiterhin auf Anforderung von Zeit zu Zeit als medizinischer Sachverständiger in Bochum tätig sein wird. Und darüber hinaus? – &bdquo;Das muss man mal sehen. Erstmal werde ich ein wenig Abstand gewinnen müssen“, sagt Bär.

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