Bünder Jugendliche entdecken Buch-Klassiker von Kafka und Jane Austen für sich

Bünde. &bdquo;Es ist keine Seltenheit, dass sich Jugendliche begeistert freuen, wenn sie hier eine Neuerscheinung im Regal entdecken“, berichtet Rebecca Sulies. Das, was die Leiterin der Mayerschen Buchhandlung in Bünde beschreibt, spielt sich derzeit überall im Land ab. Booktok heißt der Internet-Trend, der junge Menschen wieder vermehrt zum Lesen bringt. Booktoker sind Menschen, die auf der Social-Media-Plattform Tiktok Buchempfehlungen geben. Überwiegend sind es junge Frauen, die dort in Videos von ihren Leseerfahrungen berichten. Das schafft bei den zumeist weiblichen Zuschauern eine emotionale Nähe, die eine klassische Buch-Rezension kaum erzeugen kann. Auch auf der Plattform Instagram gibt es dieses Phänomen unter dem Namen Bookstagram. Rebecca Sulies beobachtet, dass seit ungefähr drei Jahren Jugendliche wieder verstärkt Bücher kaufen. Die 28-jährige Oldenburgerin leitet seit Januar die Buchhandlung in Bünde. Davor war sie für Marktführer Thalia, zu dem auch die Mayersche gehört, auf Norderney tätig. Erfolgreiche Booktok-Titel haben vielschichtige Charaktere &bdquo;Während Corona hat das angefangen. Die jungen Leute haben sich da über Bücher ausgetauscht und der Hype ist dann auf Social Media übergeschwappt“, erklärt Sulies. Die überwiegend weibliche Leserschaft sei zwischen 14 Jahren und Ende 20. Besonders angesagt seien Bücher mit romantischen Themen. &bdquo;Das ist aber definitiv keine triviale Literatur“, sagt Sulies über die in der Kategorie &bdquo;New Adult“ oder &bdquo;Young Adult“ laufenden Titel. Die Charaktere in den Büchern seien sehr vielschichtig. Oft hätten diese mit psychischen Problemen und einer schweren Kindheit zu kämpfen. @tabeajoanna Anzeige | Wer liebt Sportsromance auch so?👀💗 @Mimi&Mica @Verlagsgruppe Oetinger #booktokgermany #germanbooktok #breakthroughmydefense ? Calm background music with acoustic guitar and saxophone(1288148) - ame Der Booktok-Trend hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf das deutsche Buchgeschäft. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist der Dachverband der Branche. Anfang Juli veröffentlichte dieser die Zahlen für 2023 und das erste Halbjahr 2024. Trotz allgemein angespannter Wirtschaftslage fiel die Bilanz positiv aus. Junge Leserinnen und Leser seien die Wachstumstreiber, hieß es. Kulturpass der Bundesregierung fördert den Booktok-Trend Unterstützt wird der Trend auch vom Kulturpass. Durch das Förderprogramm der Bundesregierung bekamen Jugendliche, die 2023 ihren 18. Geburtstag gefeiert haben, 200 Euro für die Nutzung kultureller Angebote geschenkt. Laut offiziellen Erhebungen wurde das meiste Geld für Bücher genutzt. Auch in 2024 gibt es das Angebot, allerdings wurde der Betrag auf 100 Euro abgesenkt. Buchhandlungen und Verlage stellen sich dementsprechend bei Programm, Sortimentsplanung und -präsentation auf die Bedürfnisse der jungen Leserschaft ein. Das bestätigt auch Thalia, der mit 6.500 Mitarbeitenden und 1,8 Milliarden Euro Jahresumsatz größte Buchhändler im deutschsprachigen Raum. Das Unternehmen teilt mit, dass der Booktok-Trend sehr aufmerksam verfolgt würde. Weiter heißt es: &bdquo;Wir beobachten, dass bestimmte Bücher besonders gut laufen, wenn sie auf Tiktok beworben werden und verzeichnen in diesem Zusammenhang durchaus eine positive Umsatzentwicklung, gerade im Bereich der englischsprachigen Literatur.“ Lesen Sie auch: Rödinghauserin veröffentlich neuen Roman - Wie sie Tiktok und Instagram zur Promo nutzt New Adult und Young Adult sind gefragt Bei der Mayerschen in Bünde nehmen die Regale mit den Titeln aus der Kategorie &bdquo;New und Young Adult“ ebenfalls einen großen Raum ein. &bdquo;Es gibt extra Banderolen für Bücher, die bei Booktok gut laufen und auch Verlage bekleben ihre Bücher mit Booktok-Stickern“, sagt Buchhandlungsleiterin Sulies. Seit April 2023 gibt es sogar eine von Tiktok und Media Control veröffentlichte monatliche Booktok-Bestsellerliste. Das Besondere an dieser ist, dass bislang unbekannte Autorinnen und Autoren auf der Liste quasi über Nacht nach oben gespült werden können, wenn eine entsprechende Buchbesprechung auf Social Media großen Anklang findet. J.S. Wonda sei so ein Beispiel, erzählt Sulies. Die Autorin hätte es anfangs schwer gehabt, überhaupt in den Buchhandlungen vertreten zu sein und nun würde sie es regelmäßig in die Bestsellerliste schaffen. &bdquo;Es zeichnet sich aber gerade auch ab, dass ältere Klassiker wie Franz Kafka, Jane Austin oder Hermann Hesse wieder von den Jugendlichen entdeckt werden“, berichtet Sulies von einer auch für sie überraschenden und recht neuen Entwicklung. Ebenfalls relativ neu ist das Bedürfnis der Jugendlichen nach ästhetisch ansprechenden Büchern. Seit etwa einem Jahr würden die Verlage nicht mehr nur die Cover und die Buchrücken kunstvoll gestalten, sondern auch die Buchschnitte mit Bildern verzieren. Sulies weiß: &bdquo;Es gibt Leute, die kaufen gleich zwei Ausgaben. Eine zum Lesen und eine zum Hinstellen. Denn das Bücherregal ist bei Jugendlichen mittlerweile wieder zum Vorzeigeobjekt geworden.“ Lesen Sie auch: Von Herr der Ringe inspiriert - Gebürtiger Lübbecker veröffentlicht Fantasy-Roman

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