Bünder über schweren Unfall: „Als ich Michael gehört habe, wusste ich, alles wird gut“

Bünde. Als Christian Große-Eskedor die frei gelegten Strecksehnen seiner offenen Hand sieht, denkt er nur: &bdquo;Es ist vorbei. Wie geht es jetzt mit der Familie weiter?“ Da sich der Vater von zwei Kindern nicht selbst aus seiner Fahrerkabine befreien kann und heißes Hydraulik-Öl von oben auf ihn tropft, hat er Angst, dass jeden Moment ein Feuer ausbrechen könnte. Das sind die ersten Momente, an die sich der damals 50-Jährige erinnert, nachdem er Ende Januar mit seinem Friedhofsbagger auf der Lübbecker Straße umgekippt ist. Über eine Stunde muss er in der misslichen Lage ausharren. Ein Unfall, der in Bünde für großes Aufsehen gesorgt hat und den Große-Eskedor wohl nie vergessen wird. Dabei beginnt sein Arbeitstag wie jeder andere. Drei Beerdigungen stehen für den gelernten Gärtner auf dem Programm. Nichts, was ihn aus der Ruhe bringen würde. &bdquo;Das ist ganz normal und nichts Stressiges“, erklärt Große-Eskedor, der seit 1994 beim städtischen Bauhof beschäftigt ist. Lenkung und Bremsen des Friedhofsbaggers versagen plötzlich Gegen 9 Uhr morgens ist er mit seinem Klein-Bagger auf dem Weg vom Feldmark-Friedhof zum neuen Friedhof in Ennigloh. Dass er nicht durch die Stadt, sondern über die Lübbecker Straße und den Konrad-Adenauer-Kreisverkehr in Spradow fährt, ist ebenfalls nicht ungewöhnlich. Erst, als er nach der Bahnbrücke auf dem abschüssigen Streckenabschnitt in Richtung Kreisel unterwegs ist, nimmt der Tag eine schicksalhafte Wendung. &bdquo;Plötzlich trat an der Lenkung ein technischer Defekt auf und auch die Bremsen gingen nicht mehr“, berichtet Große-Eskedor. Zum Thema: Mann unter &bdquo;Friedhofsbagger“ gerettet: Lübbecker Straße in Bünde wieder freigegeben Der Bagger sei ihm daraufhin Richtung Leitplanke abgehauen. &bdquo;Ich wollte gegenlenken, aber es ging nicht mehr.“ Etwa 40 Meter vor dem Kreisel fährt er in die Leitplanke. Durch die Kollision dreht sich das Fahrzeug und kippt auf die linke Seite. Dabei zieht sich der Bauhof-Mitarbeiter neben der aufgerissenen Hand einen dreifachen Schlüsselbeinbruch, zwei Rippenbrüche sowie diverse Prellungen und Schnittwunden zu. Einsatzleiter Henseler hat ein mulmiges Gefühl bei der Alarmierung Als ihm die ersten Passanten zur Hilfe kommen wollen und in seiner Fahrerkabine ansprechen, &bdquo;habe ich denen noch gesagt, dass die Feuerwehr das große Besteck mitbringen soll“, erinnert sich Große-Eskedor. Das hätten diese gar nicht verstanden, doch der mittlerweile 51-Jährige weiß, wovon er spricht. Schließlich ist er seit 1991 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr bei der Löschgruppe Muckum und seit 2018 zusätzlich bei der Löschgruppe Südlengern/Kirchlengern aktiv. Daher kennt er die meisten der Kameradinnen und Kameraden aus den anderen Löschgruppen auch. Michael Henseler, den an diesem Tag diensthabenden Einsatzleiter der hauptamtlichen Wache, kennt Große-Eskedor sogar ziemlich gut. &bdquo;Seit rund 30 Jahren“, sagt Henseler, als er über den Unfall spricht. &bdquo;Als es hieß, dass es sich um einen Bagger vom Baubetriebshof handelt, war mir klar, dass ich die verunglückte Person kenne“, berichtet Henseler von seinem mulmigen Gefühl bei der Alarmierung. Arzt sagt, &bdquo;dass Rollstuhl oder gleich die Kiste locker drin gewesen wären“ Die kurze Anfahrt von der hauptamtlichen Wache bis zur Unglücksstelle lässt ihm zudem keinen Raum für große mentale Vorbereitung. Da der Rettungswagen aus Ahle anfahren muss, gehört Henseler zu den ersten Rettungskräften am Unfallort. Sofort spricht er Große-Eskedor an. Den beruhigt die vertraute Stimme ungemein. &bdquo;Als ich Michael gehört habe, wusste ich, dass jetzt alles gut wird“, erinnert sich Große-Eskedor. Und auch Henseler ist erleichtert, dass er mit dem Verunglückten sprechen kann, &bdquo;da so etwas auch anders ausgehen kann“. Das bekommt Große-Eskedor auch im Klinikum Herford zu hören, nachdem er dort auf die Intensivstation eingeliefert wird. Der Arzt dort sagt ihm, &bdquo;dass Rollstuhl oder gleich die Kiste locker drin gewesen wären“, berichtet Große-Eskedor. Christian Große-Eskedor bedankt sich persönlich bei seinen Rettern Insofern ist er glücklich, dass er gut fünf Monate nach dem Unfall wieder einigermaßen auf dem Damm ist. Seit dem 1. Juli ist er in der beruflichen Wiedereingliederung. Zunächst arbeitet er fünf Stunden pro Tag. Schwer heben ist zwar noch nicht, doch ansonsten erinnert – zumindest äußerlich – nur noch die Narbe an der Hand an das Unglück. Grund genug, um sich bei seinen Rettern auf der Hauptamtlichen Wache mit einem großen Präsentkorb zu bedanken. &bdquo;Bei all den schlechten Nachrichten ist das doch mal etwas Nettes. Außerdem möchte ich so auch auf die großartige Arbeit der Kollegen aufmerksam machen“, sagt Große-Eskedor bei der Übergabe. Die freuen sich über die Anerkennung. &bdquo;Bei Christian wussten wir ja, wie es weitergegangen ist. Aber wenn sich fremde Personen bedanken, ist das immer schön, da wir dann erfahren, was mit den Leuten weiter passiert ist“, sagt Feuerwehrmann Oliver Harre. Wie es für Christian Große-Eskedor weitergeht, steht ebenfalls fest. Ab dem 1. August will er wieder voll arbeiten. Und auch wieder Bagger fahren. Ein bisschen Bammel hat er davor schon. &bdquo;Aber Reiter, die vom Pferd stürzen, steigen ja schließlich auch wieder auf“, sagt er und schmunzelt dabei.

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