Kontrolle in Bünde: Auf der Suche nach veralteten Lebensrettern

Bünde. Die gute Nachricht zu Beginn: Eine Geldstrafe gab es diesmal nicht, wenn der Verbandkasten fehlte. Lediglich für nicht angelegte Gurte mussten Verkehrsteilnehmer am Donnerstagmorgen die EC-Karte zücken. Die weniger gute Nachricht: Bei mehr als der Hälfte der Fahrzeuge war der Verbandkasten entweder abgelaufen oder gar nicht vorhanden. Die Argumente der Fahrerinnen und Fahrer waren mehr kreativ als überzeugend. Die letzte gemeinsame Kontrolle von DRK und Polizei auf der Suche nach den &bdquo;abgelaufenen Lebensrettern“, den Verbandkästen, fand in Bünde kurz vor den Sommerferien 2018 statt. Und da die nächste Urlaubs- und somit Reisezeit in nicht allzu ferner Zukunft liegt, sollte eine Kontrolle am Donnerstagvormittag an der Osnabrücker Straße noch einmal sensibilisieren, damit Autofahrerinnen und -fahrer ihre vorgeschriebene Ausrüstung an Bord haben. Dass die hier und da kritisierte Kontrolle aber ihre Begründung hat, zeigt die Tatsache, dass in 15 der in zwei Stunden herausgewunkenen 25 Fahrzeuge entweder der Verbandkasten sein Ablaufdatum überschritten hatte – in einem Fall schon seit acht Jahren –, oder ganz fehlte. &bdquo;Einer wird schon einen Verbandkasten haben“ Polizeihauptkommissarin Hannah Tiemann brachte den ein oder anderen ignoranten Fahrer (&bdquo;Ach, ich weiß, dass der hier irgendwo im Auto ist, aber wann brauche ich den schon mal?“) mit der Frage, was er denn tun würde, sollte sie verletzt am Straßenrand liegen, immerhin zum Nachdenken. Doch es gab auch dreiste Antworten, wie die eines älteren Herrn, der von der Kontrolle augenscheinlich genervt war: &bdquo;Ich bin ja nicht allein auf der Straße. Einer wird schon einen Verbandkasten haben.“ Dass die Kontrolle am Donnerstag ohne Verwarngeld – von Gurtmuffeln abgesehen – verlief, war der Besonderheit geschuldet, dass das DRK mit im Boot war. Wolfgang Koch, Vorsitzender des DRK-Kreisverbands, und Kreis-Rot-Kreuz-Leiter Sven Kampeter hatten nämlich größere Bestände Verbandkästen und Verbandkissen dabei. &bdquo;Üblicherweise kostet das Fehlen eines Verbandkastens ein Verwarngeld von zehn Euro. Heute geben wir für zehn Euro einen frischen Verbandkasten ab, wobei zwei Euro davon für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei sind“, so Sven Kampeter. So hatte die Ordnungswidrigkeit doch noch einen guten Zweck. Bei Polizeihauptkommissar Manuel Tiemann zeigte sich bei der Auswahl der Fahrzeuge auf der Osnabrücker Straße der geschulte Blick, denn es seien natürlich überwiegend die älteren Fahrzeuge, in denen der Verbandkasten abgelaufen sei. &bdquo;Auch Kleinlaster von Handwerkerfirmen fallen dabei oft auf“, sagt er. Der Fahrer trägt in letzter Konsequenz die Verantwortung - nicht der Halter Dass in letzter Konsequenz aber der Fahrer in die Verantwortung genommen wird, dass die Ausrüstung an Bord komplett ist und nicht der Fahrzeughalter, mussten eine Frau sowie auch zwei Kfz-Mechaniker feststellen. &bdquo;Ich habe den Wagen erst gestern gebraucht gekauft und bin davon ausgegangen, dass alles dabei ist“, sagte die Fahrerin mittleren Alters. Sie wurde eines Besseren belehrt. Ebenso die Kfz-Mechaniker, die mit einem Porsche zu einer Probefahrt unterwegs waren. Bei der Bemessung ihrer Strafe fand der Verbandkasten aber keine Berücksichtigung. Polizeihauptkommissar Mario Hoffmann erklärt: &bdquo;Hier wurden alle Vergehen zusammengefasst, aber nur das größte wird mit einer Strafe belegt. Das war in diesem Fall das Fahren ohne angelegten Sicherheitsgurt. Das waren dann 30 Euro für den Fahrer und 30 für den Beifahrer.“ Letztgenannter muss sein Verwarngeld allerdings selbst bezahlen, denn der Fahrer ist dafür nicht verantwortlich. Bei einigen Kontrollierten scheint zumindest der nette Umgang der Polizeibeamten gewirkt zu haben, als sie ohne Verbandkasten oder ohne Warnweste ertappt wurden. Ein italienischer Rentner kam mit seinem kleinen Fiat später noch einmal zurück, um Hannah Tiemann stolz seine gerade erworbene Warnweste zu präsentieren. &bdquo;Es ist doch schön, wenn die Leute daraus etwas lernen und dann so positiv reagieren“, sagt sie.

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