Kampf gegen Elterntaxis: Wie stehen die Kommunen im Bünder Land zu Straßensperrungen?

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Vor vielen Schulen herrscht morgens das gleiche Bild: Eltern drehen mit ihren Autos ihre Runden, verstopfen die Wege, halten kurz an, lassen ihren Nachwuchs aussteigen und düsen wieder davon. Gegen Mittag das gleiche Spiel: Der Nachwuchs wartet am Straßenrand, die Elternschaft verstopft abermals die Straßen und sammelt die Sprösslinge wieder ein. Um das Verkehrschaos zu bändigen, hat das NRW-Verkehrsministerium einen Erlass verfügt, der es Kommunen erlaubt, Straßen vor Schulen zeitweise zu sperren. Damit soll den Elterntaxis der Kampf angesagt werden. Ob die Kommunen von diesem Erlass tatsächlich Gebrauch machen und wie sie die Sperrungen umsetzen, ist ihnen selbst überlassen. Unterschiedliche Lösungsansätze sind möglich, beispielsweise richtige Absperrungen wie versenkbare Poller oder aber Straßenschranken, die sich per Chip oder Schlüssel von Anwohnern öffnen lassen, die die Straßen natürlich trotzdem passieren müssen. Wie stehen die Kommunen im Bünder Land grundsätzlich zu diesem neuen Erlass? Die Neue Westfälische hat nachgefragt. Bünde Die Sicherung von Schulwegen sei für den Schulträger eine bedeutende Thematik, teilt Stadtsprecherin Doris Greiner-Rietz mit. Maßnahmen dazu würden bei der Stadt Bünde in der Regel in Kooperation mit der Straßenverkehrsbehörde, sowie mit Kolleginnen und Kollegen der Verkehrsplanung unter Einbeziehung der Polizei veranlasst und getroffen. &bdquo;So wird es auch in diesem Fall erfolgen“, sagt sie. Fragen der Schulwegsicherung seien auch für alle Bünder Schulen bedeutsam. So habe es in der Vergangenheit bereits Anfragen an das Schulverwaltungsamt dazu gegeben, ob und inwieweit im Nahbereich von Schulen die Möglichkeit zur Einrichtung von Fahrradstraßen oder Einbahnstraßenregelungen besteht. Derartige Anfragen wurden im Rathaus an die zuständigen Fachabteilungen (Straßenverkehrsbehörde / Abteilung für Verkehrsplanung) weitergeleitet, dort bearbeitet und sind in der Regel auch in den zuständigen Gremien – also dem Verkehrsausschuss – beraten und weiter verfolgt worden. Im September 2023 hatte sich der Fachausschuss mehrheitlich darauf geeinigt, dass für verschiedene Fahrradstraßen rund um die Schulzentren Mitte und Nord eine Vorplanung erstellt werden soll. Aber zurück zum aktuellen Erlass: Wie die Stadt Bünde, so hätten auch die Schulen erst kürzlich davon erfahren, dass im Land NRW Möglichkeiten zur temporären Sperrung von Straßen im Nahbereich von Schulen eröffnet werden sollen. &bdquo;Überlegungen dazu, ob und wie die Verkehrssituation im Nahbereich auf der Grundlage einer Neuregelung durch das Land verbessert werden könnte, werden aktuell in den Schulen angestellt“, so Greiner-Rietz. Welche Überlegungen das konkret sind, darauf geht die Stadtsprecherin nicht weiter ein. &bdquo;Wie aus Verwaltungssicht eine Umsetzung erfolgen könnte, wird im Einzelfall konkret für die jeweilige besondere Situation zu prüfen sein“, heißt es lediglich aus dem Rathaus. Kirchlengern Elterntaxis stellen auch in der Gemeinde Kirchlengern nach wie vor ein Problem dar. &bdquo;Durch verschiedene Maßnahmen wie das Einrichten von Elternhaltestellen konnten nur punktuelle Verbesserungen erzielt werden“, teilt Gemeindesprecherin Martina Stallmann mit. Am Grundschul-Standort Kirchlengern sei beispielsweise unmittelbar vor der Schule auch ein Halteverbot angeordnet worden. &bdquo;Dies wird auch beachtet, jedoch verlagert sich das Problem auf die umliegenden Bereiche. Es wird kein Kind weniger mit dem Auto zur Schule gebracht“, heißt es aus dem Rathaus der Gemeinde. Mit dem neuen Erlass werde nun für jeden Schulstandort neu überlegt. &bdquo;Aber auch hier besteht die Gefahr, dass die Probleme nicht beseitigt, sondern ebenfalls nur verlagert werden“, heißt es aus der Verwaltung. Konkrete Lösungen seien noch nicht gefunden worden. Rödinghausen Vor Unterrichtsbeginn kommt es auch am Schulzentrum &bdquo;An der Stertwelle“ in Rödinghausen zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen. &bdquo;Trotz geringer Wartezeiten kann nicht von einem ’Elterntaxi-Chaos’ die Rede sein“, heißt es auf Nachfrage dazu aus dem Rathaus. Mit der eingerichteten Elternhaltestelle am Häcker-Wiehenstadion sowie den Pollern, die neben den Bremsschwellen installiert wurden (die NW berichtete), habe die Gemeinde Rödinghausen weitere Maßnahmen zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit ergriffen. Eine zusätzliche Elternhaltestelle ist nun auf dem Parkplatz am Penny-Markt eingerichtet worden. &bdquo;Wir appellieren aber auch an die Eltern, die ihre Kinder zu den Bildungseinrichtungen bringen. Das erhöhte Verkehrsaufkommen in dem kurzen Zeitfenster resultiert aus dem Zusammentreffen der Schulbusse und des Individualverkehrs. Hier liegt es in der Verantwortung eines jeden, die Elternhaltestellen zu nutzen oder zur zeitlichen Entflechtung beizutragen“, sagt Geschäftsbereichsleiter Daniel Müller. Und wie steht die Gemeinde zum neuen Erlass? &bdquo;Wir stehen im ständigen Austausch mit den Schulleitungen und der Polizei und werden die Situation weiter aufmerksam verfolgen. Eine Sperrung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht angedacht. Wir möchten die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen zunächst im Auge behalten“, sagt Bürgermeister Siegfried Lux. Da die Straße &bdquo;An der Stertwelle“ von verschiedenen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern genutzt werde – Schulbusse, Anwohnerinnen und Anwohner, Schulpersonal, Kita-Mitarbeitende –, könne eine Sperrung nur mit erheblichem baulichen und personellen Einsatz, beispielsweise durch die Einrichtung einer Schrankenanlage, umgesetzt werden. Außerdem sei nicht auszuschließen, dass sich das erhöhte Verkehrsaufkommen auf angrenzende Wohngebiete verlagert, heißt es aus der Verwaltung.

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