„Jetzt müssen die Großeltern ran“: So reagieren Eltern auf die Vier-Tage-Woche in einer Bünder Kita

Bünde. Ruslan Serkebaev hat Glück. &bdquo;Meine Frau ist sowieso zuhause – darum ist das für mich kein großer Unterschied“, sagt der 34-Jährige. Als Mitglied des Elternbeirats hat er allerdings mitbekommen, dass bei den anderen Eltern mitunter ziemliche Verärgerung herrscht. &bdquo;Besonders bei den Müttern“, sagt Serkebaev. &bdquo;Weil die es meistens auffangen müssen.“ Zur Erinnerung: Die AWO-Kita an der Virchowstraße in Spradow geht ab Montag, 5. Februar, in eine Vier-Tage-Woche über. Das hatte der Bezirksverband der AWO Ostwestfalen-Lippe mit Sitz in Bielefeld mitgeteilt. &bdquo;Dabei bleibt die Einrichtung aber von montags bis freitags geöffnet – und die Familien werden in die Entscheidung, an welchen vier Tagen die Kinder die Kita besuchen, mit einbezogen“, hatte es in der Mitteilung geheißen. Hintergrund dieser Maßnahme ist der akute Fachkräftemangel, wie er auch in vielen anderen Einrichtungen herrscht. &bdquo;Der Kindergarten kann ja nichts dafür“, sagt Marina Schäfer, deren vierjährige Tochter die Einrichtung besucht. Sie habe die Ankündigung des Kindergartens mit Fassung getragen. &bdquo;Bei uns wird das funktionieren, trotz meiner Berufstätigkeit“, sagt sie. Und wie? &bdquo;Wir haben ja noch den Großvater, der passt auf.“ Über die WhatsApp-Gruppen, in denen sich die Eltern organisieren, habe sie mitbekommen, dass das Großeltern-Modell auch bei vielen weiteren Betroffenen die Lösung des Problems ist. Ruslan Serkebaev nickt. Das sei auch seine Wahrnehmung. Mutter sei &bdquo;fassungslos“ gewesen Eine Betroffene, die lieber anonym bleiben möchte, kann leider nicht auf Opa und Oma zurückgreifen. &bdquo;Ich bin Lehrerin, ich arbeite in Teilzeit“, sagt die Mutter von zwei kleinen Kindern, die beide in die AWO-Kita an der Virchowstraße gehen. &bdquo;Ich habe einen Tag pro Woche frei, um mich um gewisse Dinge zu kümmern – ab jetzt wird das der Tag sein, an dem ich meine Kinder betreue“, sagt sie. &bdquo;So war das eigentlich nicht gedacht.“ Geradezu &bdquo;fassungslos“ sei sie gewesen, als sie von der Vier-Tage-Woche erfuhr, &bdquo;aber es nützt ja nichts, man muss irgendwie damit klarkommen“. Natürlich hoffe sie darauf, dass sich die Situation schnellstmöglich wieder entspannt. Entspannt sind auch drei Väter, die ihre Kinder an diesem Tag abholen – zwei von ihnen, weil ihre Frauen zuhause sind und sie selbst kaum etwas von den veränderten Umständen mitbekommen. &bdquo;Wenn wir abends nach Hause kommen, sind die Kinder sowieso immer da, da ist kein Unterschied“, sagen sie fast unisono und lachen. Die Mütter standen für ein Gespräch leider nicht zur Verfügung. Und der dritte Vater? &bdquo;Ich bin Freiberufler im IT-Bereich, ich kann mir meine Arbeitszeit einteilen“, sagt er. Jetzt müsse er vielleicht mal abends an den Schreibtisch. Ruslan Serkebaev weiß noch von weiteren Eltern zu berichten, die freiberuflich oder in Teilzeit arbeiten und ihre Schaffensphasen nun vom Morgen in den späten Nachmittag oder gar in den Abend verlegen, &bdquo;wenn der Partner von der Arbeit nach Hause gekommen ist“. Irgendeine Lösung finde sich halt immer. Trotzdem hoffe natürlich auch er, dass sich die Situation schnell wieder normalisiert. Das sagt die Fachberaterin Nadine Reche, die sich die Leitung der Spradower Einrichtung mit Sarah Meier teilt, räumt auf Nachfrage der NW ein, dass man sich natürlich &bdquo;in keiner schönen Situation“ befinde. Die getroffene Maßnahme sei allerdings eine Erleichterung fürs Personal, mit der sich definitiv besser arbeiten lasse. Die zuständige Fachberaterin vom Bezirksverband der AWO, Jessica Schütte, berichtet von einer digitalen Elternversammlung, an der vor gut einer Woche knapp die Hälfte der betroffenen Eltern teilgenommen hätten. Dort hätten sie ihrem Unmut Luft machen und Fragen stellen können. &bdquo;Ich hatte das Gefühl, dass die meisten Eltern ein gutes Verständnis für die Situation hatten – und darüber bin ich wirklich sehr froh.“ Froh ist sie auch darüber, dass schon am 12. Februar die erste Vollzeitstelle wieder besetzt werden könne – was natürlich noch nicht ausreiche, um das Vier-Tage-Modell sofort wieder rückgängig zu machen. &bdquo;Aber sobald das möglich ist, wird das auch geschehen“, verspricht Schütte.

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