Tierschützerin fordert: "Bünder Waschbären nicht schießen"

Bünde. Der gemeldete Angriff eines Waschbären auf einen Hundehalter im Doberg hat für Diskussionen gesorgt. Zuvor haben bereits die heimischen Jäger Alarm geschlagen – und auf eine deutliche Vermehrung der Wildtiere im Bünder Land hingewiesen. Um die Population zu reduzieren, werden die Waschbären vermehrt gejagt. Dagegen wehrt sich jetzt Tierschützerin Renate Siekkötter, die seit mehr als 30 Jahren das Bünder Tierheim leitet. Sie fordert, dass die Tiere nicht getötet werden und schlägt stattdessen die Unfruchtbarmachung vor. Siekkötter verweist im Gespräch mit der Neuen Westfälischen auf Erfahrungswerte, die man im benachbarten Hessen gesammelt hat. Dort liegt das Zentrum der Waschbären, nachdem die eigentlich in Nordamerika beheimateten Tiere in Hessen bewusst ausgesetzt worden sein sollen. &bdquo;Dort versucht man, das Waschbär-Problem durch scharfe Bejagung zu lösen – aber ohne Erfolg“, sagt Siekkötter. Die Population habe sich dadurch nicht verringert. Sinnvoller sei es nach Meinung der Tierschützerin, wenn man ein Tier fängt, es kastriert und dann zurückbringt. &bdquo;Dann ist das Revier besetzt“, sagt die Tierschützerin. Pflanzen sich gejagte Tiere schneller fort? Die Tötung der Tiere würde laut Siekkötter nur dazu führen, dass Waschbären sich noch stärker vermehren. &bdquo;Bei Waschbären ist das besonders extrem, weil Tiere in eine Vermehrungsspirale kommen, die gar nicht an der Reihe wären“, sagt die Tierschützerin, die sich nach eigener Aussage seit etwa 40 Jahren intensiv mit dem Thema beschäftigt. Ähnlicher Auffassung ist man auch bei der Organisation &bdquo;Peta“: &bdquo;In bejagten Populationen ist der Anteil der sich fortpflanzenden weiblichen Tiere höher als in nicht bejagten Populationen: Je mehr Waschbären getötet werden, desto mehr Jungtiere kommen zur Welt“, heißt es auf der Peta-Internetseite. Es gibt aber auch Wissenschaftler, die dieser unter Tierschützern weit verbreiteten Ansicht widersprechen. &bdquo;Es kommt zu einer stärkeren Fortpflanzung, aber es werden nie mehr Tiere, als es vorher waren“, sagt der emeritierte Professor Hans-Dieter Pfannenstiel von der Freien Universität Berlin zu dem Thema. Idee stammt aus Italien Zurück nach Bünde: Gespannt verfolgt Renate Siekkötter ein Projekt aus Berlin, das den Namen &bdquo;Hauptsache Waschbär“ trägt und von der Wissenschaftlerin Mathilde Laininger geleitet wird. In der Hauptstadt sollen in einem umgrenzten Gebiet eine große Anzahl von Waschbären gefangen und unfruchtbar gemacht werden: Die männlichen Tiere durch Sterilisation, um ihre Sozialkompetenz nicht zu schwächen, die weiblichen Tiere sollen kastriert werden. &bdquo;Bei erfolgreicher Durchführung können wir bereits im zweiten Jahr mit einem Rückgang an Jungtieren um 50 bis 70 Prozent rechnen. Damit wird die Anzahl der Nachkommen effektiv reduziert“, teilt die Forscherin mit. Die Idee zum Projekt stammt aus Italien. Dort versucht man seit dem Jahr 2010, die steigende Population von Nutrias zu reduzieren. &bdquo;Auch dort hatte sich gezeigt, dass die intensive Bejagung nicht den erwarteten Erfolg hatte. Die Population der Nutrias konnte in dem untersuchten Gebiet auf 40 Prozent reduziert werden“, teilt Laininger auf ihrer Internetseite mit. Das Konzept möchte man nun auf die Waschbären übertragen. Projekt soll in Bünde umgesetzt werden Sollte das in Berlin gelingen, möchte Renate Siekköter nach eigener Aussage auch im Kreis Herford für die Waschbär-Unfruchtbarmachung werben. &bdquo;Es ist wichtig, dass man die Population in den Griff bekommt. Das ist sinnvoll, darf aber nicht durch das Töten der Tiere passieren. Dadurch erreicht man nichts“, sagt die Tierschützerin, die mit ihren Mitarbeitern im Tierheim in Bünde seit 2019 selbst zwei Waschbären betreut. Die Wildtiere tragen die Namen Lukas und Klara und leben in einem vorschriftsmäßig hergerichteten Raum mit großem Außengehege. Beide Tiere sind mittlerweile stubenrein, wie Siekkötter berichtet, und natürlich immer neugierig auf Besuch. Anders als das zuletzt gesehene Wildtier im Doberg seien die Tierheim-Waschbären ganz zahm. &bdquo;Sie haben noch nie jemanden gekratzt oder gebissen“, sagt die Tierschützerin.

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