Frauen werden in Freibädern im Kreis Herford ungefragt fotografiert

Bünde/Kirchlengern/Rödinghausen. Noch nie war es so leicht, Erinnerungen in Bild und Ton festzuhalten, wie seit der Erfindung des Smartphones. Fotos und Videos sind in Sekunden erstellt – und theoretisch auch um die ganze Welt verteilt. So lange darauf Freunde und Bekannte zu sehen sind, die mit den Aufnahmen einverstanden sind, wird es keine Probleme geben. Einer Gruppe junger Frauen erging es in den vergangenen Wochen in den Freibädern in Kirchlengern und Bünde allerdings anders. Am Tag nach dem Besuch im Aqua Fun in Kirchlengern wurde die siebzehnjährige Franziska S. (alle Namen geändert) aus Bünde von einer Freundin über einen Instagram-Account informiert, der ihren Namen trägt und ein Foto von ihr zeigt, dass sie im Profil, aber erkennbar im Bikini zeigt, nachdem sie gerade aus dem Becken gestiegen war. Den Namen musste der Handyfotograf wohl aus Gesprächen der Freundinnen aufgeschnappt haben, als er sie belauschte. Bikini-Foto auf Fake-Instagram-Profil Schnell kam es zu einem Wortwechsel im Chat zwischen dem jugendlichen Fotografen sowie der Betroffenen und ihren Freundinnen. Auch als Franziska S. mit Anzeige drohte, zeigte sich der Jugendliche, den die jungen Frauen am Tag zuvor auch kurz wahrgenommen hatten, wenig beeindruckt. Er antwortete: &bdquo;Wen willst du denn anzeigen? Wer bin ich denn?“ Instagram als Social-Media-Plattform löschte den Account nach mehrmaligem Melden nicht. Die junge Frau erstellte Screenshots des Instagram-Profils und des Chatverlaufs und erstattete Anzeige. Das Verfahren läuft aktuell. Ende Juni und am vergangenen Wochenende erging es den jungen Frauen, die diesmal in einer größeren Gruppe im Alter von 16 bis 21 Jahren das Bünder Freibad besuchten, nicht viel besser. &bdquo;Jedes mal, wenn wir aus dem Wasser kamen und zu unserem Platz gingen, kamen wir an einer Gruppe älterer Männer vorbei. Sie pfiffen hinter uns her und hielten ihre Smartphones hoch“, sagt Jamila K., eine 21-jährige Freundin von Franziska S. &bdquo;Ob sie uns tatsächlich filmten oder fotografierten, kann ich nicht sagen, doch das war alles andere als schön.“ In den Augen der Freundinnen seien die &bdquo;älteren Männer“ etwa zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen. Die jungen Frauen beobachteten die Szenerie noch eine Zeit, bevor sie gingen und konnten erkennen, dass die Männer auch andere Frauen ins Visier nahmen, die das aber nicht bemerkten. Allerdings scheuten sie, Aufsehen zu erregen und die Männer beim Personal zu melden. Doch genau das wäre der beste Weg gewesen, wie EWB-Geschäftsführerin Marion Kapsa für das Bünder Freibad und Kirchlengerns Bürgermeister Rüdiger Meier für das Aqua Fun schreiben, die diese Vorfälle sehr bedauern. Smartphone-Verbot nicht durchsetzbar &bdquo;Die Haus- und Badeordnung der Bünder Bäder untersagt in Punkt 1.7. eindeutig das Fotografieren und Filmen fremder Personen oder Gruppen ohne deren Einwilligung“, heißt es in dem Schreiben auf Nachfrage der Neuen Westfälischen. Ebenso gilt für das Aqua Fun: &bdquo;Die Haus- und Badeordnung für das Freizeitbad Aqua Fun regelt in § 5 Absatz 6, dass das Fotografieren und Filmen im gesamten Freizeitbad Aqua Fun nicht gestattet ist. &bdquo;Diese Vorgaben werden durch das Badpersonal selbstverständlich mit großer Sorgfalt umgesetzt. Sollten solche Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung bekannt werden, greift das Personal sofort ein und verhängt im Wiederholungsfall sogar ein Hausverbot“, so Rüdiger Meier. In Bünde werden nach Marion Kapsas Worten sogar noch weitere Kräfte mobilisiert: &bdquo;An besucherstarken Tagen, wie auch am vergangenen Wochenende, wird das Aufsichtspersonal im Bünder Bad zusätzlich durch einen Sicherheitsdienst unterstützt. Dieser kontrolliert insbesondere auch die weitläufigen Liegewiesen des Freibades. Dennoch können die Mitarbeiter nicht überall zur gleichen Zeit sein und sind somit in allen Belangen auch auf Hinweise der Badegäste angewiesen.“ Ein Melden der Vorfälle hätte also durchaus Sinn ergeben. Dass die Kontrollen offenbar greifen, zeigt die weitere Aussage der EWB-Geschäftsführerin: &bdquo;Am vergangenen Sonntag fielen einzelne Bünder Badegäste auf, die vom Beckenrand/-umgang fotografierten. Das wurde umgehend durch das Badpersonal unterbunden.“ Den jungen Frauen um Franziska S. und Jamila K. wäre es am liebsten, wenn in den Bädern überhaupt keine Smartphones und Kameras zugelassen würden. Doch das umzusetzen, sei laut Marion Kapsa und Rüdiger Meier schwierig: &bdquo;Ein grundsätzliches Verbot von Smartphones in den Bädern ist leider nicht umsetzbar. Die Geräte werden – von allen Altersgruppen – zur Kommunikation, zum Lesen, Filmschauen und vieles andere genutzt. Ein grundsätzliches Verbot von Smartphones in öffentlichen Freibädern würde daher bei Besuchern auf berechtigtes Unverständnis stoßen. Es ist weder durchzusetzen noch kontrollierbar. Wir appellieren an die Badegäste, sich bei Auffälligkeiten, Fragen oder Beschwerden unbedingt vertrauensvoll an das Badpersonal zu wenden“, heißt es abschließend in der Stellungnahme. Fotografen beim Badpersonal melden Im Freibad Rödinghausen gibt es im Gegensatz zu den Bädern in Bünde und Kirchlengern kein explizites Fotografierverbot, wie eine Erklärung von Gemeindesprecher Niklas Krämer zeigt: &bdquo;Jedoch heißt es in der Haus- und Badeordnung: ’Die Badegäste haben alles zu unterlassen, was den guten Sitten sowie der Aufrechterhaltung der Sicherheit, Ruhe und Ordnung zuwiderläuft’“, so Krämer. Und weiter: &bdquo;Aufgrund dieser Regelung achten die Bad-Mitarbeiterinnen auf offensichtliches Fotografieren und schreiten dementsprechend ein“, informiert Geschäftsbereichsleiter Daniel Müller von der Gemeinde Rödinghausen. Zudem werde in manchen Bereichen mit Schildern mit der Aufschrift &bdquo;Fotografieren verboten“ auf die entsprechenden Regeln hingewiesen. Franziska S., Jamila K. und ihre Freundinnen haben sich jedenfalls vorgenommen, künftig in Freibädern weiterhin aufmerksam nach gezückten Smartphones zu gucken und die &bdquo;Fotografen“ zur Rede zu stellen oder beim Personal zu melden. Letztgenannter dürfte wohl auch der erfolgversprechendere Weg sein.

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