Ruhestand

Bünder Kita-Leitung verabschiedet: Kinder von damals bringen heute ihre eigenen Kinder

Ina Klaus-Petrach baute die Kita Kieselstein in Bünde 1997 auf. Unter Tränen verabschiedete sie sich beim Sommerfest der Kita von Kollegen, Eltern und Kindern in den Ruhestand.

Ina Klaus-Petrach war 26 Jahre lang Leitung der Kita Kieselstein und wird die Kollegen und vor allem die Kinder im Ruhestand vermissen. | © Louisa Kohnert

05.07.2023 | 05.07.2023, 17:58

Bünde. „Liebe Ina, du Frau Klaus, du siehst heute anders aus. Und du gehst zum letzten Mal durch unsere Tür.“ Das selbstgeschriebene Lied, mit dem Kita-Leiterin Ina Klaus-Petrach in den Ruhestand verabschiedet wurde, trieb so manchem Zuhörer die Tränen in die Augen. 26 Jahre lang war die gelernte Erzieherin Leitung der DRK-Kita Kieselstein in Bünde, die am 16. Juni 1997 die Türen für die ersten Kinder öffnete. In dieser Zeit hat sich ein Netzwerk aus Kolleginnen, Eltern, Kindern und Ehemaligen gebildet, die sich feierlich verabschieden wollten. Der passende Moment war das Sommerfest der Kita, das am Wochenende stattfand.

Als die Kinder und Kolleginnen für sie sangen, konnte sich Leiterin Ina Klaus-Petrach ein paar Tränen nicht verkneifen. - © Louisa Kohnert
Als die Kinder und Kolleginnen für sie sangen, konnte sich Leiterin Ina Klaus-Petrach ein paar Tränen nicht verkneifen. | © Louisa Kohnert

Schon Anfang der 1990er-Jahre arbeitete Ina Klaus-Petrach als Erzieherin, erst im Kinderparadies in Ennigloh vom Kirchenkreis und ab 1995 beim Deutschen Roten Kreuz. Nach der Schließung eines Kindergartens leitete sie zunächst zwei Jahre lang zwei Notgruppen in Rödinghausen für den Übergang, bevor in Bünde die Kita Kieselstein eröffnet wurde. Damals noch mit 50 Kindern und 6 Mitarbeiterinnen wuchs die Kita über die Jahre und ist heute ein zweites Zuhause für knapp 100 Kinder und mehr als 20 Erzieherinnen. Im ersten Jahr leitete Klaus-Petrach noch selbst eine der heute fünf Gruppen. Mit der Zeit wurden die aktiven Stunden immer weiter reduziert und vor einigen Jahren ging sie komplett in den administrativen Dienst über. Präsent war sie für Kinder und Kolleginnen aber immer.

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„Ina, du hattest immer ein offenes Ohr, für uns Kolleginnen, für die Eltern und natürlich für die Kinder. Du warst nicht nur Vorgesetze oder Leitung, du warst auch eine echte Kollegin“, bedankte sich ihre Stellvertreterin Natasha Hill-Beermann in einer Rede auf dem Sommerfest bei der langjährigen Leiterin. Dieses offene Ohr und stete Präsenz waren es auch, die zum Erfolg der Kita, zu deren Wachstum und mehreren Anbauten beitrugen.

"Jedes Kind fühlte sich geliebt und geborgen"

„In 26 Jahren als Kita-Leitung erlebt man gute wie auch schlechte Zeiten“, erinnerte sich Klaus-Petrach an ihre Zeit im Kieselstein zurück. „Und wenn wir die schlechten nicht zusammen durchgestanden hätten, dann hätte es auch die guten Zeiten nicht gegeben“, bedankte sie sich bei ihren Kolleginnen, von denen einige beinahe ebenso lang dabei sind wie sie.

Auch die Kinder hätten dazu einen großen Beitrag geleistet. „Egal, wie schlecht man morgens drauf ist, wenn dann ein Kinderlächeln oder so ein lustiger Kinderspruch um die Ecke kommt, ist schon alles wieder gut“, erklärt die „Bossin“ der Kita, wie sie von manchen Kindern liebevoll genannt wurde.

Bunte Luftballons und gute Wünsche von den Kindern stiegen für ihre langjährige Leitung Ina Klaus-Petrach in den Himmel. - © Louisa Kohnert
Bunte Luftballons und gute Wünsche von den Kindern stiegen für ihre langjährige Leitung Ina Klaus-Petrach in den Himmel. | © Louisa Kohnert

Auch von ganz oben wurde Ina Klaus-Petrachs Engagement für den Beruf gewürdigt. „Sie haben dafür gesorgt, dass sich jedes Kind geliebt, geborgen und angenommen gefühlt hat. Sie haben eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen und die Kinder viele Jahre mit Engagement, Leidenschaft und Liebe begleitet“, sagte Michael Honder, Geschäftsführer des DRK Kreisverbands Herford-Land.

Das Vertrauen der Kinder reicht bis ins Erwachsenenalter und besonders freut sich die ehemalige Leiterin darüber, heute wiederum die Kinder von ehemaligen Kindergartenkindern betreuen zu dürfen.

Neue Leiterin vorgestellt

Zum Dank gab es vom DRK Blumen und einen Geschenkkorb, während die Kinder und Eltern sich etwas Besonderes überlegt hatten: Eine gemütliche Holzbank, perfekt, um das Rentnerleben im Garten zu genießen. Auf der silbernen Plakette an der Rückenlehne stehen die Worte: „Vielen Dank sagen alle Groß und Klein vom Kieselstein.“ Außerdem wurden zahlreiche weitere Präsente von den Kindern überreicht und als dann auch noch hunderte Helium-Ballons mit guten Wünschen für den Ruhestand in die Luft stiegen, konnte Ina Klaus-Petrach sich eine Träne nicht verkneifen.

Auch die Eltern werden sie als Leitung vermissen. „Meine erste Begegnung mit Frau Klaus-Petrach hat mich beeindruckt“, erinnerte sich Monique Koch, die zwei Kinder in der Kita Kieselstein hat. „Als ich mein erstes Kind angemeldet habe, hat sie mich selbst rumgeführt und mir alles gezeigt. Sie war immer sehr persönlich und nahbar.“

Große Fußstapfen sind das also, die es nun für Maike Leppek zu füllen gilt. Die Erzieherin leitete zuvor sieben Jahre lang eine AWO-Kita und wird in wenigen Wochen die Leitung der Kita Kieselstein übernehmen. Die neue Aufgabe will sie vor allem mit Offenheit angehen. „Ich schaue mir erst einmal alles an. Ich möchte das Team kennenlernen, die Kinder kennenlernen. Und ich werde auch in Zukunft von einem tollen Team unterstützt werden.“ Die nächsten zwei Wochen leitet Ina Klaus-Petrach ihre Nachfolgerin noch an und sei auch danach ja nicht aus der Welt.

"Freue mich auf die Freiheit"

Maike Leppek (l.) wird am Sommer nach 26 Jahren die Nachfolge von Ina Klaus-Petrach als Kita-Leitung antreten. - © Louisa Kohnert
Maike Leppek (l.) wird am Sommer nach 26 Jahren die Nachfolge von Ina Klaus-Petrach als Kita-Leitung antreten. | © Louisa Kohnert

„Der Kontakt zum Kieselstein wird bestehen bleiben und ich komme sicherlich mal wieder“, versicherte Klaus-Petrach. Für die Zukunft der Kita und deren Mitarbeiterinnen wünscht sie sich mehr Anerkennung in der Gesellschaft. „Das ist ein Beruf, der zwar viel geschätzt, aber auch viel unterschätzt wird. Erzieher sind für manche Kinder nicht nur familienergänzend, sondern sogar familienersetzend.“ Sie hofft für den ganzen Berufszweig, dass in Zukunft die Personaldecke weniger dünn sein wird. „Wir haben auch einen Bildungsauftrag und kleinere Gruppen oder mehr Erzieher würden es noch besser gewährleisten, dass wir diesem Auftrag nachkommen. Das würde ich mir wünschen.“

Für ihre private Zukunft freut sich Ina Klaus-Petrach auf die Spontanität im Ruhestand. „Ich freue mich auf die Freiheit, selbst entscheiden zu können, was ich mache und was ich nicht mache. Spontan mal was unternehmen, oder eben auch nicht.“ Und sie freut sich auf die Zeit. Zeit mit ihrem Mann, mit ihrer Familie, mit ihrer Enkelin. Nach all der Zeit für die Kita Kieselstein, hat sie sich die Zeit für sich selbst nun auch redlich verdient. Alles Gute zum Ruhestand!