Kinderschutzbund in Bünde hilft trauernden Kindern - Gespräche bleiben geheim

Bünde. Das Kind verhält sich plötzlich anders. Zieht sich zurück, zeigt Aggressionen, die es vorher nie hatte, oder hat plötzlich wieder Angst, alleine zu bleiben. Das könnten unter anderem Anzeichen dafür sein, dass es noch oder wieder einen Trauerprozess verarbeitet, sagt die Diplom-Sozialpädagogin und Kunsttherapeutin Martina Vögeding. Die 54-Jährige ist seit Januar 2022 Leiterin des Kinderschutzbundes Bünde, unterstützt verschiedene Projekte und ist jetzt auch die Ansprechpartnerin beim neusten Projekt des Vereins: der Beratung für Kinder und Jugendliche bei Verlust und Trauer. &bdquo;Der Begriff der Trauerberatung ist breiter gestrickt. Man trauert nicht nur, wenn jemand gestorben ist, sondern auch, wenn man einen großen Verlust erlitten hat“, erklärt Vögeding. Ein Verlust entstehe zum Beispiel nach einem Umzug, die beste Freundin wendet sich ab oder auch bei einer Scheidung der Eltern. Der Inhalt der Gespräche bleibt geheim &bdquo;Oft ist einem die Trauer um den Verlust in dem Moment gar nicht klar“, sagt sie. Die Verlustangst könnte sich auch erst Jahre später zeigen. Beispielsweise, wenn das Kind gerade eine stressige Zeit durchmacht, in der Pubertät steckt, Liebeskummer hat oder Ärger mit den Eltern. Besonders dann kann die Erinnerung an die vor drei Jahren verstorbene Oma wieder hochkommen und zu einer tiefen Trauer führen, sagt die Sozialpädagogin, die bereits in der Kinder-Trauerberatung beim Sterntaler-Verein in Bielefeld Erfahrungen sammeln konnte. Ob Vögeding dann immer die richtige Ansprechpartnerin ist, müsse in einem Erstgespräch geklärt werden, sagt sie, und sie betont: &bdquo;Ich bin keine Psychologin.“ Was sie anbietet, sind Einzelsprechstunden, in denen sie versuche, das Kind bei der Verarbeitung des Trauerprozesses zu unterstützen. Die Stunde werde individuell gestaltet. &bdquo;Wir malen, wir spielen draußen Federball oder auch mal ’Mensch ärgere dich nicht’“, so Vögeding. Nebenbei entstünden die Gespräche dann ganz beiläufig. Diese blieben dann auch selbstverständlich unter Verschluss. Nur wenn das Kind es ausdrücklich wünscht, gibt die Beraterin das Gesagte weiter an die Eltern. &bdquo;Wichtig ist auch, dass sich Veränderungen nach einigen Gesprächsstunden zeigen müssen“, sagt die Therapeutin. Sonst müsse man das Gespräch mit den Eltern suchen, die dann vielleicht anderswo Hilfe erfragen. Vögeding hatte zum Beispiel schon einmal ein junges Mädchen mit einem Todesfall in der Familie in ihrer Beratung. Die Mutter habe sich bei ihr gemeldet, weil das Mädchen Trauer in Form von Weinkrämpfen gezeigt hatte. In der ersten Beratungsstunde habe sich das Mädchen breitbeinig vor sie hingestellt und gefragt &bdquo;Und was willst du jetzt von mir?“ Es habe ein großes Aggressionspotenzial gezeigt – verbal und körperlich, erinnert sich Vögeding. Das Angebot sei niedrigschwellig Man einigte sich auf einen Beratungstermin alle zwei Wochen. Innerhalb eines halben Jahres habe sich das Mädchen erst nur darauf eingelassen und dann allmählich geöffnet. &bdquo;Beim Abschied fragte sie nach meiner Telefonnummer. Falls es ihr irgendwann wieder schlecht gehen sollte, ob sie mich dann einmal anrufen könnte“, so die Leiterin des Kinderschutzbunds weiter und freut sich, dass es dem Mädchen heute besser geht. &bdquo;Unsere Arbeit ist oft nur ein Tropfen auf einem heißen Stein“, sagt die Vorsitzende des Kinderschutzverbands Bünde Martina Kmoch. Aber sie könne schon helfen. &bdquo;Wir bieten hier eine niederschwellige Hilfe an.“ Mehr als 100 Ehrenamtliche arbeiten eng im Haus an der Von-Schütz-Straße zusammen. Projekte, wie die Hausaufgabenbetreuung, die Kleiderkammer oder nun auch das Projekt &bdquo;Trennung tut weh“ dienen dazu, Kinder zu unterstützen, ihre Stärken zu stärken und bei Problemen einfach nur da zu sein, genauso wie bei den Sorgen und Nöten des Alltags. Der Verein finanziert sich über Spenden. Eltern, die merken, dass ihrem Kind eine Trauerberatung gut tun könnte, können sich bei Vögeding melden, Tel. 05223 43100, mobil unter Tel. 01590 1489849 oder per E-Mail martina.voegeding@kinderschutzbund-buende.de.

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