Betrugs-Maschen am Telefon: Expertin gibt Tipps, wie man sich vor Betrügern schützt

Kreis Herford. &bdquo;Schockanruf mitten in der Nacht“, &bdquo;Betrüger erbeuten Schmuck von 82-Jähriger“, &bdquo;Falsche Polizisten bringen Seniorin um hohe Geldsumme“ – solche oder ähnliche Schlagzeilen gibt es immer wieder. Die erste Reaktion beim Lesen solcher Nachrichten: Wie kann man darauf denn reinfallen? &bdquo;Die Täter nutzen die Überraschung und den Hilfsinstinkt von älteren Menschen bewusst aus“, weiß Kriminalhauptkommissarin Sibylle Thiel, die regelmäßig Vorträge zur Kriminalprävention gibt. So zuletzt auf Einladung des SoVD im Kreis Herford. &bdquo;Die Täter gehen davon aus, dass Senioren gutgläubiger sind und in der Regel haben die Betrüger hier auch eine höhere Gewinnerwartung, schließlich haben die Senioren ihr ganzes Leben über gearbeitet“, sagt die Polizistin. Hinzu komme, dass viele ältere Menschen oft alleine leben und &bdquo;vielleicht auch nicht mehr so gut sehen oder hören“. Daher glauben die Täter, die &bdquo;oft in in callcenterähnlichen Büros im Ausland sitzen und hier ihre Komplizen haben, die später zu den Opfern fahren und Geld und Wertsachen abholen“, leichtes Spiel zu haben. Schockanrufe bringen Betroffene aus der Fassung Enkeltrick am Telefon Ein Klassiker ist nach wie vor der Enkeltrick am Telefon. &bdquo;Wenn jemand am Telefon von Ihnen Geld einfordert, sollten Sie sich auf keinen Fall darauf einlassen“, rät Thiel. Sollte ein Verwandter in der Tat Geld benötigen, &bdquo;sollten Sie das immer persönlich klären, von Angesicht zu Angesicht, oder notfalls über einen Videoanruf. Und nie voreilig handeln“, rät Thiel. Hilfreich sei es auch, das Telefonat zu beenden und denjenigen, der vorgibt am Telefon zu sein, unter seiner bekannten Nummer anzurufen. &bdquo;Schockanrufe“ Eine weitere Masche sind sogenannte Schockanrufe. &bdquo;Plötzlich meldet sich jemand weinend am Telefon und sagt: Papa/Mama, es ist etwas Schreckliches passiert. Ich hatte einen Unfall. Ich habe jemanden totgefahren und sitze im Gefängnis und komme nur gegen Kaution frei. Hilf mir“, nennt Thiel ein Beispiel. &bdquo;Der Stresslevel geht dann hoch, es geht schnell auf die emotionale Ebene, man kann nicht mehr rational denken“, sagt Thiel. Deshalb könne auch jeder zum Opfer werden, sagt sie. Nächtlicher Druck Eine weitere Variante sei ein Anruf mitten in der Nacht, vermeintlich von Ärzten aus dem Krankenhaus: Das Kind habe einen schweren Unfall gehabt, ein Spezialist könne zur Behandlung eingeflogen werden, die Verwandten müssten allerdings in Vorleistung gehen, gaukeln die Betrüger vor. &bdquo;Die Betrüger wollen möglichst viel psychischen Druck ausüben“, erklärt Thiel. Die Whatsapp-Falle Immer wieder kommt es vor, dass Betroffene über den Massengerdienst Whatsapp Nachrichten von unbekannten Nummern bekommen. Hier geben sich die Absender als vermeintlicher Sohn oder vermeintliche Tochter aus und versuchen Druck auszuüben, um so an das Geld der Angeschriebenen zu kommen. Die Tatsache, dass es sich um eine unbekannte Telefonnummer handelt, mit der kommuniziert wird, versuchen die Betrüger zu erklären. Hier geht es zu einem Fall, in dem ein Familienvater aus Herford um sein Erspartes gebracht werden sollte. Das konnte in letzter Sekunde verhindert werden. So fällt man nicht auf falsche Polizisten rein Auch auf klassische Betrügereien durch falsche Polizisten und vermeintliche Bankmitarbeiter, die Geld- und Wertsachen sichern wollen, weist sie hin. &bdquo;Die richtige Polizei ruft nie über die 110 an. Die Betrüger können aber auch jede beliebige Nummer – beispielsweise von der lokalen Polizeileitstelle – im Display anzeigen lassen“, mahnt sie. Am besten notiert man sich immer den Namen des vermeintlichen Polizisten, legt auf, wartet auf ein Freizeichen und meldet sich dann direkt unter der richtigen, bekannten Nummer bei der Leitstelle, um den Anruf zu überprüfen. &bdquo;Von uns kommt niemand, um Wertgegenstände entgegenzunehmen und zu verwahren“, fügt sie direkt hinzu. Ebenso fragen Banken am Telefon nie danach, wie viel Vermögen und welche Wertsachen im Haus sind. Im Zweifel sollten sich die möglichen Betrugsopfer immer bei der Polizei oder ihrer Bank rückversichern. &bdquo;Polizeibehörden wie Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt, Europol und Interpol werden auch nie direkt bei Ihnen anrufen“, erklärt Thiel. Fragen vermeintliche Sicherheitsbehörden nach persönlichen Daten, solle man diese keinesfalls rausgeben. &bdquo;Damit wird sonst Schindluder betrieben.“ Was Betroffene wissen sollten Betrugsversuche sollten immer der Polizei gemeldet werden. Thiel hat auch Tipps, um sich präventiv zu schützen. Ein paar Beispiele: Eintrag im Telefonbuch löschen lassen. Oder: den Vornamen abkürzen (S. Meier). So kann niemand direkt auf das Alter schließen. Den verstorbenen Partner mit im Eintrag stehen lassen; so weiß niemand, dass man alleine lebt. Anrufe von unbekannten Nummern nie direkt annehmen lassen, nur vom Anrufbeantworter oder der Mailbox. Telefonfilter: Ausländische Nummern/Werbeanrufe blockieren. &bdquo;Whitelist“: Alle Telefonnummern einprogrammieren, die einen anrufen dürfen. Anrufe von nicht eingespeicherten Nummern werden nicht durchgestellt. Bei ständigen Problemen mit Werbeanrufen: Rufnummer wechseln. Auflegen, wenn sich das Gegenüber nicht vorstellt (&bdquo;Na, weißt du, wer hier ist?“). Weitere Tipps finden Interessierte bei der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Meistgelesen