Zweite Chance: Bünder Brandstifter bleibt auf freiem Fuß

Bünde. Zahlreiche Nachbarn einer Siedlung in Bünde hat ein heute 46-Jähriger über Jahre in Angst versetzt. Mehrfach sind Polizei und Feuerwehr zu Großeinsätzen in einem Mehrfamilienhaus angerückt. Die Liste der Vergehen ist lang – doch der Bünder bekommt noch eine zweite Chance. Einmal droht der psychisch auffällige Mann damit, einen Gashahn geöffnet zu haben. Gegenüber anrückenden Polizisten kündigt er zudem an, seine Eingangstür manipuliert zu haben, um die Beamten vom Eindringen in die Wohnung abzuhalten. Bei einer weiteren Tat attackiert er einen Anwohner mit einem mit Zucker gefüllten Marmeladenglas. &bdquo;Er hat immer nur geschrien, und auch gesagt, dass ich ein Schwein bin und dass er mich umbringen will“, sagt das damalige Opfer über den Angriff. Einige Zeit später entzündet der 46-Jährige Kartons und Plastikflaschen mit Desinfektionsmittel in seinem Hausflur. &bdquo;Da waren noch eine Menge Leute im Haus, das war abstrakt betrachtet schon sehr gefährlich. Es war ein großes Glück, dass da nicht mehr passiert ist“, sagt Richter Carsten Wahlmann vom Bielefelder Landgericht. Nachdem die Polizei in die Wohnung eindringt, sind fünf Beamte nötig, um den Bünder zu überwältigen. Weil der Brandstifter die Polizisten mit einem schweren Gegenstand bewirft und dazu eine Abwehrhaltung einnimmt, müssen die Beamten Pfefferspray einsetzen, um ihn zu überwältigen. Prozess dauerte mehrere Tage Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat den Bünder unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Nach mehreren Prozesstagen steht nun fest: Das Landgericht Bielefeld ist davon überzeugt, dass der 46-Jährige das Feuer gelegt und auch die Beamten sowie seinen Nachbarn attackiert hat. Der Angeklagte ist am Dienstagmittag zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt worden. Zudem hat das Gericht entschieden, den Mann in eine psychiatrische Einrichtung einzuweisen. Nach dem Urteilsspruch bleibt der Bünder aber in Freiheit. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt, wie Wahlmann erklärt. Hintergrund dieser Entscheidung ist unter anderem, dass das Gericht eine positive Sozialprognose sieht. Aufgrund der Vorfälle in der Siedlung hat der 46-Jährige seine dortige Wohnung mittlerweile räumen müssen und lebt jetzt in einer Obdachlosenunterkunft. Obwohl dies ein schwieriges Umfeld ist, hat sich der Bünder dort integriert und ist nicht mehr auffällig geworden. &bdquo;Das honorieren wir auch – obwohl sich die Umstände zum Negativen entwickelt haben. Aber Sie haben es geschafft, dass bisher nichts passiert ist“, sagt Wahlmann zum Angeklagten. Künftig soll der Bünder die Obdachloseneinrichtung aber verlassen und in ein Wohnprojekt außerhalb des Kreises Herford ziehen, wo er unter ärztlicher Aufsicht stehen wird. &bdquo;Ihre Wohnsituation ist jetzt problematisch, aber wenn Sie erst einmal in der Einrichtung sind, dann wird das eine gute Sache. Dort gibt es eine Tagesstruktur, das wird hinhauen“, sagt Wahlmann. Unter diesem Blickwinkel könne er gut mit einer Bewährungsstrafe leben, ergänzt der Richter. Einweisung in Psychiatrie möglich Dafür sei es aber notwendig, dass sich der 46-Jährige in den kommenden fünf Jahren nichts mehr zu Schulden kommen lässt und seine Medikamente nach den Vorgaben der Ärzte einnimmt. Ansonsten wird seine Bewährungsstrafe in eine Haftstrafe umgewandelt. Je nach Tat erfolgt das Absitzen in einem gewöhnlichen Gefängnis oder bei erneuter psychischer Auffälligkeit in der psychiatrischen Einrichtung in Lippstadt-Eickelborn. &bdquo;Und das wollen Sie auf keinen Fall“, sagt Wahlmann.

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